Portrait der ätherischen Vivien Leigh
Dieses ausgesprochen hochwertig ausgestattete Buch ist eine würdige Hommage an Vivien Leigh, die Verkörperung der ätherischen, zerbrechlichen Schönheit. Unzählige Fotografien, viele großformatig, begleiten den Leser auf die Reise durch Leighs Leben. Das Buch ist eine Mischung aus Bildband und Biographie, der Text enthält viele passende Zitate von Zeitzeugen und Vivien Leigh selbst. Gerade diese Zitate von Leuten, die sie kannten, zu ihren Kollegen und Freunden zählten, werfen ein lebendiges Licht sowohl auf die Schauspielerin wie auch auf den Menschen Vivien Leigh.
Der Text liest sich leicht wie ein Zeitschriftenartikel, ohne flach zu sein, ist unterhaltsam verfaßt und bringt viele Perspektiven ein. Die Autorin hat Filmwissenschaften studiert und so ist es nicht überraschend, daß sie sich vorwiegend auf Vivien Leighs berufliches Leben konzentriert. Sehr nachvollziehbar zeigt sie den harten Weg einer Schauspielerin, die zu Beginn hauptsächlich wegen ihres Aussehens Rollen bekam, sich aber durch Disziplin, Enthusiasmus und der Bereitschaft, von anderen zu lernen, an sich zu arbeiten, immer weiter entwickelte, schließlich sogar Shakespearerollen meisterte und sich in späteren Jahren nicht scheute, altersgemäße Rollen zu spielen und die schöne Hülle für eine Rolle auch abzustreifen. Ein wenig unpassend fand ich die Ausführungen, wie viel Vivien Leigh mit Marilyn Monroe gemeinsam hätte und daß die Abneigung von Leigh gegen Monroe nur auf Loyalität zu Laurence Olivier beruhte. Selbst jemand, der nicht weiß, welch himmelweiter Unterschied an Können, Disziplin und Professionalität zwischen beiden Frauen besteht, wird bei einem Blick auf das Foto der beiden sofort feststellen, daß zwischen Monroes Discounter-Sex-Appeal und Leighs zeitloser eleganter Schönheit Welten liegen.
Auch sonst bleibt der Mensch Vivien Leigh im Buch manchmal ein wenig hinter der öffentlichen Persönlichkeit Vivien Leigh verborgen. Ihre frühen Lebensjahre, ihre erste Ehe werden summarisch abgehandelt, ihr Kampf mit der Bipolarität ausreichend, aber für mich zu knapp und oberflächlich beschrieben, ihr Tod fast in einem Nebensatz erwähnt. Das kenne ich aus andere Biographien besser. Da aber dieses Buch, wie gesagt, eher als ausführlich kommentierter Bildband angesehen werden kann, kann man als Leser nachsehen, daß der Fokus ein wenig anders liegt als er es bei einer fundierten Biographie täte. Im Ganzen bietet der Text eine lesenswerte Beschreibung von Leighs Leben und Karriere, erlaubt auch einige Blicke auf ihre Person. Vom Ästhetischen her ist das Buch einfach wundervoll gelungen.