Cover des Buches Kinder der Freiheit (ISBN: 9783785750049)
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Rezension zu Kinder der Freiheit von Ken Follett

Kinder der Freiheit

von NiWa vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Ein eindrucksvoller Abschluss der Jahrhundert-Saga.

Rezension

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NiWavor 8 Jahren
Es war einmal eine Welt, die in den Händen zweier Großmächte lag, die von Mauern sowie Zäunen durchzogen und von Nuklearwaffen bedroht war. Es war eine Welt, die nach Freiheit lechzte, sich aber noch immer nicht vorstellen konnte, wie diese zu erreichen und erst recht zu bewahren war. Und es war eine Welt, in der Menschen lebten, manchmal sogar von ihren Lieben und der Familie getrennt, die nach Gleichberechtigung strebten, oftmals Freizügigkeit lebten und sich nach Glück und Frieden sehnten.

Es handelt sich um den Abschlussband von Ken Folletts Jahrhundert-Saga. Die Handlung setzt in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts an und streckt sich fast bis in die Gegenwart.

Das Hauptthema ist dem Weltgeschehen entsprechend der Kalte Krieg, der sich nach dem 2. Weltkrieg zwischen den USA und der UdSSR anbahnt und den Rest der Welt in Atem hält. Weitere Inhalte dieser Zeit sind der Kampf für Gleichberechtigung, sei es nun gegen Rassismus oder für Feminismus, die Hippie-Bewegung und deren Forderung des Kriegsendes in Vietnam, aber auch der Wechsel der Machtverhältnisse, ob nun in den USA oder in Russland, die Follett hier zu einem fulminanten Gesamtwerk vereint.

Wenn man bereits die ersten beiden Teile gelesen hat, findet man sich in den wohl vertrauten Familien wieder, mit denen man gemeinsam den Stürmen der Geschichte trotzt.

In Deutschland begegnet man erneut Familie Franck, die in Berlin durch eine Mauer getrennt wird. In den UdSSR ist es Familie Dworkin-Peschkow, die sich zwischen Regimetreue und der Sehnsucht nach Freiheit bewegt. Familie Peshkov-Jakes hingegen, setzt sich in den USA für die Menschenrechte ein. Während Familie Leckwith-Williams in Großbritannien etwas mehr in den Hintergrund rückt und sich vor allem der Musik verschrieben hat. Anhand dieser Familien bzw. einiger Figuren davon, tritt man mit den Kindern der Freiheit - der mittlerweile 3. Generation - eine Reise durch die Zeitgeschichte an.

Der Familiengeschichten und Einzelschicksale ungeachtet steht vor allem die politische Entwicklung im Vordergrund. Ken Follett platziert seine Figuren wohlweislich, damit sie sich am Nabel des Geschehens befinden und man gemeinsam mit ihnen die dramatischsten Ereignisse dieser Epoche erleben kann.

Gleichzeitig dröselt der Autor geschickt Hintergründe, Zusammenhänge und Wirrungen auf, um dem Leser die Komplexität der politischen Beweggründe vor Augen zu führen und zeigt damit auf, wie schwierig es damals war und wahrscheinlich auch heute ist, als Politiker das Richtige zutun. Denn wer hätte bedacht, dass die Kubakrise in direktem Zusammenhang mit den amerikanischen Bürgerrechten steht?

Trotzdem wurden meinem Empfinden nach einige Ereignisse - wie u.a. der Atomreaktorunfall in Tschernobyl - zu sehr an den Rand gedrängt oder kamen erst gar nicht vor, was aber natürlich auch dem Gesamtwerk geschuldet ist, das Follett hier geschaffen hat. Denn es ist doch nachvollziehbar, dass eine derart umfassende Erzählung auch ihre Grenzen hat.

Der Erzählstil des Autors ist im Grunde grandios. Es ist bemerkenswert, wie er die Protagonisten und ihre Familien mit dem Weltgeschehen vereint, zur rechten Zeit den Fokus auf das Gesamtbild richtet und dann am Beispiel seiner Protagonisten wieder ins Detail zu gehen vermag.

Allerdings nimmt es mir Follett manchmal allzu genau. Wieder sind es die unnötigen Sexszenen, die mich gestört haben. Hier wird mir zu detailliert beschrieben und sie lenken laufend von der Gesamthandlung ab. Jedoch sind sie mir im Gegensatz zu den Vorgängerbänden nicht ganz so ausgeprägt erschienen.

„Kinder der Freiheit“ war für mich ein eindrucksvoller Abschluss der Jahrhundert-Saga, der mich in die Zeit des Kalten Kriegs zurück geschickt, mich mit Schwarzen in den USA um Gleichberechtigung kämpfen, gegen das Kriegsgeschehen in Vietnam demonstrieren und mich gegen die Mauer quer durch Berlin aufbegehren lassen hat. Informativ, interessant und emotional aufwühlend reicht man den Familien die Hand, um mit ihnen gemeinsam als Kinder der Freiheit aus dem Kalten Krieg hervorzugehen.

Wem bereits die ersten beiden Teile gefallen habe, rate ich unbedingt zum Abschlussband zu greifen, und wer sich von Vornherein für Geschichte und Politik interessiert, dem kann ich empfehlen, sich mit den genannten Familien auf Zeitreise begeben.

Ken Folletts Jahrhundertsaga:
1) Sturz der Titanen
2) Winter der Welt
3) Kinder der Freiheit
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