Eine Kaffeerösterei in Bad Dürkheim
von Pucki60
Kurzmeinung: Lebendig erzählte Familiengeschichte in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts
Rezension
Der Prolog beginnt damit, dass Katharina das leerstehende Elternhaus ihrer Großmutter in Bad Dürkheim erbt. Sie fährt mit ihrem Mann dorthin um das Haus zu entrümpeln. Während ihr Mann die ganze Einrichtung und sämtliches Inventar schnellstens in den Müll befördern möchte, stolpert Katharina über ein altes Kaffeeservices und Fotoalben und beginnt die Geschichte ihrer Ururgroßmutter Marie zu rekonstruieren.
Marie kommt 1907 mit ihrem Bruder nach Bad Dürkheim und soll dort einen Freund aus Kindertagen heiraten um ihre verarmte Adelsfamilie vor dem finanziellen Ruin zu bewahren. Dies gelingt auch in dem Marie den erfindungsreichen Drogisten Carl Hauer heiratet. Carl baut eine gut gehende Kaffeerösterei auf, gibt das verdiente Geld mit vollen Händen wieder aus und spart nichts. Marie sieht ihre Pflicht darin, die Wünsche ihrer Familie zu erfüllen und ordnet sich ihrem herrschsüchtigen Ehemann unter. Bei einem Spaziergang in den Weinbergen lernt sie den Juden Jacob kennen und lieben. Das Glück ihrer Familie ist ihr jedoch wichtiger als ihr eigenes und so bleiben ihr nur kurze Momente mit Jacob.
Maries Geschichte wird von 1907 bis 1945 erzählt und die geschichtliche Entwicklung während dieser Zeit wird sehr gut geschildert. Zum einen wird sehr gut dargestellt, wie die Nationalsozialisten einen derartigen Zuspruch bekamen, andererseits werden ihre grauenhaften Taten geschildert und auch die Entbehrungen während der 2 Weltkriege. Marie entwickelt sich von einem jungen unterwürfigen Mädchen zu einer selbstbewussten mutigen Frau.
Beim Lesen des Buches hatte ich das Gefühl, hautnah dabei zu sein und alles mit zu erleben. Die Autorin erzählt die Familiengeschichte ihres Mannes und es hätte alles so sein können.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich kann es jedem empfehlen.