Kersten Knipp

 3,5 Sterne bei 8 Bewertungen
Autor*in von Die Erfindung der Eleganz, Paris unterm Hakenkreuz und weiteren Büchern.

Lebenslauf

geboren 1966, Romanist und Autor, arbeitet für die Deutsche Welle, den WDR und andere Sender der ARD und schreibt für verschiedene Printmedien. Schwerpunkt seiner Arbeit ist zum einen die Kulturgeschichte der romanischen Welt und zum anderen die politische Zeitgeschichte des Nahen Ostens. Zu beiden Themen hat er mehrere Bücher veröffentlicht.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Kersten Knipp

Cover des Buches Die Erfindung der Eleganz (ISBN: 9783150114193)

Die Erfindung der Eleganz

(3)
Erschienen am 15.11.2022
Cover des Buches Paris unterm Hakenkreuz (ISBN: 9783806241099)

Paris unterm Hakenkreuz

(2)
Erschienen am 03.03.2020
Cover des Buches Im Taumel (ISBN: 9783806236651)

Im Taumel

(2)
Erschienen am 19.02.2018
Cover des Buches Die Erfindung der Eleganz (ISBN: 9783150114919)

Die Erfindung der Eleganz

(1)
Erschienen am 19.07.2024
Cover des Buches Im Gespräch (ISBN: 9783987370144)

Im Gespräch

(0)
Erschienen am 02.04.2024
Cover des Buches Nervöser Orient (ISBN: 9783806233674)

Nervöser Orient

(0)
Erschienen am 12.09.2016
Cover des Buches Das ewige Versprechen (ISBN: 9783518464489)

Das ewige Versprechen

(0)
Erschienen am 16.09.2013

Neue Rezensionen zu Kersten Knipp

Cover des Buches Paris unterm Hakenkreuz (ISBN: 9783806241099)
M

Rezension zu "Paris unterm Hakenkreuz" von Kersten Knipp

MichaelHeinzel
Der Titel ist irreführend

Frage an die Deutschlehrer: Was kriegt heute einer, der einen hervorragenden Aufsatz abliefert, aber das Thema verfehlt hat? Ich habe dafür mal eine Fünf kassiert, aber vielleicht war mein Aufsatz auch nicht hervorragend. Bei mir bekommt der Kersten Knipp 4 von 5 Punkten.

Deutschsprachige Bücher zur jüngeren, französischen Geschichte gibt es nicht so viele. Oftmals werden aus den Jahren 1940-44 die Shoah und die Resistance romanhaft verarbeitet; aber da fehlt mir die systematische Darstellung. Insofern hatte ich mir vom Titel her einen Einblick in den französischen Alltag unterm Hakenkreuz erwartet und von dem als Leseprobe verfügbarem, ersten Kapitel hatte ich durchaus die Hoffnung, dass diese Erwartungshaltung auch erfüllt würde. Sehr detailliert und kenntnisreich schildert der Autor hier das Leben der Franzosen im Jahr 1939. Vielleicht kommt die Wirtschaft dabei etwas kurz, aber sonst wird man gut mitgenommen. Ich war begeistert (wie kann einer so viele Details zusammentragen?) und habe mir das Buch deshalb sogar in der Printversion bestellt.

Gut, das musste wohl sein, erst mal den deutschen Überfall und seine Vorgeschichte auf französischer Seite detailliert zu schildern. Das Psychogramm, das der Autor von der danach geschockten, französischen Gesellschaft zeichnet, gehört ebenfalls noch dazu und auch bei seiner Darstellung der Petain-Regierung habe ich einiges dazugelernt. Die Unterschiede zum Nazi-Regime waren ja wirklich marginal, nur dass man die Vernichtung der Juden den Deutschen überlies. – Aber was war eigentlich mit den anderen „Fremden“? Ich meine jetzt nicht nur politische Exilanten, sondern auch Sinti und Roma. Und wie weit ging man mit der „gesunden Familie“ – etwa auch wie die Nazis bis zur Euthanasie? Wie dicht war die Demarkationslinie und wie sah es in den von der WVD Brüssel verwalteten Nord-Departements aus? –Lauter Fragen, die m.E. zum Alltag unterm Hakenkreuz dazugehört hätten.
 Sehr ausführlich wird an Beispielen die Deportation der Juden geschildert, aber wie lief das Leben der untergetauchten oder noch geduldeten? Welche Hilfs- und Schleuserstrukturen gab es? Wie sah es in den Konzentrationslagern aus, es gab ja noch andere außer dem Velodrome ? Ähnlich ausführlich wird, wiederum an Beispielen, geschildert, wie sich Resistance und Maquis formieren, aber wie erfolgte die Steuerung aus London und im Lande? Der Alltag, der sich ja nun vermutlich auch in der Collaboration abspielte, wird praktisch ausgeblendet, kommt ganz kurz bei den politischen Säuberungen (so sagt man auf Deutsch wohl eher zur Epuration) am Einzelfall der Schauspielerin Corinne Luchaire zur Sprache. Stattdessen werden die Vergeltungs- und Racheakte geschildert. 

