Rezension zu "In Furcht erwachen" von Kenneth Cook
Viel wird erzählt über Australien und Neuseeland – zu recht. Viel gibt es zu lesen über Neuseeland und Australien – zu recht. Schließlich bedienen diese beiden Länder neben Kanada am besten Fernweh und Auswandererträume der Deutschen besonders in hier kritischen Phasen und Zeiten. Viel wird auch geschrieben über Autoren und hauptsächlich Autorinnen die hier über Down Under und Kiwiland ihre beliebten Romane verfassen - zu recht .Denn sie , die deutschen Sarah Larks in Person von Martina Sahler .Laura Walden/ Mirja Hein ,Ulrike Renk ,Julie Peters sind es die die wichtige kulturelle Brücke zwischen beiden Kontinenten bauen und schon lange mit viel Fleiß erhalten. Viel zu wenig wird aber über die einheimischen Autoren und Autorinnen vor Ort berichtet– zu unrecht. Denn sie wie Greg Egan , Tim Winton ,Maurice Gee ,Graeme Hagues oder auch Melissa Marchetta sind nicht selten die bedauernswerten Opfer der Entfernung und ihrer Bodenständigkeit geworden. Sie verlassen nur ungern ihre Heimat in Australien oder Neuseeland um auf nötige monatelange Lesereisen und Interviewtouren zu gehen, die nun mal heutzutage schnell anstehen um sein Werk global bekannt zu machen. Deswegen nun mal hier nach Peter Carey mit " Die wahre Geschichte von Ned Kelly und seiner Gang " eine weitere literarische Stimme von ganz weit weg: Kenneth Cook aus Sydney , dessen reale Stimme leider schon seit 1987 für immer verstummt ist aber in etwa 20 Romanen überliefert weiterlebt. Sein bekanntester Roman beruhend auf einem einheimischen Fluch hier unten folgend rezensiert heißt „In Furcht erwachen" und wurde filmisch auch als „ Ferien in der Hölle „ und „ Outback „adaptiert. Ich würde ihn nur zu gerne in „ Abgestürzt in Yabba , dem Kaff der Dosenbiertrinker umbenennen , einen Titel der ihm gebührend besser stehen würde .Aber ich darf es ja leider nicht. Aber eine passende Rezension ,die ihm , seinen Roman und dessen Verfilmung nachträglich auch hier würdigt, die verdiente Erinnerung bewahrt und vielleicht neue Leser gewinnt , darf ich nätürlich.
Es gibt Romane und Filme die bleiben einem ein Leben lang in Erinnerung wegen der überdurchschnittlichen Ansammlungen und Häufigkeiten bestimmter Dinge. Ist es im Film „ Dead Presidents „ „,das bestimmt hundertmal vorkommende amerikanische Schimpfwort Fuck, so sind es woanders oft viele explizite Sexszenen und nun hier der gewaltige Alkoholkonsum besonders Sorten des australischen Biers.
Es ist brütend heiß , die ganze rote Erde hier im Outback scheint kurz vor der Auflösung zu sein und der letzte Schultag in einem Kaff namens „ Tiboonda „ ist für den gefrusteten Lehrer John Grant endlich gekommen. Er und seine Klasse , bestehend aus allen habhaften Kindern und Jugendlichen in einem bestimmten Umkreis ,egal welchen Alters ,Geschlechts oder Eignung ,zusammengepfercht in einem einzigen Schulraum , verabschieden sich herzlich voneinander. John zieht es wie verabredet in die Ferien zu seiner Freundin nach Sydney .Nach einer staubigen Zugfahrt muss er noch einen Zwischenstopp in Burndanyabba einlegen bevor nächsten Tag sein Flieger startet.
