Keith Gray

 4,2 Sterne bei 6 Bewertungen
Autor von Ostrich Boys, Losing It und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Keith Gray hat zahlreiche preisgekrönte Jugendbücher geschrieben, die sich vor allem an Jungen richten.

Alle Bücher von Keith Gray

Cover des Buches Ostrich Boys (ISBN: 9783499215322)

Ostrich Boys

(4)
Erschienen am 01.11.2010
Cover des Buches Losing It (ISBN: 9783499216039)

Losing It

(1)
Erschienen am 02.01.2012
Cover des Buches Klettern (ISBN: 9783407820099)

Klettern

(0)
Erschienen am 17.08.2022
Cover des Buches Ostrich Boys (ISBN: 9781408130827)

Ostrich Boys

(1)
Erschienen am 20.05.2011

Neue Rezensionen zu Keith Gray

Cover des Buches Ostrich Boys (ISBN: 9780375858437)
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Rezension zu "Ostrich Boys" von Keith Gray

Ati
Rezension zu "Ostrich Boys" von Keith Gray

Mit seinem Buch geht der Autor ein Thema an, dass leider und viel zu oft vorkommt. Jugendliche Selbstmörder.

Vor einigen Jahren war ich auf einer Beerdigung mit anschließender Trauerfeier. Die Worte eines sehr guten Freundes „Beerdigungen und Trauerfeiern sind für die, die übrig bleiben – mit den Toten selbst haben sie meist kaum etwas zu tun.“, kamen mir damals sehr verbittert und zynisch vor und ich habe sie bis heute nicht vergessen. Bei der Lektüre von Keith Grays Roman „Ostrich Boys”, kamen sie mir automatisch wieder in den Sinn. Womöglich ging es meinem Freund damals ja genauso wie Sim, Kenny und Blake, die in Grays Roman mit dem Unfalltod ihres besten Freundes klarkommen müssen.

Der Titel hat mir von Anfang bis Ende nicht wirklich etwas gesagt, erst als ich mich danach schlaugemacht habe, wurde mir klar, dass er nicht passender hätte gewählt sein können. Übersetzt bedeutet „ostrich“ schlicht und ergreifend Vogel Strauß und die sollen ja bekanntlich gerne mal den Kopf in den Sand stecken.

Das machen genau genommen die drei Hauptfiguren, als sie sich anfangs ganz ihrem Schmerz über den Verlust ihres besten Freundes hingeben. Ihre Wut auf die, die ihrer Meinung nach Ross‘ letzte Tage verdorben haben, ist so groß, dass sie in einer ersten Reaktion alle dafür bestrafen wollen. Ideen dazu gibt es viele. Als es allerdings daran geht, den Entschluss in die Tat umzusetzen, geraten sie erstmals in Streit, was vielleicht daran liegt, dass sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Sim, der leicht explodiert, stammt aus einer kaputten Familie und seine Chancen auf eine gute Zukunft sind eher klein. Kenny, dessen Eltern geschieden sind und das schlechte Gewissen ihm gegenüber mit Geld beruhigen, ist eher der ängstliche Typ. Blake, der Erzähler der Geschichte, ist behäbig, gleicht gerne aus. Von ihm kommt der Vorschlag, Ross‘ Urne zu stehlen, um ihm das zum Abschied zu geben, was er seiner Meinung nach von dessen Familie nicht bekommen hat: Eine anständige Trauerfreier an einem Ort, an den Ross unbedingt wollte, aber wegen seines Unfalltods nie mehr von alleine hinkommt. Und seine beiden Freunde springen auf seinen Vorschlag an, nicht ahnend, was Blake wirklich dazu motiviert.

Über die Gefühle der anderen – etwa der Familie ihres Freundes – macht sich keiner von ihnen wirkliche Gedanken. Ihrer Meinung nach haben alle mit ihrem Verhalten und allein schon der Trauerfeier an sich die Würde ihres Freundes verletzt. Als dann noch das Gerücht aufkommt, dass Ross sich womöglich freiwillig vor das Unfallauto manövriert hat, sind sie vollends entsetzt. Offenbar hat niemand außer ihnen Ross jemals wirklich verstanden. Was liegt also näher, als ihrem Freund ein allerletztes Geleit zu geben, in Würde und unter Beachtung seiner Träume. Ihrer Meinung nach nichts und so macht sich das Trio tatsächlich mit der gestohlenen Urne auf. Darüber hinaus attestieren sie sich selbst, dass sie vermutlich die Einzigen sind, die den wirklichen Ross niemals vergessen werden.

