Katja Scholtz

 4,2 Sterne bei 258 Bewertungen
Autor*in von Mein Buch.

Lebenslauf

Katja Scholtz, geboren 1971, studierte englische und deutsche Literatur- und Sprachwissenschaft in Freiburg, Aberdeen und Bonn. Sie lebt und arbeitet in Hamburg und übertrug u.a. Werke von Gabriel Josipovici, Mary Lavin und Julie Otsuka ins Deutsche.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Katja Scholtz

Cover des Buches Mein Buch (ISBN: 9783453285453)

Mein Buch

(23)
Erschienen am 25.09.2017

Neue Rezensionen zu Katja Scholtz

Cover des Buches Wovon wir träumten (ISBN: 9783442479689)
simone_richters avatar

Rezension zu "Wovon wir träumten" von Julie Otsuka

simone_richter
Japanische Auswanderinnen hören auf zu träumen

In den 1920-er Jahren werden jungfräuliche japanische Frauen nach Amerika verschifft, in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Aber schon bei der Einfahrt in den Hafen merken sie, nichts ist so, wie sie sich es erhofft haben und in den Briefen drin stand. Ihre zukünftigen Ehemänner sind nur einfache Landarbeiter, haben kein Geld und auch sonst nichts. Statt eines gutaussehenden, wohl situierten Mannes stehen sie zerlumpten Hilfsarbeitern, die auch noch in der ersten Nacht unsanft über sie herfallen, gegenüber. Sie werden als Folge schwanger und müssen ihre Babys mit aufs Feld nehmen. 

Diese Geschichte muss erzählt werden und sie wird von Julia Otsuka mit etlichen aus historischen Quellen stammenden Zitaten, die in eine poetische Form gegossen werden, konzentriert beschrieben. In kurzen Sequenzen werden die Erlebnisse der japanischen Frauen verdichtet und zu einer Wir-Form verknüpft. Das ist schön, aber auch hart komponiert, der Mut, die Angst und die Enttäuschungen schwingen in jedem Kapitel mit.

Mir gefällt das trotz aller depressiven Sätze und ich bekomme Einsicht in historische Fakten, die literarisch hier ein vergessenes Verbrechen aufarbeiten. Vor allem individuell-kollektivisch werden die die Erinnerungen des Alptraums der Japaner mit packenden Gefühlen erzählt. Das ist ein kurzer Roman, den ich gerade jetzt in der dunklen Neujahreszeit gut ohne Pause weglesen konnte. Die Tragik der Figuren werden mich allerdings noch verfolgen. Zum Schluss werden alle Japaner gemieden und vertrieben. Aber sie können ja nicht mehr enttäuscht werden.

Cover des Buches Solange wir schwimmen (ISBN: 9783866486911)
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Rezension zu "Solange wir schwimmen" von Julie Otsuka

Sophia-liest
Grandiose Umsetzung eines schwierigen Themas

Alice ist pensionierte Rentnerin und schwimmt täglich ihre Bahnen im Schwimmbad der Stadt, was unterirdisch liegt und wo es immer nach Chlor riecht. Täglich kommen die immer gleichen Menschen hierher: der Blumenverkäufer, die Langsamschwimmer, die Inhaberin des Lottogeschäfts und viele mehr. Sie haben ihre Rituale eingeprägt und jeder kennt seine Bestimmung hier. Im Wasser sind alle gleich, egal wie fit oder alt.Als in Bahn vier jedoch eines Tages ein kleiner Riss zu sehen ist, ignorieren ihn die einen und machen weiter wie bisher die Anderen. Bald jedoch wird Bahn vier gesperrt und die Gerüchte nehmen zu. Die Menschen nehmen den Riss mit nach Hause, lassen ihn größer werden. Auch die Verwaltung des Schwimmbads kümmert sich nun um den Riss in Bahn vier, in dieser Zeit vergisst Alice die Namen ihres Mannes und ihrer Tochter.