Hier in dieser Hinterwäldlersiedlung beginnt nun sein Niedergang der besonderen Art. Hier scheint jeder Fremde ein willkommener neuer Saufkumpane zu sein , den man gastfreundlich aufnimmt wenn er möglichst schnell die ersten Biere mit einem gemeinsam herunterstürzt Es wird im fliegenden Wechsel bestellt und vernichtet und wieder neu bestellt. Lösungsansätze für anbahnende Probleme aller Art wird mit einem freudigen „ Lass uns erstmal einen trinken „ , begegnet und auf unbestimmte Zeit routiniert weggeschwemmt ;D.Der Polizeichef geht mit guten Beispiel voran und führt Fremde wie auch den Lehrer ins Barleben ein . Ein alkoholsüchtiger Doktor . der ohne Berufslizenz unterwegs ist , behebt Katerfolgen und Verletzungen durch Schlägereien und Selbstmordversuche auf seine eigene Art und Weise. Insgesamt hat die glühende Sonne und die mangelnde Perspektive auf staubigen Farmen und in stickigen Minen einen schrägen Haufen von auch hier Abgehängten geprägt, bei denen selbst so trinkfeste Iren kaum eine Chance hätten. Neben schon fast komaartigen Saufen vertreibt man sich die Zeit mit Spielen aller Art besonders dem beliebten Two- Up bei dem John all sein erspartes Geld verliert und so zum Hierbleiben verdammt ist. Two Up wurde auch schon bei der australischen Olympischen Eröffnungsshow farbenprächtig als ein Art Volkssport dargestellt .Es stammt aus der Zeit des australischen Goldrauschs und wird in einer halbkreisartigen Arena gespielt , wo von Umstehenden auf Kopf oder Zahl zweier in die Luft geworfenen australischen Münzen gewettet wird. Sonst wird noch eifrig herumgeballert und bedauernswert sinnlos auf nächtlichen Treibjagden einheimische Tiere abgeschlachtet. Voltrunken wird dann noch oft die das Bier zur verfügengstellende Kneipe zerlegt und zu guter letzt fällt man noch manchmal über das eigene Geschlecht her , denn Frauen sind hier am Ende der Welt halt noch Mangelware. Hier darf man noch richtig Mannsein in dieser fast reinen Männergesellschaft. Saufen, Herumhuren , Spielen und Jagden wie das Männerherz begehrt.
Dieser Roman ist angeblich Schullektüre in Australien was zur Diskussion anregen sollte denn schließlich wird fast ein ganzes Dorf als perfide unkultivierte Alkoholiker sippenhaftartig dargestellt. Vielleicht will man seine eigene Literaturkultur gegen die zunehmende Potterisierung der Jugend dagegensetzen oder einfach die Botschaft des Buches weitertragen , dass auch in Extremsituationen man sein Wertegerüst und seine menschliche Kultivierung eisen verteidigen sollte und sich nicht wieder nur auf das runterbrechen lassen sollte was wohl in jedem von uns im Kern steckt . Rein Instinktives und Triebhaftes halt. Gordon verliert aber den Kampf für ein paar Tagen zwischen all den Mengen von Dosenbier und Whiskey und wird sogar noch zum Dieb und Abschlächter von wehrlosen Kängurus. Ein anarchischer schnörkelloser Blick auf diese ernstzunehmende Entwicklung für Leser, besonders die des männlichen Geschlechts , die auch gern mal neben der Normalspur Buchschätze aufheben wollen.
Und eines vorm Lesen oder Filmversionschauen bitte nicht vergessen . :D Den Kühlschrank mit Dosenbier noch richtig vollmachen und den Standventilator anschalten .Es wird nämlich heiß und feucht. Ein kräftiges Prosit also auf Kenneth Cook und seinen ungeschminkten Roman " Abgestürzt in Yabba, dem Kaff der Dosenbiertrinker " .Wir müssen es aber nicht unbedingt so weit kommen lassen wie unsere Protagonisten. :D
Gefunden und vertieft können solche weniger bekannte Autoren und Autorinnen immer in unserer Lbgruppe " DOWN UNDER und KIWILAND . Wir freuen uns immer über dich.