Cover des Buches Der Sternengarten (ISBN: 9783833309090)
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Rezension zu Der Sternengarten von Katrin Burseg

Rezension zu "Der Sternengarten" von Katrin Burseg

von dorli vor 11 Jahren

Rezension

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dorlivor 11 Jahren
Schleswig 1640. Nachdem ihr Vater und ihr Bruder Christian von einem Ochsentrieb nicht zurückgekehrt sind, lässt die 12-jährige Sophie ihre kleine Schwester Melissa bei der Kräuterfrau Johanna Michels zurück und macht sich in der Kleidung ihres Bruders auf den Weg nach Gottorf, um als Gartenjunge zu arbeiten.
Hier begegnet Sophie dem jungen Perser Farid. Die beiden fühlen sich zueinander hingezogen, doch eine gemeinsame Zukunft wird nach einer Gräueltat des Ritters Rantzau für beide unmöglich. Während Farid Gottorf verlässt, findet Sophie im Haushalt der Familie Olearius Unterstützung und kann sowohl an der Herstellung des Gottorfer Codex wie auch an der Planung des Gottorfer Riesenglobusses mitarbeiten…

In „Der Sternengarten“ entführt Katrin Burseg den Leser in die Zeit der Regentschaft des Herzogs Friedrich III. nach Gottorf.
Nach einem kurzen Prolog beginnt die eigentliche Geschichte mit der öffentlichen Hinrichtung des für die fehlgeschlagene Orientexpedition verantwortlich gemachten Otto Brüggemann. Herzog Friedrich hat nach dem Debakel der Persienreise seine Handelspläne aufgegeben und wendet sich nun anderen Ideen und Träumen zu. Friedrich lässt nördlich des Gottorfer Schlosses den Neuwerk-Garten angelegen und plant hier den Bau eines Globushauses mit einem begehbaren Riesenglobus.

Es ist Katrin Burseg hervorragend gelungen, Sophies Geschichte in diese historischen Begebenheiten einzubetten. Fiktive und historische Figuren werden einleuchtend miteinander kombiniert, das Zusammenspiel ist gut durchdacht und ausgeklügelt. Man kann Sophies Lebensweg und ihren Werdegang in Gottorf von der Gartenarbeit über die Blütenmalerei für den Gottorfer Codex bis hin zu ihrer Mithilfe an den Plänen für den Globus sehr gut verfolgen und lernt dabei auch historische Persönlichkeiten wie den Hofmathematiker Adam Olearius oder den Kunstschmied Andreas Bösch gut kennen.

Die lebendige, flüssige Schreibstil und besonders das anschauliche Erzählen haben mich begeistert. So lässt die Autorin den Perser Farid ganz farbenprächtig seine Heimatstadt Istefan beschreiben oder Olearius sehr detailliert von der Planung und dem Bau des Globusses berichten und dessen genaue Funktion erklären, so dass man sich ein sehr gutes Bild von diesem technischen Wunderwerk der damaligen Zeit machen kann.

Katrin Burseg lässt auch die politischen Verwicklungen und die Schwierigkeiten in der von Kriegen strapazierten Region nicht aus. Seine kostspieligen Vorhaben will der Herzog mittels Steuererhöhungen finanzieren. Eine Maßnahme, die der Ritterschaft ein Dorn im Auge ist, da Friedrich die erforderliche Zustimmung der Ritter bei Steuerbewilligungen außer Acht lassen will. Es kommt zu Unruhen.

Die Autorin hat den Ritter Christian Rantzau als Bösewicht für ihren Roman auserkoren, hat aber im Nachwort erklärt, ihm mit dieser Rolle Unrecht zu tun. Nichtsdestotrotz spielt Rantzau den ihm zugedachten Part mehr als gut – er ist brutal und grausam und sieht sich selbst mit seinem Tun völlig im Recht, er ist der Meinung, Gott wäre auf seiner Seite. Besonders Sophie muss durch Rantzau sehr viel Leid erfahren.

Der Roman spielt in der Zeit von 1640 bis 1658. Eine recht große Zeitspanne. Ich hatte manchmal das Gefühl, als würde ich von einem großen Ereignis zum nächsten hüpfen und die Geschehnisse dazwischen würden viel zu schnell an mir vorbeiziehen. Hier und da hätte ich gerne noch mehr über Sophies Alltag gelesen. Aber das hätte dann wohl den Rahmen dieses ohnehin schon über 600 Seiten starken Romans gesprengt.

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