Katja Kettu

 4,1 Sterne bei 48 Bewertungen
Autorin von Wildauge, Die Unbezwingbare und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Katja Kettu, geboren 1978 in Finnland, gehört zu einer Gruppe junger Autoren, die sich der deutschen Besatzungszeit aus einer neuen Sichtweise nähern. Ihr Roman „Wildauge“ basiert auf Auszeichnungen ihrer Großmutter. Er stand mehrere Wochen lang auf Platz 1 der finnischen Bestsellerliste und wurde in 13 Sprachen übersetzt.

Alle Bücher von Katja Kettu

Cover des Buches Wildauge (ISBN: 9783548286167)

Wildauge

 (31)
Erschienen am 06.11.2015
Cover des Buches Die Unbezwingbare (ISBN: 9783365000861)

Die Unbezwingbare

 (16)
Erschienen am 22.11.2022
Cover des Buches Feuerherz (ISBN: 9783548290553)

Feuerherz

 (1)
Erschienen am 09.03.2018

Neue Rezensionen zu Katja Kettu

Cover des Buches Die Unbezwingbare (ISBN: 9783365000861)
R

Rezension zu "Die Unbezwingbare" von Katja Kettu

Auf der Suche nach Identität und der Wahrheit
readingsarahvor 7 Monaten

Lempi wächst in einem Reservat in Minnesota auf. Sie ist 12 als ihre Mutter spurlos verschwindet, kaum erwachsen verlässt auch sie ihre Heimat.

Nirgends füllt sie sich richtig angenommen, im Reservat gilt sie als zu weiß, außerhalb als nicht weiß genug und so ist ihr ganzes Leben eine endlose Suche nach Identität.

Jahrzehnte später, ihr Vater der an einer Amnesie leidet hat mal wieder ihre Mutter Rose als vermisst gemeldet, kehrt sie ins Reservat zurück. Ihr Vater spricht nun auch von einem verschwunden Mädchen und Lempi macht sich auf Spurensuche sowohl nach dem Mädchen, als auch nach der Vergangenheit und dem Verbleib der Mutter.

-

Katja Kettu macht hier unglaublich große Themen auf. Mit viel Feingefühl und einer angenehmen Sprache geht sie auf Identität, Rassismus, Trauma und die Verbrechen an der indigenen Bevölkerung ein. Vor allem die systematische Verschleppung und der Missbrauch an indigenen Frauen spielt eine große Rolle und wird eingehend beleuchtet. Dies führte bei mir zu viel Wut und Unverständnis. Wut über die Taten an sich, Unverständnis darüber, dass alle es zu wissen scheinen und niemand etwas dagegen unternimmt.

Das Schicksal von Rose und damit auch Lempi‘s Schicksal, aber auch das anderer Beteiligter, zeigen den Zusammenhang transgenerationaler Traumata und das ein Ausbruch daraus schwer möglich ist. Am Beispiel von Ettu, dem Vater, wird ein weiteres Ausmaß von Trauma sichtbar, dass hier in dem völligen Vergessen der Ereignisse und einer gestörten Hirnaktivität mündet. Auch dies ist sehr anschaulich dargestellt.

Überaus gut gelingt es der Autorin die Ungerechtigkeit gegenüber indigenen Personen in ihre Geschichte einzuflechten, sei es der Landraub oder das Verschleppen und  zwangsweise Christianisieren der Kinder und auch auf Probleme (Alkoholismus, Spielsucht) einzugehen. Dies alles hier auseinander zu nehmen und zu betrachten, würde den Rahmen sprengen, daher lest einfach selbst.

Sprachlich konnte mich das Buch auch überzeugen. Die einzelnen Abschnitte sind in Briefform verfasst, einmal alte Briefe von Rose an Lempi, einmal Briefe von Lempi an eine nahestehende Person. Dies macht es sehr nahbar auch wenn die Protagonsitin ansonsten distanziert auftritt.

-

Im Fazit ein wirklich tolles Buch, thematisch sehr dicht, sprachlich wunderschön und eine große Empfehlung von mir.

Cover des Buches Die Unbezwingbare (ISBN: 9783365000861)
bookfeminist_lenas avatar

Rezension zu "Die Unbezwingbare" von Katja Kettu

Interessant
bookfeminist_lenavor einem Jahr

TW: Rassismus, Misogynie, Gewalt

Lempi, die halb Finnin und halb Ojibwe ist, kehrt zurück nach Minnesota, in das Reservat, in dem sie damals aufgewachsen ist, da es ihrem Vater schlecht geht. Ihre Mutter Rose verschwand vor mehr als 40 Jahren und obwohl Lempis Vater seine Ehefrau bereits mehrmals als vermisst gemeldet hat, war die Polizei nie erpicht darauf große Suchmaßnahmen einzuleiten.
Aber jetzt gibt es eine Wende.
Noch wer wird vermisst.
Ein blondes Mädchen…

Bei der Suche nach dem Mädchen offenbaren sich viele Geheimnisse von Lempis Familie und das Schicksal von Rose gerät in den Fokus. Die Handlung erleben wir dabei aus Lempis und aus Roses Sicht. Rose schrieb ihrer Tochter Briefe bevor sie vor 45 Jahren verschwand. Und Lempi schreibt Briefe an einen Freund und schildert ihre Sicht der Dinge. Einiges an den Erzählungen ist verlässlicher als anderes.