Niemals? Obwohl Ross in Form seiner Asche durch den gesamten Roman hindurch quasi allgegenwärtig ist, verblasst sein eigentliches Leben dank der Spekulationen und Sichtweisen der drei Freunde auf bestimmte Dinge zu etwas Diffusem. Ganz andere Sachen drängen mit Macht in den Vordergrund. Ross letzte Reise steht von Anfang an unter keinem guten Stern. Abgesehen davon, dass seine Familie den Diebstahl sofort mitbekommt, vergisst ausgerechnet Kenny, der als Einziger über genügend Geld verfügt, seinen Rucksack beim Umsteigen in einen Anschlusszug. Aus dem werden sie bald darauf geworfen, da in Kennys Rucksack auch seine Fahrkarte war. Nahezu ohne Geld und noch viele Kilometer von ihrem Zielort entfernt, müssen sie sich das eine oder andere einfallen lassen, um ihren Plan in die Tat umzusetzen. Dadurch wird die Idee, Ross‘ Asche schnellstmöglich nach Schottland zu bringen und zu verstreuen, und dann wieder zurück zu sein, bevor irgendjemand etwas davon merkt, zu einem Trip, der sie dazu zwingt, die Augen zu öffnen, ob sie wollen oder nicht. Pubertär unbeholfen und restlos überfordert und genau dadurch liebenswert Verständnis erweckend halten sie dennoch an ihrem Entschluss fest.

Ihre Wut auf Lehrer und Mitschüler, auf den Unfallfahrer, auf seine Eltern, auf so ziemlich alle um sie herum, ist anfangs noch groß. Dazu wird den Jungs bewusst, was Ross alles nicht mehr erleben wird. Wie zerbrechlich Leben sein kann. Doch die Zeit, die sie zusätzlich brauchen, die Umwege die sie gehen müssen, um doch unbeirrt ihr Ziel anzusteuern - all das sorgt dafür, dass Unbewusstes sich mit Macht an die Oberfläche drängt. Unterdrückte Schuldgefühle und Schuldzuweisungen kochen hoch und lassen gleichzeitig zumindest aus Sicht des Erzählers Blake so etwas wie Verständnis für Ross‘ Familie wachsen. Es fällt den drei Jungs schwer, sich einzugestehen, dass das Gerücht um einen Selbstmord vielleicht gar nicht so weit hergeholt ist. Auch deshalb, weil dieser Umstand mit der Tatsache einhergeht, dass sie selbst nicht so gute und verständnisvolle Freunde waren, wie sie bis zu diesem Zeitpunkt dachten. Es tut weh, sich einzugestehen, dass jeder als Freund versagt hat und sich nie dafür entschuldigen konnte. Es sogar, sofern sich eine entsprechende Gelegenheit ergeben hätte, vielleicht trotz oder unter Umständen gerade wegen ihrer Freundschaft auch niemals gemacht hätte. Es tut so weh, dass sie bis zum Schluss die Schuld lieber auf andere schieben, als sich diese Wahrheit einzugestehen. Dadurch gerät auch ihre Beziehung zueinander auf den Prüfstand, denn genau genommen war Ross der Gründer und Motor des jäh auseinandergerissenen Quartetts. Durch die Polizei, die nach ihnen sucht, weil ihre eigenen Familien davon ausgehen, dass sie wie Ross ihren Selbstmord planen, wächst der Druck auf die Jungs zusätzlich. Ihnen kommen zunehmend Zweifel, ob der letzte Freundschaftsdienst für Ross alle Mühen und Schwierigkeiten wert ist. Sie stellen sich gar die Frage, für wen sie eigentlich alles auf sich nehmen. Schon bald klaffen tiefe Gräben zwischen ihnen.

Dem Autor ist es gelungen, eine Freundschaft zu beschreiben, die existiert, obwohl sie auf recht tönernen Füßen steht. Auf Äußerlichkeiten, die Hoffnungen und Träume, Wut und auch den vermeintlichen Freundschaftsdienst zulassen, aber nicht (beziehungsweise fast schon zu spät) Emotionen wie Angst und Schuld. Eine Freundschaft, die verraten werden und doch bestehen bleiben kann – zumindest, wenn man das Ziel nicht aus den Augen verliert.

