Keith Lowe

 4 Sterne bei 69 Bewertungen
Autor von Auf ganzer Linie, Der wilde Kontinent und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Keith Lowe, geboren im Jahre 1970, studierte im Anschluss an seine Schullaufbahn Englisch an der Universität in Manchester und begann danach, als Historiker und Autor zu arbeiten. In seinen Büchern spielt vor allem der Zweite Weltkrieg und dessen Auswirkungen eine zentrale Rolle, so auch in "Der wilde Kontinent". Für dieses Werk wurde der Autor mit dem Sachbuchpreis "Hessell-Tiltman Prize for History" ausgezeichnet.

Alle Bücher von Keith Lowe

Cover des Buches Auf ganzer Linie (ISBN: 9783453864436)

Auf ganzer Linie

 (55)
Erschienen am 01.03.2003
Cover des Buches Der wilde Kontinent (ISBN: 9783608960396)

Der wilde Kontinent

 (6)
Erschienen am 19.09.2016
Cover des Buches Versuchung (ISBN: 9783453490192)

Versuchung

 (5)
Erschienen am 01.07.2005
Cover des Buches Furcht und Befreiung (ISBN: 9783608962659)

Furcht und Befreiung

 (3)
Erschienen am 13.04.2019
Cover des Buches Tunnel Vision (ISBN: 0743423526)

Tunnel Vision

 (0)
Erschienen am 02.10.2001

Neue Rezensionen zu Keith Lowe

Cover des Buches Auf ganzer Linie (ISBN: 9783453864436)
misery3103s avatar

Rezension zu "Auf ganzer Linie" von Keith Lowe

Die Wette
misery3103vor 4 Jahren

3,5 Sterne

Einen Tag vor seiner Hochzeit lässt sich Andy auf eine
aberwitzige Wette ein. Kann er es schaffen, das gesamte Londoner U-Bahn-Netz an
nur einem Tag abzufahren? Er muss es schaffen, denn der Wetteinsatz sind sein
Ticket und sein Pass, die er für die Hochzeit in Paris unbedingt zurückhaben
muss. Zusammen mit dem Obdachlosen Brian macht sich Andy auf die Reise – und
die beiden erleben Kurioses. Doch können sie auch die Aufgabe schaffen?

Zunächst dachte ich, was für eine seltsame Idee für einen Roman
– ein bisschen wie „In 80 Tagen um die Welt“, nur dass die Welt in diesem Fall
das Londoner U-Bahn-Netz ist und die Reise in nur einem Tag erledigt sein muss.
Auf jeden Fall ist diese Romanidee grandios – und auch die Umsetzung hat mich
über weite Teile sehr amüsiert.

Andy ist sympathisch und mit dem Obdachlosen Brian an seiner
Seite Teil eines skurrilen Teams. Die Reise der beiden ist spannend und ich
machte mir mehr als einmal Sorgen, ob sie wohl rechtzeitig den nächsten Zug
erwischen würden. Dabei fühlte ich die Enge in vollbesetzten Zügen, kannte das
Gefühl, wenn man seine Mitreisenden ignorieren möchte, es aber nicht immer kann
und konnte die Eile spüren, mit der die beiden Männer unterwegs waren. Und bei
alldem sah ich die Londoner U-Bahn-Karte genau vor Augen und hakte zusammen mit
Andy und Brian Bahnhof für Bahnhof ab.

Eine atemlose Reise durch ganz London, die mich erstaunlich
gut unterhalten hat. Zwischendurch gab es ein paar Längen, gerade die Teile um
Rachel hätte ich nicht so ausführlich gebraucht, aber insgesamt fand ich das
Buch richtig gut!

Cover des Buches Furcht und Befreiung (ISBN: 9783608962659)
M

Rezension zu "Furcht und Befreiung" von Keith Lowe

Griffig verfasst, breit und fundiert in den Fakten
M.Lehmann-Papevor 6 Jahren

Griffig verfasst, breit und fundiert in den Fakten

„Ich war in meinem ganzen Leben nie glücklich“.

So sagte es Georgia Sand, Überlebende des zweiten Weltkriegs und, stellvertretend für Millionen von anderen Menschen (von denen Lowe immer wieder einzelne Personen herausgreift, um den jeweiligen Sachthemen an diesen Personen ein praktisches, menschliches, nachvollziehbares Beispiel zu geben) eine Frau, die einige Odysseen hinter sich gebracht hat.

