Rezension zu "Innerlich bin ich aus Lakritze" von Katja Ludwig
„Innerlich bin ich aus Lakritze“ ist ein ganz wunderbares Buch, das voller Einfühlungsvermögen und Witz die Geschichte der zwölfjährigen Lilou erzählt. Es zeigt auf ganz eindrückliche Art, wie wichtig Freundschaften und Familie sind und dass viele Menschen Talente und Eigenschaften haben, die sich auf den ersten Blick nicht erschließen.
Lilou hat eine besonders ausgeprägte Form von Synästhesie und nimmt ihre Umwelt deshalb auf eine ganz eigene Art wahr: Einige Zahlen sind farbig, andere schmecken oder riechen besonders. Das gilt auch für Menschen, die sie oft mit allen Sinnen wahrnimmt - so umgibt eine schwefelgelbe Wolke die Mathelehrerin und Lilous Mutter riecht "ranzig", wenn sie sich ärgert.
Dieses „Mischimaschi“ im Kopf hütet Lilou wie ein Geheimnis, doch als plötzlich ihr Opa mit zwei gebrochenen Armen bei ihrer Mutter und ihr einzieht, gerät ihre Welt immer mehr durcheinander. Ein Glück gibt es ihren Mitschüler Onno, doch soll sie ihm ihr Geheimnis offenbaren?
Die Geschichte liest sich wunderbar leicht, da sie aus Lilous Perspektive geschrieben ist. Dennoch würde ich das Buch nicht zwingend als Kinder- und Jugendbuch einordnen, sondern glaube, dass es sich gleichermaßen für erwachsene Leser:innen eignet.
Das liegt besonders an den vielen Dingen, die sich zwischen den Zeilen ereignen. Außerdem schärft Lilous Art, die Welt wahrzunehmen und zu beschreiben, den eigenen Blick auf die Umwelt und die Mitmenschen - Lilou gelingt es nämlich so gut, ihre Wahrnehmung zu überspielen, dass sich beim Lesen fast automatisch die Frage stellt, welche verborgenen Talente die Kinder im eignen Umfeld wohl haben.
Mich hat Lilous Geschichte und die Art, wie sie erzählt wurde, sehr berührt. Einzig die Darstellung Lilous auf dem Cover entspricht so gar nicht meiner Vorstellung der Hauptfigur. Dafür haben mir „Lilous“ Zeichnungen im Innenteil umso mehr gefallen!