Beim Titel «Räbeliechtli» erklingen bei mir im Kopf verschiedene (laut gebrüllte) Melodien, die bei Räbeliechtliumzügen gesungen werden. Und diese haben mich auch fürs Lesen in die genau richtige Stimmung versetzt. Räbeliechtli ist ein gut zu lesender Kurzroman von Katrin Dietrich, der in einer Mischung aus Grusel und viel Humor unsere von Horrorfilmen geprägten Erwartungen aufs Korn nimmt. Von der älteren Mentorin, der man nicht gehorcht, übers Spukhaus, der Besessenheit bis zur Gruft und einer bösen Gemeinschaft wird nichts ausgelassen, was man erwartet. Immer leicht überspitzt, immer mit einem Grinsen und vor allem mit zahlreichen, gut gemachten Anspielungen auf die Horrorfilm- und Literaturgeschichte. Die beiden Protagonistinnen sind zu naiv (und zu nervig), der eine männliche Partner zu beschützend, der andere etwas zu gutaussehend, die Gläser voller Innereien im Spukhaus leicht zu staubig, der Handyempfang überall zu schlecht und so weiter. Diese humoristischen Anspielungen sind perfekt; stellenweise musste ich laut lachen!
Das Ganze spielt in Zürich, wobei die Autorin die Stimmung dort treffend wiedergibt. Man merkt, dass sie dieses Setting gut kennt, und taucht mit ihr in eine schillernde Umgebung ein, die schön beschrieben wird. Der Kurzroman lebt von schnellen Dialogen, knackigen Beschreibungen und besticht mit einem Ende, das ich persönlich sehr erfrischend finde.
Es hat noch eins/zwei kleinere Ungereimtheiten drin, aber das schmälert das Lesevergnügen keineswegs. Eine gelungene Geschichte!