Humorvoll und gleichzeitig tiefgründig, pubertär oberflächlich und zugleich einfühlsam gewinnen seine anfangs vielleicht noch etwas blassen Figuren zunehmend an Farbe. Es ist kein sehr fröhliches Buch mit Happy End. Das kann es aufgrund der Thematik schon gar nicht sein. Doch durch die kontinuierlich steigenden Spannungen zwischen den Figuren wird Grays Roman zu einem der Bücher, die den Leser – ob nun jugendlich oder so alt wie ich, männlich oder weiblich - unaufdringlich und doch nachdrücklich über das Leben und den Tod, über Freundschaft, Verständnis und vor allem Ehrlichkeit zu sich selbst nachdenken lassen. Eines der Bücher, das Leser in das Geschehen zieht und mitfühlen lässt, weil die Thematik etwas betrifft, was jedem von uns geschehen kann. Grays Sichtweise auf die schwierige, größtenteils tabuisierte Suizidthematik und sein lebendiger Stil birgt die Motivation für ein genaueres Überdenken von Verhaltensmustern in sich, verleitet vielleicht auch zu genauerem Hinschauen und Handeln. Das Ende der Geschichte ist gleichermaßen hoffnungsvoll wie verstörend, wie vermutlich alles was mit dem Erwachsenwerden zusammenhängt.

Fazit

Obwohl das Buch für Leser ab 13 Jahren geeignet ist, habe ich mich sehr gut unterhalten gefühlt und schnell in die Geschichte einfinden können. Grays Sprache ist lebendig, nichts in diesem Buch wirkt aufgesetzt. Dadurch wird das Geschehen zu etwas, dass jedem von uns passieren könnte – auch wenn man dafür nicht unbedingt erst eine Urne stehlen muss. Etwas skurril, doch mit einer tieferen Botschaft. Insofern aus meiner Sicht ein empfehlenswertes Buch, für das ich gerne fünf von fünf Sternen vergebe.

Copyright © 2011 by Antje Jürgens (AJ)

Cover des Buches Ostrich Boys (ISBN: 9783499215322)
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Rezension zu "Ostrich Boys" von Keith Gray

mariposa27
Rezension zu "Ostrich Boys" von Keith Gray

Blake, Sim und Kenny trauern um den Verlust ihres besten Freundes, Ross. Dieser wurde auf seinem Fahrrad überfahren und bekommt von seiner Familie ein ihm unwürdiges Begräbnis. Und so beschließen seine besten drei Freunde die Urne an sich zu nehmen und seine Asche in einem schottischen Dorf, welches ebenfalls den Namen Ross trägt, zu zerstreuen. Hier beginnt die Abenteuerreise der drei Jugendlichen. Werden die ostrich boys den Kopf letztlich in den Sand stecken? Oder haben sie es bereits vorher getan?

Meinung:

Keith Gray behandelt in diesem Buch die Themen Freundschaft, Tod, Verrat und Schuldgefühle. Auf ihrer Reise nach Ross, welches wunderbar auf dem Cover des Buches festgehalten wurde, finden die drei Jugendlichen immer mehr zu sich selbst, erleben so einiges an lustigen Abenteuern, lernen sich durchzubeißen, zeigen ihre Willensstärke und hören letztlich doch mehr in sich hinein und entdecken dabei so einige begangene Fehlern.

Es fiel mir auf den ersten Seiten sehr schwer die drei Charaktere auseinander zuhalten und die Namen zu den jeweiligen Personen zuzuordnen, denn es folgte anfangs keine klassische Vorstellung der Personen. Es brauchte einige Zeit, bis es für mich herauskristallisierte wer denn nun wer ist und was diese Person ausmacht. Das Buch, welches vordergründig wohl an Jungs gerichtet ist, orientiert sich sprachlich sehr an der Jugendsprache, auch einige Witze werden wohl nur Jungs lustig finden. Es wirkt jedoch sehr authentisch und man denkt: Ja, das würde Jungs denken oder so würden Jungs handeln. Als Leser fiebert man mit den Jungs mit und überlegt sich wie sie wohl der misslichen Lage entkommen werden. Das Ende war für mich im Vergleich zu den ganzen Geschehnissen im Verlauf des Buches weniger spektakulär. Es fehlte das Sahnehäubchen.

Nichtdestotrotz habe ich dieses Buch sehr genossen und es fiel mir zeitweilen schwer es beiseite zu legen.

Fazit:

Wundervolle Einfälle, verrückte Charaktere, absurde Ereignisse gepaart mit einer tiefliegenden Botschaft!

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