Klappentext:
Ein brutaler Überfall stürzt das Leben von Jazz in einen Abgrund voller Angst und Grauen. Gleichzeitig verschwinden ihre Mutter und Schwester – die Polizei steht vor einem schier unlösbaren Rätsel. Wurde die Familie Zielscheibe eines perversen Serienkillers oder steckt ein dunkles Geheimnis aus der Vergangenheit hinter dem schrecklichen Geschehen?
Meinung:
Bei dem Buch "Spiegelmädchen" handelt es sich um eine Neuauflage des bereits 2015 erschienenen Buches "Zerrspiegel", welches von SWB Media veröffentlicht wurde. Die neue Ausgabe stammt von 2022 und wurde von dp als Ebook, Taschenbuch und Hörbuch heraus gebracht. Gesprochen wird dies von Kevin Kasper, der den Thriller abwechselnd aus der Sicht von Jazz und dem Täter erzählt.
In diesem Werk von Katja Montejano steht die psychologische Auseinandersetzung zwischen Opfer und Täter im Vordergrund, während die Polizei mit ihren Ermittlungen im Dunkeln tappt. Dass es sich bei der Protagonistin Jazz um eine Frau mit Asperger-Syndrom handelt, war mir unbekannt und gerade am Anfang habe ich mich immer wieder gefragt, ob ihr Denken und Verhalten von der Autorin realistisch dargestellt wurde oder nicht. Hin und wieder gab es Stellen, die für mich nicht richtig zusammen passten und mir den Zugang zu ihr erschwerten, aber nachdem ich diese Überlegungen abgestellt habe, habe ich immer mehr Zugang zu Jazz gefunden und sie wurde mir von Kapitel zu Kapitel sympathischer.
Die Handlungen des Täters wurden sehr detailliert beschrieben und Kevin Kasper hat dessen eiskalte, sadistische Ader, die Freude an seinen morbiden Handlungen, aber auch seine Wut und Frustration sprachtechnisch sehr gut rüber gebracht, sodass mich die Kapitel jedes Mal aufs Neue gefesselt haben.
Die Geschichte konzentriert sich auf wenige Charaktere und ich konnte dem Ganzen die meiste Zeit gut folgen. Zwischendurch fiel es mir leider etwas schwer, weil mir nicht immer klar war, welches Opfer gerade im Fokus steht und im späteren Verlauf ändert sich die Erzählung aus Tätersicht so sehr, dass ich dachte, es betrifft einen anderen Charakter. Das hat mich erst mal irritiert und ich musste die Kapitel ein zweites Mal hören, wodurch der Spannungsbogen etwas gelitten hat. Da die Geschichte den Abschnitt nicht mehr aufgegriffen hat, hätte man ihn meiner Meinung nach komplett weg lassen und die wenigen Informationen anderweitig einbauen können.
Nichtsdestotrotz fand ich das Katz- und Mausspiel zwischen Jazz und dem Täter sehr packend und wollte unbedingt wissen, wer die Oberhand behält und was sich die beiden als nächstes einfallen lassen. Während der Täter sein Ego zur Schau stellt und ihn Jazz Verhalten immer mehr provoziert, nimmt Jazz wegen ihnem Asperger-Syndrom die Welt und zwischenmenschlichen Beziehungen anders wahr und reagiert nicht so, wie der Täter erwartet. Vor allem ihre Ehrlichkeit, persönliche Entwicklung und ihren Kampfgeist mochte ich sehr. Auch die Nebencharaktere fand ich gut ausgearbeitet und durch die lebhaften Schilderungen wurden die inneren Konflikte und Denkprozesse dem Leser sehr nah gebracht.
Fazit:
"Spiegelmädchen" ist ein gelungener Thriller, der durch seine Atmosphäre und spannende Handlung überzeugt. Ich kann das Buch jedem empfehlen, der auf der Suche nach einem aufregenden Page-Turner ist, der sich mit den Protagonisten und deren emotionale Reise von anderen Büchern des Genre abhebt.