Das Buch ist durchgängig in einem leicht lesbaren Stil geschrieben und auch wirklich lesenswert – aber das, was man sich nach dem Titel erhofft, kommt zu kurz. Wenn es auch mühevoller zu lesen ist, aber da erfährt man aus dem Tagebuch von Leon Werth mehr über den Alltag der Franzosen zwischen 1940 und 1944.

Cover des Buches Die Erfindung der Eleganz (ISBN: 9783150114193)
Kristall86s avatar

Rezension zu "Die Erfindung der Eleganz" von Kersten Knipp

Kristall86
Bei Hofe hätte es das nicht gegeben! Oder doch?! - Ein lesenswertes Buch über die Eleganz in allen Bereichen

Klappentext:

„Was heute als Höflichkeit oder gute Manieren gilt, geht auf die Salons um 1700 zurück. Denn dort plauderte und flirtete nicht nur der Adel, sondern bald auch das Bürgertum. Und so entstanden viele Umgangsformen und Konventionen, die uns heute selbstverständlich erscheinen. Was ist Höflichkeit? Wie lässig darf man sich geben? Wie begegnen sich Mann und Frau? Was sagt man, wenn man einander nichts zu sagen hat? Und wie lässt sich ein Mensch am besten beeinflussen? 

Baltasar Gracián, Jean-Jacques Rousseau und berühmte Gastgeberinnen wie Madame de Rambouillet sind nur einige der Persönlichkeiten, die uns auf diesem vergnüglichen Gang durch die Wohnzimmer Europas begegnen. Kersten Knipp vermittelt anschaulich die Atmosphäre jener geselligen Zeit und zeigt, wie nah uns die Welt der Salons noch heute ist.“


Es ist wohl eines der streitbarsten Themen überhaupt: die Eleganz. Was ist das überhaupt? Gibt es eine gewisse Vorlage? Manieren und Eleganz? Was gehört überhaupt alles dazu? Viele viele Fragen zu dem Thema kommen einem schnell in den Sinn und Abhilfe schafft dieses nette und sinnvolle Buch. Autor Kersten Knipp nimmt sich der Thematik an und versucht auf charmante Art und Weise den Leser es zu erklären - mit der gewissen Eleganz versteht sich. Wir tauchen tief in die Geschichte ein und erleben anhand verschiedenster Aufzeichnungen einen Überblick wer und was und warum die Eleganz geprägt wurde. Das fängt bei einer Einladung an, wie man sich als Gastgeber verhält und endet damit wie Mann gegenüber Frau sich verhalten sollte um nicht in Ungnade zu verfallen. Auch geht es darum wie man über Politik spricht und vieles weitere. Fest steht jedenfalls: egal wie sich die Eleganz seit fast 300 Jahren und länger verändert hat und was von ihr geblieben ist, sie hat jedenfalls einen gehörigen Eindruck hinterlassen und es steht allen von uns gut zu Gesicht wenn wir ein wenig Eleganz in unser Leben bringen. Ich bin sehr erstaunt von diesem Buch bzw. von dessen Inhalt wie sich diese Thematik so lange halten konnte und kann und wie viele Dinge damals sowie heute noch aktuell sind. 

Fazit: Leseempfehlung und wenn wir es nicht mehr ganz so hinbekommen wie damals, aber ein bisschen Eleganz schadet nie! 5 Sterne für dieses Buch!

Cover des Buches Paris unterm Hakenkreuz (ISBN: 9783806241099)
wschs avatar

Rezension zu "Paris unterm Hakenkreuz" von Kersten Knipp

wsch
Wer das Buch gelesen hat, kann die Deutsch-Französische Freundschaft nicht hoch genug schätzen!!

Im ersten Teil beschreibt Kersten Knipp an vielen Beispielen aus dem französischen Alltag der späten 1930er Jahre sehr bildhaft und somit nachvollziehbar die Stimmung in Frankreich. Die dort nach den riesigen Verlusten an Menschenleben während des Ersten Weltkrieges gebrachten Opfer in so gut wie allen Familien Frankreichs. Die leider vergeblichen Versuche, die wahnwitzigen Vorstellungen der Nazis auf diplomatischem Weg einzudämmen.

Die absolute Verkennung des französischen Militärs, sich mittels der Maginot-Linie gegen einen Überfall der Nazis und deren Wehrmacht schützen zu können.

