Rezension zu "Girlsplaining" von Katja Klengel
Meine Meinung
Ich bin so langsam richtig im Comic-Genre angekommen und möchte mich auch hier, ähnlich wie in der Literatur, quer durch alles was das breit gefächerte Comic-Beet hergibt durchstöbern und lesen. Kürzlich erreichten mich gleich mehrere interessante Comics aus dem Reprodukt Verlag, die allesamt eines gemeinsam haben – es geht um starke Geschichten für und mit Frauen. Hier wären wir dann auch schon beim Thema Feminismus angelangt, was mich auch sehr reizt und über das ich zukünftig gerne mehr lesen möchte.
Ein wunderbarer Einstieg in das Thema Feminismus und Sexismus bietet Katja Klengel mit ihrem autobiographischen Comic »Girlsplaining«. Die in zarten Pink-Tönen gehaltene Comic-Ausgabe versammelt unterschiedlichste Alltagsszenarien von der Kindheit bis zum Erwachsenenalter, die bereits von Katja Klengel in ihrer Comic-Kolumne für die Internetseite Broadly veröffentlicht wurden.
Ich konnte mich sofort mit Comic-Katja identifizieren, ob das nun daran liegt, dass wir im gleichen Jahr geboren wurden und mit den gleichen kulturellen Einflüssen aufgewachsen sind, oder dass ich auch eine Faible für Sailor Moon habe, lasse ich jetzt einfach mal so stehen. Fakt ist, dass mir viele der unterschiedlichen Szenen sehr bekannt vorkamen und mir die popkulturellen Einflüsse, sei es Sex and the City, Sailor Moon, Buffy, Harry Potter oder Star Trek, sehr gut gefallen haben. Vor allem die Liebe und Leidenschaft der Autorin zu Sailor Moon spiegelt sich in ihren mangaesken Zeichnungen der Episoden wieder. Die ausdrucksstarken Gesichter führen durch mitreißende Panels in denen Katja Klengel kein Blatt vor den Mund nimmt und einige Dinge anspricht, die sonst nicht thematisiert sondern in unserer Gesellschaft eher tabuisiert werden.
Warum gab es diesen wundervollen Comic nicht schon 18 Jahre früher? Ich bin mir sicher, hätte ich damals eine solche Geschichte gelesen, wären viele Themen leichter gewesen und vor allen Dingen hätten mir die Szenen mit ihrer herrlichen Selbstironie jede Menge Mut mit auf den Weg zum Erwachsen werden mitgegeben. »Girlsplaining« sollte man jedem jungen Mädchen oder Frau, die sich für das Thema Sexismus und Feminismus interessiert an die Hand geben, wobei ich darauf hinweisen möchte, dass es sich hierbei um eine autobiographische Kolumne einer weißen Ü30 cis-gender Frau handelt und daher keine Diversität im Hinblick auf POC oder trans-gender mit einfließt. Außerdem kann es bei jüngeren Leserinnen und Lesern vorkommen, dass ein paar Pointen durch die deutlich bestimmenden popkulturellen Aspekte aus den 90er Jahren flöten gehen. Für mich persönlich hat allerdings genau das perfekt gepasst und ich würde durchaus auch jüngeren Leserinnen und Lesern dazu raten einfach mal einen Blick in den Comic zu werfen.
Besonders gut gefallen hat mir die leichte und lockere Art auf die Katja Klengel mit dem Thema umgeht und die ganze Sache nicht so bitterernst nimmt. Oftmals ist es sogar so, dass die lustigen Pointen der Episoden eine gute Portion Selbstironie in sich bergen und sich die Autorin auch augenzwinkernd selbst auf die Schippe nimmt. Dennoch geht die Botschaft die im Comic steckt nicht in Lachern unter, vielmehr setzt Katja Klengel mit ihren wirkungsvollen Zeichnungen ein Ausrufezeichen für einen freien Umgang von Frauen zu ihrem Geschlecht und kritisiert den gesellschaftlichen Umgang begonnen beim Spielzeug über Blümchenduft-Slipeinlagen und dem verklemmten Umgang mit der Betitelung des weiblichen Geschlechtorgans. Sehr gut kommt das z. B. bei einem Gespräch mit ihrem “Untenrum” – sagt einfach Vulva! – rüber. Also nichts wie ran: Mädels lest diesen Comic! Viva la Vulva!
Fazit
Eine starke Comic-Kolumne die sich für einen offeneren Umgang mit dem weiblichen Geschlecht ausspricht.
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