Rezension zu "Geschichten aus dem Lockdown" von Katrin Hernandez
Anmerkung: Ich habe das Buch von der Autorin zur Verfügung gestellt bekommen. Dafür möchte ich mich an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich bedanken, meine Meinung beeinflusst dies jedoch nicht.
In "Geschichten aus dem Lockdown" wird aus dem Leben von fünf unterschiedlichen Menschen während des großen Lockdowns 2021 berichtet. Diese leben alle in einem Haus und haben mit unterschiedlichen Dingen in ihrem Alltag zu kämpfen.
Es gibt dabei Lena, die sich um Haushalt und ihren Sohn kümmern muss, da dieser nicht in die KiTa kann. Yasemin, die sich mit Home-Schooling und ihrem pubertierenden Sohn rumschlagen muss. Oma, Mutter und Tochter Theresa, die zur Vollzeitpflegekraft für ihre Eltern wird. Student Marco, der die Balance finden muss zwischen Online-Uni und nicht Vereinsamen. Und Georg, der duch seine Arbeitslosigkeit (zu) viel Zeit mit seinem Hund verbringt.
Ich habe mich für dieses Buch interessiert, da es mir mental zwischen November 2020 und April 2021 wirklich wirklich schlecht geht und ich bin unednlich dankbar dafür, dass ich aus dieser Phase durch mein Verlagspraktikum wieder rausgeholt wurde, weil ich nicht weiß, wo ich sonst stehen würde, wenn ich diesen "Rettungsanker" nicht gehabt hätte. Nachdem ich diese schwere Zeit überstanden habe, fand ich es interessant noch einmal in diese Zeit zurückzureisen, um zu sehen, wie Menschen in anderen bzw. in der gleichen Situation (war da ja ebenfalls Studentin) mit dieser schweren Zeit umgegangen sind, hatte aber auch ein wenig Angst davor, dass mich diese Lektüre wieder so negative Gefühle hervorruft, da ich mich dadurch natürlich wieder an mich selbst in dieser Zeit erinnern würde, aber das ist Gott sei Dank nicht passiert.
Der Schreibstil hat mir gut gefallen, er war leicht und flüssig und sehr humorvoll, das hat auch dazu beigetragen, dass ich das Buch in weniger als zwei Stunden komplett durchgelesen habe.
Die Charaktere fand ich alle sehr sympathisch und interessant. Am besten konnte ich mich tatsächlich mit Lena und Yasemin identifizieren, obwohl ja eigentlich Marco mein Pendant sein sollte – aber nicht umsonst bin ich in meinem Freund:innenkreis die "Mutti" :D
Ich muss sagen, dass ich mich wie viele andere Studierende während der Lockdowns und eigentlich der gesamten Corona-Pandemie sehr vernachlässigt gefühlt habe. Man hat uns für zwei Jahre ins Home-Office "abgeschoben" und das war’s. Man versuchte Studierenden in finanzieller Not durch Kredite aufzufangen, das war es aber auch. Wenn in der Politik über Bildungseinrichtungen gesprochen wurde, ging es in 98% der Fälle um Kindergarten oder Schulen. Dass junge Menschen, die gerade aus der Schule raus sind und mit 18, 19, 20 auch noch nicht wirklich erwachsen sind, wurde, meiner Meinung nach, oft außer Acht gelassen.
Versteht mich nicht falsch, ich HASSE dieses "Mir geht es am schlechtesten" "Nein, für mich war es aber alles noch viel schlimmer". Fakt ist, wir alle haben verdammt gelitten und das zeigt dieses Buch und deswegen bin ich der Autorin auch unglaublich dankbar, dass auch Marco als Student viele junge Menschen dort vertritt.
Tatsächlich hatte ich unfassbar viel Respekt vor der Leistung der drei Frauen aus diesem Buch, das was ihr und so viele tausende andere Menschen in dieser Zeit geleistet haben, ist unglaublich, ihr seid wahre Held:innen!
Das Buch hat mich gut unterhalten, da es definitiv einige lustige Momente gab, die diese schwere Zeit irgendwie erträglicher gemacht haben, gleichzeitig aber auch die benötigte Ernsthaftigkeit hatte, um zu dokumentieren, dass die Corona-Pandemie uns allen sehr zugesetzt hat. Und »Geschichten aus dem Lockdown« trägt dazu bei, dass wir dies nicht so schnell vergessen und auch hoffentlich nie wieder in einer solchen Situation landen.
Fazit: Eine ganz nette Lektüre für zwischendurch, die das Leben im Lockdown nochmal wirklich gut nahe bringt und mich für wenige Stunden recht ordentlich unterhalten hat.
3/5