Der Autor beschreibt an Hand von Zitaten aus Briefen, Tagebüchern und stellenweise philosophischer Literatur (z. B. Werken von J.-P. Sartre), anhand von  in deutscher Gründlichkeit geführten Listen der aus Frankreich deportierten Menschen jüdischen Glaubens, der Anzahl der Opfer von Massakern, die die SS und die Wehrmacht in Frankreich verübt haben, die Zustände in Frankreich. In der Zeit vor dem Überfall durch das Dritte Reich. In der Zeit der deutschen Besetzung mit der von Philippe Pétain geführten Marionetten-Regierung in Vichy für etwa die nördliche Hälfte des französischen Staatsgebietes. Bei diesen Themen und Zeiten lässt der Autor auch die willfährige 'Zuarbeit' vieler Franzosen bei der Jagd nach Juden und Zusammenstellung der Deportationszüge in die Vernichtungslager der Nazis im Osten Europas aussen vor. Eine latente Aversion gegen Menschen jüdischen Glaubens war im damaligen Frankreich auch ohne Beeinflussung durch die Nazis vorhanden.

Dass der Widerstand durch die Résistance, deren Mitglieder teils sehr gegensätzliche politische Vorstellungen und Zielsetzungen hatten, dass die Wirkung des vom Exil in London aus agierenden Géneral Charles de Gaulle mit vielen Fakten vom Autoren geschildert wird, steht bei dem Buch ausser Frage.

In einem eigenen Kapitel wird das im Endeffekt dann doch erfolgreiche Bemühen der Nazi-Jäger Serge und Beate Klarsfeld, den 'Schlächter von Lyon" SS-Obersturmführer und Chef der Gestapo in Lyon Klaus Barbie geschildert. 


In diesem Zusammenhang ein längeres Zitat von Seite 253:

"Seine Verurteilung brauchte Klaus Barbie lange Zeit nicht zu fürchten. Die ersten Jahre nach der Niederlage Nazi-Deutschlands hatte sich der Kriegsverbrecher in der Heimat versteckt, bis er sich 1954 mit Hilfe des US-amerikanischen Geheimdienstes nach Bolivien absetzte. Unter neuem Namen - »Klaus Altmann« - und als Vertrauter der das Land regierenden Diktatoren führte er in der Hauptstadt La Paz ein sorgenfreies Leben.

Ungemütlich wurde es für Barbie im Jahr 1971, als die Nazi-Jäger Serge und Beate Klarsfeld auf ihn aufmerksam wurden. In jenem Jahr hatte die Münchner Staatsanwaltschaft eine nicht publik gemachte Einstellungsverfügung im Fall Barbie beschlossen. Der »Schlächter von Lyon«, wie Barbie genannt wurde, wäre durch diesen Beschluss vollständig rehabilitiert worden, trotz dreier 1947, 1952 und 1954 gegen ihn erlassenen Todesurteile der französischen Justiz."

Nur durch den Einsatz der Nazi-Jäger war es möglich, Klaus Barbie der französischen Justiz übergeben zu lassen. Er wurde 1987 wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu lebenslanger Haft verurteilt und starb 1991 in einem Gefängnis in Lyon an Krebs...

Alles in Allem ein unbedingt zu lesendes Buch, um die wahrhaft historische Bedeutung folgender Daten zu verstehen. Deren Wert für das grundsätzlich friedliche Zusammenleben in Europa nicht hoch genug gehalten werden kann:


8. Juli 1962: Konrad Adenauer und Charles de Gaulle besuchen gemeinsam eine Versöhnungsmesse in der Kathedrale von Reims.


9. September 1962: Charles de Gaulle hält in Ludwigsburg eine Rede an die deutsche Jugend in deutscher Sprache.


22. Januar 1963: Konrad Adenauer und Charles de Gaulle umarmen sich anlässlich der Unterzeichnung des Élysée-Vertrages.


22. September 1984: Helmut Kohl und François Mitterrand Hand in Hand vor dem Beinhaus von Douaumont bei Verdun anlässlich einer großen Zeremonie zur Erinnerung an die Opfer der Kriege zwischen Frankreich und Deutschland.


6. Juni 2004: Gerhard Schröder und Jacques Chirac umarmen sich bei einer Gedenkfeier zum 60. Jahrestag der Landung der Alliierten in der Normandie, bei der zum ersten Mal ein deutscher Kanzler eingeladen ist.


4. September 2013: Bundespräsident Joachim Gauck und Staatspräsident François Hollande besuchen Oradour, wo am 10. Juni 1944 SS-Soldaten das Massaker von Oradour verübt und 548 von 642 Bewohnern getötet hatten.


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