Lempi sucht nach ihrer Identität, fühlt sich nirgendwo richtig akzeptiert und verstanden, Sie gerät dadurch mit der indigenen Bevölkerungen den Finnen und den Amerikanern aneinander.

Ich habe beim Lesen sehr viel über die Indigenen Völker und ihre Ansichten gelernt. Der Roman thematisiert die Vertreibung der indigenen Völker durch die weiße Bevölkerung. Er ist zwar fiktiv, aber es steckt sehr viel wahres dahinter.

Die Autorin schreibt in einer sehr fesselnden und naturbeladenen Sprache. Es ist gleichzeitig keine leichte Lektüre, da das Leben des indigenen Volkes von Gewalt und Unterdrückung gezeichnet ist. Dennoch eine sehr interessante und lohnenswerte Geschichte.

Cover des Buches Die Unbezwingbare (ISBN: 9783753000015)
Anna625s avatar

Rezension zu "Die Unbezwingbare" von Katja Kettu

Poetisch, intensiv, schwierig zu durchdringen
Anna625vor einem Jahr

Mit der am Ende des 19. Jahrhunderts stattgefundenen finnischen Migrationsbewegung in die USA habe ich mich vor der Lektüre dieses Romans noch nie beschäftigt. Umso spannender hat sich daher auch das Vorwort lesen lassen, in welchem die Autorin zusammenfasst, wie zahlreiche Finnen in die dortigen Reservate des Ojibwe-Stamms zogen und aufgrund kultureller Ähnlichkeiten teilweise enge Beziehungen zwischen Immigranten und der indigenen Bevölkerung entstanden.

Im Zentrum des Romans stehen dabei Rose, die den Ojibwe angehört, ihre Beziehung zu Ettu, der mit seiner Familie aus Finnland immigriert ist, und Lempi, die gemeinsame Tochter der beiden. Der Roman spielt auf unterschiedlichen und doch nicht immer ganz leicht zu trennenden Zeitebenen und berichtet von Roses Kindheit und jungem Erwachsenenalter, die von schulischen Umerziehungsversuchen und dem Auseinandersetzen mit der Unterdrückung der eigenen Kultur geprägt sind, bis hin zu ihrem ungeklärten Verschwinden Jahre später. Ihre Tochter Lempi ist zu diesem Zeitpunkt selbst noch ein Kind und wird, da Ettu verdächtigt wird, etwas mit dem Verschwinden seiner Frau zu tun zu haben, in ein Leben außerhalb des Reservats geschickt, wo sie fortan damit zu kämpfen hat, gleichzeitig zu wenig und zu viel eine Weiße zu sein. 45 Jahre später kehrt Lempi ins Reservat zurück, um die Rätsel der Vergangenheit aufzudecken. Ihre Mutter war damals nicht die einzige Ojibwe-Frau, die scheinbar spurlos verschwunden ist, doch ebenso wie auch in den anderen Fällen hat sich niemand je darum bemüht, ihr Verschwinden aufzuklären. Was Lempi daraufhin in alten Briefen ihrer Mutter an sie liest, ist eine Geschichte vom Aufeinandertreffen unterschiedlicher Kulturen, von Umerziehungsversuchen, von Gewalt und Missbrauch.

Der Roman macht es einem gerade zu Anfang nicht leicht. Ich habe eine ganze Weile gebraucht, um zu verstehen, wer wie mit wem verwand, wer Ojibwe, wer Finne und wer "Findianer" ist. Zu diesem anfänglichen Dickicht trägt auf jeden Fall auch die Sprache bei, die aufgeladen ist von poetischen, teils nur schwer zu deutenden Metaphern und Formulierungen. Der Roman spielt mit Traum und Wirklichkeit und liefert zwei unzuverlässige Erzählerinnen, die mich auch im Nachhinein noch daran zweifeln lassen, welche der beschriebenen Ereignisse tatsächlich stattgefunden haben und welche nur im Kopf der Protagonistinnen. So bleiben für mich am Ende des Romans (zu?) viele Fragen unbeantwortet. Ab der Hälfte etwa hat mich der Roman gepackt, ich wollte dieses Gewirr an Poesie und Vergangenheit durchdringen; ganz gelungen ist mir das, trotz aller Faszination dafür, aber nicht. Vielleicht ist es diesem schwer zu durchdringenden Dickicht geschuldet, dass nach dem Lesen des Romans das Gefühl bleibt, der Fokus habe sich ab einem gewissen Punkt zu sehr auf die persönlichen (Liebes-) Beziehungen Lempis und zu wenig auf das Thema der Identitätskrise und des Konflikts zwischen Weißen und Anishinaabe bzw. die Diskriminierung letzterer konzentriert. Ein spezieller, nichtsdestotrotz aber intensiver  Roman, der von den Verbrechen an den Ojibwe berichtet und so der indigenen Bevölkerung Nordamerikas eine Stimmer verleiht.


Gespräche aus der Community

Starte mit "Neu" die erste Leserunde, Buchverlosung oder das erste Thema.

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks