Kenneth Anger

 4 Sterne bei 8 Bewertungen
Autor*in von Hollywood Babylon.

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Cover des Buches Hollywood Babylon (ISBN: 9783807700687)

Hollywood Babylon

 (8)
Erschienen am 01.06.1989

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Cover des Buches Hollywood Babylon (ISBN: 9783499606588)
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Rezension zu "Hollywood Babylon" von Kenneth Anger

Klatsch & Tratsch aus der goldenen Zeit der Glitzerstadt
TheSaintvor 3 Jahren

Auch wenn der Wahrheitsgehalt der in diesem Buch präsentierten Geschichten über die Exzesse, Betrügereien, Morde, Selbstmorde, Scheinehen und Intrigen recht fraglich scheint, so zeigen die von dem Autor Kenneth Anger zusammengetragenen Geschichten - beginnend 1915 bis herauf in die 1960er - doch recht ansehnlich, dass sich in Hollywood nicht wirklich was geändert hat und die so aufwirbelnde #MeToo-Kampagne eigentlich nur bestätigt, was in Hollywood seit 100 Jahren praktiziert wird: Wer wirklich voran kommen und aufsteigen will... der muss gefallen und zu Willen sein... 

Es gab da den Präsidenten eines großen Filmstudios, der sich jeden Tag um 16 Uhr eine andere junge Angestellte kommen ließ, die ihm zu Diensten sein mußte. Während der Prohibition floß bester Alkohol in den gigantischen Villen der Leindwandstars. Drogen wurden genossen und wilde Sex-Parties gefeiert. Draußen herrschte Armut, doch die Götter und Göttinnen der Leinwände zelebrierten exzessiv... da kam schon mal ein Revuegirl oder ein Starlet dabei zu Tode... die Studiobosse kauften die Polizei und die Richter und als Zeugen gab es andere Schaupieler.... Der Schein musste mit allen Mitteln aufrecht erhalten werden - die Welt da draußen bekämpfte ihre Armut und den Hunger, indem sie zu den Schönheiten Gloria Swanson, Rudolph Valentino & Co aufblickte und ihre Träume in ihnen verwirklicht sahen.

Der große schwergewichtige Komödiant Fatty Arbuckle vergewaltigte während einer seiner Sex-Parties eine 25jährige... sie verstarb kurz darauf. Charles Chaplin ehelichte mit 29 die 16jährige Mildred... der er bald überdrüßig wurde... da kam schon die nächste Lolita daher, die ihm 7 Monate nach der Hochzeit den Sohn Charles Chaplin Jr. schenkte... 9 Monate später kam der nächste Sohn zur Welt: Sydney. Knapp 1 Jahr später wurde die Scheidung von der Kindsfrau Lita eingereicht... Noch während der Prozeßschlacht war Chaplin abermals im Gespräch... als er der jungen Ehefrau des Silberminen-Millardärs William Randolph Hearst schöne Augen machte und dieser ihn auf seiner Yacht erschießen wollte, jedoch den Filmproduzenten und Regisseur Thomas Ince traf und tötete. In den Zeitungen (die von Hearst diktiert wurden) wie auch im Totenschein wurde von "akuter Magenverstimmung" als Todesursache berichtet. Der Prozess wie auch der Arbuckle's verlief im Sande... viele Gäste auf der Yacht wurden plötzlich vermögend... wie die damals mächtige Klatschkolumnistin Edda Hopper. Hearst-abhängig entschieden ihre Kolumnen über Aufstieg oder Fall eines Stars. Die Skandale, Gerüchte und Tragöden der Schauspieler*innen lesen sich herauf bis in die 1950er recht spannend... als die Berichterstattung und die Macht des Mediums Film noch relativ gut gelenkt werden konnte. Doch mit dem Anbruch der 60er und dem Aufkommen des Fernsehens bröckelten die Fassaden nicht nur der Filmstudios... auch der Glamour und die großen Diven begannen zu verblaßen. Die Glitzerstadt mit ihren fantastischen Traumwelten und den sich darin tummelnden Menschen, die oft durch Knebelverträge und aufgrund ihres Marktwertes und der verlogenen Biographien persönliche Höllen durchleben mussten, verkam zu einer beliebigen Produktionsstätte... Es ging abwärts und man wurde so arm, dass die Buchstaben "L-A-N-D" hoch oben in den Hügeln von Los Angeles nach deren Verrottung nicht mehr erneuert wurden und heute dank Hugh Hefner's "Playboy" wenigstens noch "HOLLYWOOD" lesen lassen. Die Filmmetropole befindet sich in einer Krise... doch auch heute noch ist eines gewiss: Sex sells... wie Harvey Weinstein nach altbewährter Hollywoodmanier vorlebte... nur nicht mehr so großes Glück mit seinen Aktionen hatte wie es weiland der Fall war.

Kenneth Anger's Schreibstil ist teilweise schmierig und zynisch. Es gibt in dieser Zusammenfassung seiner Bücher "Hollywood Babylon I und II" (der rororo-Verlag hat Kürzungen vorgenommen) zu den präsentierten Fällen (welche teilweise akkurat, teilweise mittlerweile widerlegt sind) durchaus passende spitze Bemerkungen, die schmunzeln lassen. 

Wer das "alte Hollywood" schätzt und sich mit den Namen aus jenen Tagen der gloriosen Screwball-Komödien und Dramen auskennt, wird dieses Buch mit einem gewissen Reiz lesen. Wer sich einen ungefähren Eindruck über die damalige Filmwelt und durchaus einflußreiche Position von "Tinseltown" machen möchte, der ist hier willkommen...

Und diejenigen, die eventuell seit #MeToo geschockt über die Praktiken in der Branche sind, werden feststellen, dass sich Taktiken und Strategien nicht geändert haben... nur heute anders präsentiert werden...

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