Cover des Buches Echtleben (ISBN: 9783821865355)
capkirkis avatar
Rezension zu Echtleben von Katja Kullmann

Rezension zu "Echtleben" von Katja Kullmann

von capkirki vor 13 Jahren

Rezension

capkirkis avatar
capkirkivor 13 Jahren
Geht gar nicht! Dieses Buch ist eine einzige Ansammlung von Selbstmitleidstiraden und Arroganz. Auf der einen Seite macht sich die Autorin über die "einfache Sekretärin" lustig, deren Job ja so sinnlos ist, dass sie sich wundert, dass die Frau trotzdem ihr Leben genießt, Mann und Kinder hat, in Urlaub fährt etc. auf der anderen Seite regt sie sich über die Überheblichkeit anderer auf, die es im Leben tatsächlich geschafft haben. Auf der einen Seite ist es absolut spießig auf dem Land zu wohnen und so wie seine Eltern zu werden (denn dann ist man "gescheitert"), aber Karriere machen und zu den Gewinnern zu gehören, ist auch ganz schrecklich, denn die Zitat: "Gewinner drücken aufs Gas, quengelig und garstig, in ihre moccafarbenen Speerspitzenautos, die so angenehm schnurren, wenn man sie wertvoll genug betankt und auch sonst gut behandelt. Oh mögen euch eure vergifteten Aktienportfolios schnellstmöglich unter den Fingern zerbröseln, oh mögen eure antiken Schränkchen zusammenkrachen und auf eure Ming-Vasen fallen, eure Faberge Eier und Murano Glas Sammlungen zerschlagen, oh mögen eure Leipziger-Schule-Sammlungen zu Staub zerfallen, die Privatschulen eurer weltgewandten Kinder wegen Asbestbefundes auf unbestimmte Zeit geschlossen werden und eure Art-deco-Sessel unter der Last eurer gebildeten Gesäße kollabieren, auf dass ihr mit Bandscheibenvorfällen in Krankenhäusern eingeliefert werdet, die Privatpatienten aus Prinzip nicht behandeln und falls doch, dann mögen sie euch zur Rekonvaleszenz ein Sech-Bett-Zimmer anbieten, auf dessen Fernsehapparat, per Mehrheitsbeschluss, 24 Stunden am Tag ein Tiernamen-Bingo-Kanal läuft. Lautstärke-Volume 12." "In" ist nur wer "hip" ist, von einer Ausstellung zur nächsten rennt, wer "kreativ" ist, wer nicht weiß, ob er gerade in Toronto oder Dortmund oder in Berlin oder Moskau ist (die Autorin scheint diese Städte tatsächlich nicht auseinander halten zu können, schließlich verbringt sie ja ihr Leben in "Asphalt Landschaften" und wird das auch nicht ändern) Btw. Deutschland spielt dabei keine große Rolle und das findet sie auch ganz gut so. Dass sie von ihrer selbst gepriesenen Kreativität nicht leben kann und dann auf Hartz IV angewiesen ist, das liegt nicht an ihr, das liegt einzig an der bösen Gesellschaft. Nicht sie ist schuld, sondern die "Anderen", die sie verachtet. Zum einen springt mich aus fast jedem Satz der Neid an, sie hat es nicht geschafft also sind die, die es geschafft haben, entweder Spießer, Verlierer oder rücksichtslose Kapitalistenschweine. Ich hab das Buch auf Seite 168 abgebrochen, es hat meinem Blutdruck nicht gut getan. Der Autorin möchte ich einfach raten, erwachsen zu werden. Und wenn sie es denn mal schafft, Eigenverantwortung zu übernehmen, mit sich und ihrem Leben zufrieden zu sein, dann legt sich vielleicht auch der Neid auf die „Anderen“, die Spießer, die Erfolgreichen, die Gewinner, die Sekretärinnen, die Firmenberater (mit denen ihrer Meinung nach eh niemand befreundet sein will), die Menschen mit kleinem Häuschen in Vororten und die Menschen, die eben keine Billy Regale kaufen, sondern eher Einzelstücke, eben alle anderen, die vielleicht nicht „hip“, aber in ihrem Leben angekommen sind.
Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks