Cover des Buches Böse Schafe (ISBN: 9783596156252)
Rezension zu Böse Schafe von Katja Lange-Müller

Böse Schafe

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Hat mich enttäuscht und frustriert zurückgelassen. Der nüchterne Schreibstil hat mir nicht zugesagt und die Protagonistin ist furchtbar.

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 6 Jahren

Meine Meinung

Ich hätte wahrscheinlich nie zu diesem Buch gegriffen, wenn es nicht zur Lektüre in meinem Lesekreis gekürt worden wäre. Ich kannte die Autorin vorher nicht und verspüre im Moment ehrlich gesagt auch kein großes Bedürfnis, weitere Werke von ihr zu lesen.

Schon auf den ersten Seiten des Romans ist mir klar geworden, dass der Schreibstil wohl nicht meinen Geschmack trifft. Die ersten Absätze klingen noch poetisch, aber insgesamt ist der Stil extrem sachlich, mehr Berichterstattung als Erzählung. Ganz besonders schlimm fand ich die Passagen, in der der Text ins Umgangssprachliche rutscht und in denen z.B. von „Semmelpampe“, „Kohle“ (zum Ausgeben, nicht zum Heizen) oder „Gewäsch“ die Rede ist. Sprache ist natürlich immer eine Geschmackssache, aber ich habe mich hier ästhetisch so gar nicht angesprochen gefühlt.

Vermutlich lag es auch an dem nüchternen Erzählstil, dass mich die Liebesgeschichte nicht wirklich berühren konnte. Bei einem Text mit dem Duktus einer Zeitungsreportage kommen einfach keine großen Emotionen auf. Die Ich-Erzählerin teilt uns zwar ausführlich mit, was sie wann wo fühlt, aber es wird uns eben nur gesagt und nicht gezeigt. Gegen Ende der Geschichte wird die Stimmung sehr düster und ernst, aber tatsächlich emotional mitgenommen hat mich auch dieser letzte Teil nicht.

Gut gefallen hat mir allerdings, dass Ich-Erzählerin Soja ihren Ex-Freund Harry im Text mit „Du“ anspricht. Dadurch hat man als Leser das Gefühl, einer Art Gespräch zwischen den beiden beizuwohnen. Außerdem ist es der Autorin gut gelungen, den Charakter der Protagonistin in die Erzählstimme einfließen zu lassen. Ich konnte beim Lesen fast den nöligen Unterton hören.

Das Verhalten von Protagonistin Soja fand ich nach einer Weile fürchterlich frustrierend. Obwohl Harry sie offensichtlich schlecht behandelt, biedert sie sich weiter an. Ich hatte wirklich keinen Spaß daran, zu lesen wie sie sich von ihm ausnutzen lässt und für ihn nach einer Weile im Grunde mehr Mutter als Freundin ist. Nach der Wendung ca. nach der Hälfte des Romans hätte jede normale Frau Harry zumindest mal aus der Wohnung rausgeworfen, wo er sich ganz selbstverständlich einquartiert hat. Ganz abgesehen davon, dass er sie ziemlich offensichtlich betrügt und sich ohne zu fragen Geld „borgt“. Insgesamt ist Soja sehr unselbstständig und nie bereit, für ihre eigenen Überzeugungen einzustehen. Auf Schwierigkeiten reagiert sie mit Heulen, Trinken oder Gelegenheitssex, alles keine besonders zielführenden Strategien. Harry war mir von Anfang an unsympathisch, ich hatte wie gesagt den Eindruck, dass er Soja ausbeutet und sich ihr gegenüber alles in allem grauenhaft verhält.

Ein kleiner Trost ist, dass zumindest der historische Hintergrund interessant ist. Ich fand es spannend, mehr über das Leben in Westberlin kurz vor der Wende zu erfahren, und die Beschreibung des Mauerfalls hat mir ebenfalls gut gefallen.

Fazit

Insgesamt hat mich „Böse Schafe“ leider enttäuscht und frustriert zurückgelassen. Ich kann dem Roman wirklich nur wenig positives abgewinnen und werde keine weiteren Bücher der Autorin lesen.

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