„Ich betrachte mich immer noch als Flüchtling (innerlich)…….Ich habe das Gefühl eine Fremde zu sein. Das Gefühl, eine Heimat zu haben, ist verloren“.

Erfahrungen, die nicht nur Georgia Sand existenziell geprägt habe, sondern ihre ganze Generation in großen Teilen als Grundgefühl miterlebt hat. Und da sich Gesellschaften ja am Ende aus Individuen zusammensetzen und diese als „corporate identity“ die Leitlinien der Gesellschaft direkt und indirekt formulieren, ist Lowe´s Ansatz der Betrachtung der Folgen des zweiten Weltkrieges ein zutiefst logischer Gedanke.

Denn indem er die Sachthemen logisch strukturiert und in ruhigem Tonfall vor Augen legt, diese mit konkreten, persönlichen Erfahrungen teils „normaler“, teils „prominenter“ Menschen unterfüttert und belegt, arbeitet der Autor Linie für Linie jener prägenden Erfahrungen heraus, die alle weiteren technischen, wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen mit beeinflusst habe. Und das sind nicht nur die verschiedenen Institutionen, die nach Ende des zweiten Weltkriegs gegründet wurden, um ein solches Grauen möglichst für die Zukunft zu vermeiden, das geht nicht nur in die Richtung der Wirtschaftsordnungen nach dem zweiten Weltkrieg, die im Sinne von mehr sozialer Gerechtigkeit und weniger inhärenten Spannungen unter den Völkern zunächst eher zentralistisch gestaltet wurde, das geht in fast alle Lebensbereiche der Gesellschaft nach diesem erdrückenden Krieg.

Wobei eines der besten Beispiele dafür im Buch die Ideen von Städteplanern nach dem zweiten Weltkrieg war. Innerhalb dieser Darstellungen versteht der Leser sehr genau, warum für manche Architekten und politischen Kräfte in der Beziehung der notwendigen Neugestaltungen der nicht selten stark zerstören Städte auch eine unverhoffte Chance lag. Elendsviertel abschaffen, neu planen, menschengerechter auf die veränderten Bevölkerungszahlen und -strukturen der Neuzeit im Vergleich zum Mittelalter, in dem viele Städte entstanden waren, eingehen, „Utopien Wirklichkeit treffen lassen“ und tatsächlich ja bis heute einige dieser städteplanerischen Ansätze umgesetzt als aktuelles Erscheinungsbild nicht weniger Städte vor Augen stehen.

Natürlich findet sich im Buch auch ausführliche Darstellungen der Entwicklung des kalten Krieges, als direkte Folge des zweiten Weltkriegs und ebenfalls in den Persönlichkeiten und deren Erfahrungen in den Kriegsjahren verankert, bis hin zu polarisierenden Strömungen der Gegenwart. Polarisierungen, die mit dem Ende des kalten Krieges nicht aufgehört haben, sondern sich in anderer Form und anderen Themen weiterhin fortsetzen, vielleicht auch mehr und mehr, nachdem direkte Augenzeugen des Weltkrieges mehr und mehr aus dieser Welt verschwinden und die Erinnerungen an die Eskalationen zum Krieg hin schwächer werden.

Viele Lebensgeschichten, die Lowe „emblematisch“ nennt, an denen er von der Wiedergeburt nach den Kriegsjahren spricht, Utopien in den Gedanken jener Jahre nachgeht, sich mit der Frage nach der „Identität“ als „neue Identitäten“ oder auch als „gebrochene Identität“ auseinandersetzt und diese und mehr Stränge bis in die Gegenwart und den Prozess der Globalisierung fortführt, um auch in diesem weltweiten Geschehen innere Linien des Traumas des zweiten Weltkrieges aufzuzeigen. Abschließend mit dem „neuen Anderen“ in einer sich wandelnden Welt.

Eine anregende, stilistisch bestens zu lesende und gehaltvolle Lektüre.

Cover des Buches Furcht und Befreiung (ISBN: 9783608962659)
lielo99s avatar

Rezension zu "Furcht und Befreiung" von Keith Lowe

Nationalismus tötet
lielo99vor 6 Jahren

Individuelle Lebensgeschichten können der Schlüssel zu besserem Verständnis sein.


