Rezension zu "Selbst ist das Kind" von Kay Wills Wyma
Kay Willis Wyma ist Mutter von 5 Kindern im Alter zwischen 14 und 3 Jahren.
Dieses Buch entstand aus ihrem Blog.
Den Weg zu mir fand es über die Stadtbibliothek. Die Überschrift lockte, weil eben dies
(Kinder zu Eigenverantwortung & Selbstständigkeit erziehen – Unser Familienexperiment) gerade bei uns großes Thema ist.
Die Autorin ist, wenig überraschend bei der Anzahl an Kindern, Amerikanerin und infolgedessen, weit verbreitet unter den Amis, sehr christlich fixiert, leidet an „Aufschieberitis“ und bezeichnet sich als „Kontrollfreak“.
Nun wäre mir das Ganze beschränkt auf gesunden Humanismus ohne religiöses Bohei und Bibelzitate und Berufungen und Preisungen auf Gott wesentlich lieber gewesen, aber das Leben ist kein Ponyhof.
Augen zu und durch. Und siehe da es hat sich gelohnt. Dieses Familienexperiment ist in Teilen durchaus nachahmenswert.
Frau Wyma stellte nämlich plötzlich unangenehm berührt fest, dass ihre Brut extrem verwöhnt und somit praktisch lebensuntüchtig ist.
Keines ihrer Kinder verfügt über die Fähigkeiten die nötig sind um in der rauhen* (*sorry , ich weiss rauh schreibt sich mittlerweile ohne H, aber nicht mit mir) Lebensrealität klarzukommen. Kochen, putzen, Arbeit die nichts mit Schule oder Sport zu tun hat sind ihnen fremd. Da Frau Wyma gottgläubig ist aber nicht auf Heinzelmännchen vertraut beginnt sie sich Sorgen und Gedanken zu machen:
Was wünscht sie sich für ihre Kinder und wie kann sie sie auf dem Weg in die Unabhängigkeit unterstützen.
Das Experiment beginnt.
Sehr zum Missfallen der Kids die nun plötzlich im Haushalt mithelfen und sämtliche dazu notwendigen Fähigkeiten, wie waschen, putzen, reparieren, planen, kochen, Diplomatie, erlernen müssen. Denn die Erkenntnis, dass oftmals Drecksarbeit nötig ist um sich später wohlzufühlen ist hart. Die Kinder von all dem aus falsch verstandener Liebe abzuschirmen wird ihnen das Leben aber sehr viel schwerer machen als der ihnen abverlangte Zeitaufwand für ein wenig Arbeit. Da pflichte ich der Autorin uneingeschränkt bei.
Das liest sich, abgesehen von obigem Kritikpunkt ganz nett und etwas zu geschwätzig, aber Fakt ist. Eine ihrer Ideen habe ich bereits in unserem Haushalt eingeführt und weitere werden folgen. So müssen meine Kinder zwar schon seit längerem kleinere Haushaltsdienste nach Plan erledigen und so wie bei Frau Wymas kids hält sich die Begeisterung darüber in recht engen Grenzen, aber die Idee das Taschengeld hochzusetzen und ihnen dank eigener zusätzlicher Arbeit zu ermöglichen die Höhe bis zu einer gewissen Grenze selbst zu bestimmen fand ich fantasievoll und erfolgversprechend. (Wir sind allerdings noch in der Testphase)
Meine Kinder werden zwar nicht wie die „Wymakids“ jede Woche einmal für die Familie ein Menü kochen, aber einmal pro Monat Essen planen, einkaufen, kochen, aufräumen ist auch bei geplagten G8 kids möglich.
Rein theorethisch ist alles was in diesem Buch Erwähnung findet glasklar und logisch.
Trotzdem hilft es sich gewisse Dinge noch einmal bewusst zu machen und zu schauen wo man den eigenen kids zuviel abnimmt und sie dadurch entmüdigt und unselbsständig hält. Manchmal muss man die Jobs an denen sie wachsen können mühsam such , lohnend ist es immer.
Fazit:
Lesen & sinnieren ist eindeutig zu empfehlen.
Praxistauglich, anregend und für Eltern & solche die es werden wollen ( damit sie früher anfangen können). Lohnenswert, weil mit kritischem Blick auf unsere Art und Weise unsere Kinder vor allem Unbill (wie z.B. Klo putzen) behüten zu wollen auch wenn Atheisten dabei mehrmalig entnervt mit den Augen rollen werden und dies nichts mit toiletten zu tun hat.
Clever durchdachte und begründete Ideen die gut umzusetzen sind.
Nicht für faule Eltern geeignet, da die Erziehung zur Mithilfe wirklich immens mehr Aufwand benötigt als es selbst zu tun.