Ich hatte bereits "Wovon wir träumten" von Julie Otsuka gelesen und war sehr gespannt auf diesen Roman von ihr. Auch wenn das Buch nur fünf Kapitel beinhaltet, haben die es gewaltig in sich. Die Autorin erzählt leise und unaufgeregt vom Beginn einer Demenz bei einer fitten Rentnerin. Der Erzählstil ist typisch Otsuka, mich hat er zu jeder Zeit abgeholt und berührt. 

Grob lässt sich das Buch in zwei Teile unterteilen: im ersten Teil wird das Schwimmen beschrieben, es wird mal mehr, mal weniger auf die Menschen im Schwimmbad eingegangen, es werden die Regeln und die Rituale beschrieben. Schwimmen bedeutet für die meisten Auszeit, Freiheit, Selbstbestimmung und Loslassen. Im zweiten Teil wird auf die beginnende Demenz Alice´ eingegangen. Sie vergisst immer öfter Namen und verlegt Dinge, irgendwann muss sie ins Pflegeheim, auch das wird hervorragend und eindrücklich beschrieben. 

Eine wirkliche Handlung sucht man in dem Buch vergebens, aber das ist auch nicht nötig, denn das Buch erzählt seine eigene Geschichte über die Gemeinschaft beim Schwimmen, den Riss im Schwimmbad und im Kopf. Sprachlich hervorragend ausgearbeitet ist das Buch eine große Metapher.

Ich hatte vorher so gut wie keinen Zugang zum Thema Demenz, dieses Buch gibt dem Leser einen Zugang, ohne belehrend zu wirken. Eine Empfehlung für alle, die sich mit diesem Thema beschäftigen möchten und einen hervorragenden Roman lesen möchte!

Cover des Buches Wovon wir träumten (ISBN: 9783442479689)
Sophia-liests avatar

Rezension zu "Wovon wir träumten" von Julie Otsuka

Sophia-liest
Berührende und ungewöhnlich erzählte Geschichte über japanische Auswanderinnen

Das Buch basiert auf den wahren Geschichten von jungen Japanerinnen, die Anfang des 20. Jahrhunderts in die USA geschickt wurden um dort die Männer zu heiraten, die sie vorher auf einem Bild einer Heiratsvermittlung gesehen haben. Es wird der Abschied aus der Heimat, die schwierige Reise und das Leben in die USA beschrieben. Nicht immer bekamen sie dort das, was sie erwartet hatten oder ihnen versprochen wurde.

Da dies der erste Roman von Julie Otsuka auf Deutsch ist, war das auch mein erster Roman, den ich von ihr gelesen habe. Das Cover ist sehr ansprechend, man fühlt direkt die Atmosphäre eines Abschieds und verbindet die Kirschblüten direkt mit Japan.

Das Besondere für mich ist der Erzählstil und der Aufbau der Geschichte. Es gibt keine Hauptfigur, vielmehr werden die Aussagen der Frauen aus der Wir-Perspektive erzählt, sodass man als Leser einen guten Einblick in die Zustände und Gefühle der Frauen bekommt. Zu der Geschichte, die die Autorin erzählen möchte, passt diese Erzählweise perfekt, reduziert sie doch das Leid der Japanerinnen nicht auf eine einzelne Figur sondern steht stellvertretend für tausende von ihnen.

Die Frauen führen in den USA meist ein Leben am Rande der Gesellschaft, als einfache Arbeiterin auf dem Feld beispielsweise. Die Autorin schafft es hervorragend, mit einer Klarheit zu erzählen und dabei nie die Distanz zu den Frauen zu verlieren.

Mein einziger Kritikpunkt sind die oft sehr langen Aufzählungen in kurzen Sätzen, die an manchen Stellen das Lesen etwas schwierig gemacht haben.

Ich kann das Buch nur jedem empfehlen zu lesen, weil es ein Thema behandelt, von dem ich persönlich noch kein Buch gelesen habe, das gleichzeitig aber wichtig ist und nicht in Vergessenheit geraten darf. Es berührt, lässt einen nachdenklich zurück und bleibt im Gedächtnis. Es ist ein ungewöhnliches Buch, auf dass man sich jedoch unbedingt einlassen sollte!

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