Eine Betroffen, die von dem Autor wurde ist Georgina Sand, ein Jüdin. Sie wurde als Kind nach London gebracht und dort in etlichen Familien „herumgereicht“. Ihr Schicksal teilten viele Kinder, die von ihren Eltern nach GB geschickt wurden, um nicht in den Gaskammern enden zu müssen. Herr Lowe berichtet von Bombardements, ja, auch vom Abwurf der Atombomben. Kritisch sieht er in dem Buch #FurchtUndBefreiung die teilweise Verklärung der GIs und anderer Soldaten als „Helden“.


Erfindungen, die während des 2. Weltkrieges hilfreich waren und heute einen anderen Stellenwert haben, ist unter anderem das DDT und Penicillin. Die Herstellung des Medikaments wurde erst im Krieg von den USA subventioniert. Vielschlitzmagnetrone waren damals für Atomtests relevant und heute sind sie in Mikrowellengeräten verbaut. Es gab Architekten, die sich über die Zerstörung von Städten freuten. Endlich konnten sie ihre Visionen wahr machen und moderne Häuser und Straßenzüge errichten.


Während des 2. Weltkrieges änderte sich auch die Rolle der Frau. Sie arbeitete in Fabriken, auf dem Feld und war dem Mann ebenbürtig. Leider änderte sich das wieder nach dem Ende des Geschehens und es sollte Jahre dauern, bis die Emanzipation erneut greifen konnte. Durch die Ignoranz der Briten hungerten die Menschen in Bengalen. Dort kamen etwa 1,5 bis 3 Millionen Menschen ums Leben, ohne den Einsatz von Waffen.


Nach dem Krieg gab es kaum Bestrafungen für die Täter. Die Prozesse in Nürnberg und Tokio waren ein Tropfen auf dem heißen Stein. Nur ein Bruchteil der Mörder wurde verurteilt. Gleichzeitig gab es zu der Zeit auch Gründungen von Organisationen, die bis heute wichtig sind: Weltbank, Internationaler Währungsfond, Internationaler Strafgerichtshof und die Vereinten Nationen. Das Zeitalter des Europäischen Kolonialismus ging zu Ende. Die Vision einer europäischen Gemeinschaft und Abkehr von Nationalismus wurde geboren und zwar von Altiero Spinelli.


Der Wandel in Asien, Lateinamerika Afrika und Israel ist ein Thema, welches der Autor präzise erläutert. Dass dieser zumeist mit vielen Toten einherging, ist nicht jedem Geschichtsinteressierten bewusst.

Die Situation Israels wird in #FurchtUndBefreiung so dargestellt, wie ich sie noch nie las. Völlig neutral und nur durch Fakten belegbar, das ist wirklich eine Meisterleistung. Die Situation der Überlebenden des Holocaust in diesem Land war mehr als schwierig. Teilweise wurden sie verurteilt, weil sie sich nicht wehrten und sogar als minderwertig diskriminiert. Und das von den eigenen Landsleuten. Dass erst im Jahr 1961, nachdem in Jerusalem Anklage gegen Eichmann erhoben wurde, in dieser Beziehung ein Umdenken im jungen Staat stattfand, wusste ich nicht.


#FurchtUndBefreiung ist für mich Geschichtsunterricht erster Klasse. Viele Dinge waren mir unbekannt, auch aus dem Grund, dass sie erst durch jahrelange Recherche des Autors aufgedeckt werden konnten. Ja, 5 Jahre dauerte diese und viele Helfer begleiteten Herrn Lowe dabei. Auch Fakten wie: Im Jahr 1945 gab es in Deutschland etwa 17 Millionen Displaced Persons und zwischen 1945 – 1950 etwa 25 Millionen Vertriebene und 67 Millionen Einwohner in Deutschland.

Und heute wird die Angst vor Überfremdung geschürt? Das kann irgendwie nicht sein.


Und noch etwas, was beängstigend ist: „Gegenwärtig ist die radikale Rechte in Europa mächtiger als zu jedem anderen Zeitpunkt nach dem 2. Weltkrieg.


Weitere Begriffe, die ich nicht weiter erkläre: Trostfrauen und Wodkajahrhundert werden in #FurchtUndBefreiung erläutert. Jeder, dem Geschichte wichtig ist, „muss“ das Buch lesen. Ich danke dem Verlag #KlettKotta und #NetGallayDE für das Leseexemplar.


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