„… und dann kam Titus“ von Kay Monroe aus dem Ebooks & Books Lösel Verlag handelt von Niclas, der wegen eines traumatischen Ereignisses mit seinem Vater von Bayern in eine hessische Kleinstadt zieht und an eine neue Schule geht, an der er nichts und niemanden mehr an sich heranlassen möchte. Doch dieser Vorsatz hält nicht lange an, denn er trifft auf seinen Mitschüler Titus, der auch seine Laster zu tragen hat und in seiner Klasse als Mobbing-Opfer gilt aufgrund seiner Tollpatschigkeit und vermeintlichen Homosexualität. Die beiden lernen sich kennen und lieben und versuchen einander zu helfen bei der Bewältigung ihrer Schicksalsschläge.
Von diesen Schicksalsschlägen erzählen sie sich auch sehr schnell. Innerhalb einer Woche sprechen die beiden schon von großer Liebe, weil sie sich schöne Augen machen, und natürlich dauert es nicht lange, bis die beiden sich auch intim nähern. Diese ersten erotischen, sehr expliziten Handlungen reichen schon aus, das Eis zu brechen und sämtliche Hürden, Hemmungen und Hindernisse niederzureißen, die den Roman vielleicht erst spannend gemacht hätten.
Doch von Spannung kann leider nicht die Rede sein. Die Figuren bleiben eindimensional und auf wenige Eigenschaften beschränkt. So ist Niclas derjenige mit harter Schale und weichem Kern, der seine „Maske“ trägt und Titus der tollpatschige aber liebenswerte, kleine „Twink“. Die wenigen Mädchen und Frauen im Roman sind hauptsächlich abwesend oder geraten in der Gegenwart ihrer männlichen Klassenkameraden in himmelhohes Jauchzen und Kichern, die Eltern sind alle ausnahmslos cool und tolerant und selbst die „Feinde“, die auf ein Konflikt hindeuten, sind zunächst oberflächlich und homophob und werden ohne nachvollziehbare Erklärung von „Enemies to Friends“, weil man sich plötzlich doch an ein schwules Familienmitglied erinnert, das man schon immer geliebt hat. Das macht die ganze Dramaturgie viel zu reibungslos und unrealistisch.
Unrealistisch, beinahe sexistisch könnte man meinen, ist aber auch das Männerbild in der Geschichte. Hier behauptet zum Beispiel einer der Protagonisten, dass sich (schwule) Männer, anders als bei heterosexuellen Menschen, nicht erst „bezirzen“ müssen, um miteinander Sex zu haben, und dass sich in so mancher Aussage auch ein Bild von toxischer Männlichkeit herauslesen lässt, je nach Interpretation. Dabei spielt man wiederum mit Kitsch und Klischees und lässt einen der Hauptfiguren ein eher, für Jungs und Männer, „untypisches“ Interesse an Chore, Theater und Musicals haben.
Das Finale ist dann auch viel zu weit hergeholt und beginnt mit einem Zufall, der aber viel zu gezwungen, inszeniert und konstruiert wirkt, dass es schon wieder keiner sein kann, denn alle an der tragischen Vergangenheit, die einen einholt, beteiligten Personen versammeln sich plötzlich an einem Ort und haben sich über Ecken und Bundeslandsgrenzen ausfindig gemacht. Der Showdown lässt dann auch zu wünschen übrig, denn der/die Autor*in verliert sich in peinlichen Kosenamen, in unsäglichen Schimpfworten und Flüchen und in ständigen, fremdschämenden Wiederholungen von Liebkosungen und Liebesschwüren füreinander, so dass man das Ende nicht allzu ernst nehmen kann. Es ist Titus und Niclas wichtiger, in Gedanken daran zu sein, körperlich übereinander herzufallen, als sich der ernsten Lage und Situation zu stellen. Dass Titus unheimlich schöne schokoladige Augen hat, seine Lippen und Küsse nach Schokolade schmecken und auch sein Duft nach Schokolade riecht, und dass man sich in Niclas quecksilbrigen Augen verlieren kann, hat dann wohl mehr Priorität.
Alles in allem konnte ich der Erzählung und den Figuren absolut nichts abgewinnen. Es hat nur so von Kitsch und Klischees getrieft, die fehlende Spannung und die inszenierte Dramaturgie haben es mir schwergemacht, das Buch überhaupt immer wieder in die Hand zu nehmen und fertig zu lesen in der Hoffnung, es würde besser werden. Der Roman lag lange auf meinem SuB, aber da hätte es auch noch ewig liegen bleiben können. Einen halben Stern gibt es vielleicht für das hübsche Cover, aber selbst das hat mit der Handlung kaum bis gar nichts zu tun und vermittelt ein falsches Bild. Schade. Wahrscheinlich ist das hier schon mein Lese-Flop des Jahres.
Kay Monroe
Lebenslauf
Alle Bücher von Kay Monroe
... und dann kam Titus
Oh Boy: Sweet as candy
Vor die Füße gefallen
Ausgerechnet Jonas
Ein bezaubernder Chaot (German Edition)
Da Vinci und das Hecheln von Mona Lisa
L ... wie Linus
Pink Snowkisses
Neue Rezensionen zu Kay Monroe
Ich mag keine Kurzgeschichten. Aber hier hätte es nach der Zusammenfindung ruhig enden können. Brauchte den Sex und das Doppeldate nicht mehr.
Benni mag ältere Männer mit Bauch. Der mehrgewichtige Corey mag Twins, dieser übernimmt die Arztpraxis von seinem kranken Vater und wohnt jetzt leider in seinem Kinderzimmer. Bei Ben zog gerade sein bester Freund aus. Benjamin verletzt sich am Knöchel und geht in die Sprechstunde...den Rest kann man sich denken.
2 Sterne, irgendwie ein wenig nichtssagend. Schön, dass auch mal Dicke attraktiv sind. Kuschelfaktor.
Noel wird von seinen Eltern rausgeworfen. Er fährt zu seiner Schwester nach Frankfurt. Sie bringt ihn wegen einer Amerikareise zu ihrem besten Freund, der Polizist ist. Dieser kennt Noel noch als dicke picklige Person. Doch jetzt steht sein Traummann vor ihm.
Sie schleichen ein wenig um sich rum. Der polizeiliche Hintergrund macht die Geschichte etwas interessanter.
Durchschnitt. O.k. 3 Sterne
Gespräche aus der Community
Ich habe mich wirklich sehr über die Rezensionen zu Oh Boy, Scars und Titus gefreut!
Vielen lieben Dank an die Rezensenten <3
(Vielleicht habt ihr ja Lust meine FB-Seite zu besuchen, ich würde mich freuen)
GLG Kay Monroe
https://www.facebook.com/KayMonroe.Autor/
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