Rezension zu "Marzahn, mon amour: Geschichten einer Fußpflegerin" von Katja Oskamp
"Man kann es überladen oder kitschig finden, diese künstlich glitzernden rosanen Dekorationen, doch vielleicht konzentriert wich die Schönheit der welt manchmal auf einen einzigen Fingernagel."
Katja Oskamp ist Schriftstellerin, doch ihr Herz zieht zu einer Veränderung in ihrem Leben. Sie macht eine Ausbildung zur Fußpflegerin. Dieses Buch erzählt die herzergreifenden und teilweise ironisch-lebensechten Geschichten ihrer Kunden & teilweise auch ihrer Kolleginnen die für sie längst eine Familie geworden sind.
Um ehrlich zu sein war dieses (Hör)Buch nicht das, was ich erwartet habe. Beim Durchblättern in einem Buchladen hatte ich knackig lustige Geschichten über Erlebnisse im Fußpflegesalon erwartet, reißerisch, witzig und mit Berliner Charme. Was ich bekam waren tiefgründige, berührende und zum Teil auch sehr traurige (oder ermunternde) Biografien und Erlebnisse von Katja selbst.
Mit einprägsam formulierten Worten schafft Katja einen fast schon poetischen Schreibstil wie ich ihn bei diesem Titel (& Cover) nicht erwartet hätte. Ich war erst etwas zögerlich ob ich denn weiterhören wollte, denn die Worte gingen mir teilweise wirklich sehr nahe. Doch dann konnte ich nicht aufhören weiter zu hören (das Hörbuch wird von ihr selbst vertont & es ist großartig). Ich bemerkte wie takt- und respektvoll die Schriftstellerin selbst gegenüber den Kunden war, die ihr nicht so positiv in Erinnerung geblieben sind. Jede Geschichte hat ihren eigenen Rythmus, ist auf ihre Art und Weise einfühlsam und rücksichtsvoll und brachte mich doch zum grübeln. Fast schon zärtlich erzählt sie von den KämpferInnen, Liebenden und Einsamen die sie in Marzahn trifft/traf.
Wenn ich etwas auszusetzen habe, dann wäre es nur eine kleine Prise Humor, die die manchmal schwermütige Thematik etwas auflockert. Ansonsten gibt es eine absolute Leseempfehlung an jede Person, die Interesse an Berliner Einwohnern & deren Geschichte hat.