Rezension zu Ewig und ein Sommer von Kerstin Arbogast
Eine schöne Sommerlektüre, die aber kleine Macken hat.
von SaSu13
Kurzmeinung: Ist für mich ein zwiespältiges Buch, welches ich dennoch lesens- und empfehlenswert finde.
Rezension
SaSu13vor 7 Jahren
Zunächst einmal möchte ich mich für den Gewinn des Buches und die Teilnahmemöglichkeit an der Leserunde bedanken, in welcher die Autorin sehr sympathisch und offen mit uns interagierte:)
Inhalt:
Sophie glaubt an einen Fluch, der ihr die erste Liebe verwehrt. Obwohl sie kein Wort versteht, sieht sie sich mit ihrer Oma ständig brasilianische Telenovelas im Fernsehen an. Ihren Rauhaardackel Whiskey liebt sie über alles, hasst aber Katzen und Ponys, dennoch würde sie am liebsten mit dem Zirkus durchbrennen. Weihnachten feiert Sophie im Hochsommer, und auch noch mit achtzehn klettert sie auf Spieltürme hinauf. Sie bringt die Menschen um sich herum am liebsten auf die Palme, aber am besten: zum Lachen und aus sich heraus. Genauso wie Konrad, der sich von ihrer Verrücktheit und ihrem Nichtangepasstsein beeindrucken und anstecken lässt. Weil sie ihn aus seinem Schneckenhaus herauslockt. Weil sie ihn in ihre eigene Welt zieht. Weil er dann seine verkorkste Familie vergessen kann. Weil er sich neben Sophie so schrecklich normal fühlen kann - und gleichzeitig so herrlich verrückt. Oder ist es ihm letztendlich doch wichtiger, was die anderen von ihm denken?
Meine Meinung:
**Enthält Spoiler**
Zu Anfang möchte ich erstmal sagen, dass dieses Buch der Inbegriff von Zwiespielt war - eigentlich alle Bereiche betreffend.
Die Autorin hat versucht eine Geschichte und Charaktere zu erschaffen, die nicht 0815 sind und trotzdem völliger Durschnitt - das ist zumindest für mich passiert und meiner Meinung auch sehr gut gelungen.
Konrad ist ein durch sein Elternhaus gesprägter Junge, welcher sich anderen Menschen nicht sehr öffnet und für mich trotzdem der Sympathieträger war. Er war die meiste Zeit wirklich unglaublich niedlich und hat die größte Entwicklung durchgemacht. Auch in Szenen, in welchen er unsympathisch oder konfus handelte, war es für mich immer verständlich, wieso er dies tut. Er ist kurz gesagt ein junger Erwachsener, der in seinem Alter eine viel zu große Last/Verantwortung tragen muss und sich durch eine neue Bekanntschaft endlich aufraffen kann.
Sophie ist eben diese Stütze und ein etwas verrücktes, offenes Mädchen, das selbst ebenfalls (wenn auch auf andere Weise) von ihrer Familiengeschichte eingeschränkt ist. Die meiste Zeit ist sie sehr gut gelaunt und hat dennoch sehr viel Liebe übrig. Leider ist sie es aber, die mir oft auf die Nerven ging und mich zum Augenrollen brachte, da sie in völlig unangemessenen Augenblicken Witze reißen musste oder Ähnliches. Dieser "Humor", den ich aber manchmal nur als belangloses Gefasel ausmachen konnte, war wirklich anstrengend. Schade fand ich dies vor allem in der Kussszene, als sehr viel unnötig geredet wurde und man den Kuss fast überlesen hat.
Die Harmonie zwischen den beiden Charakteren war meistens wirklich großartig - auf ihre eigene Art. Unbeholfen und doch realistisch, da sie nicht überstürzt war und alle Stadien der Fremd-Freunde-Liebe Entwicklung langsam und bedacht durchgegangen sind. Beide sind zwar völlig durchschnittlich und doch in ihrer eigenen Weise total besonders, so dass eine Identifikation mit ihnen schon stattfinden kann (kein muskulöser Macho und keine schüchterne, graue Maus).
Ein weiterer Kritikpunkt meinerseits ist das Alter der Protagonisten, denn die 18 Jahre habe ich beiden in keinem Moment abgekauft. Ein etwas jüngeres Alter wäre realistischer und verständlicher gewesen, denn selbst ich als 21 Jährige habe mich oft viel zu alt für bestimmte Szenen gefühlt. Natürlich ist nicht jeder Mensch mit 18 erwachsen oder gleich und natürlich haben die beiden nach dem "Ein Sommer wie mit 12"- Prinzip gelebt, doch bin ich der Überzeugung, dass die Beiden sich auch ohne dieses Abkommen nicht anders Verhalten hätten (Im Nachhinein war es schließlich nur ein künstlich gestelltes Hindernis für eine schnell entwickelnde Liebesbeziehung).
Zu den Nebencharakteren kann ich tatsächlich nicht viel sagen. Auch wen Konrads und Sophies inbesondere von ihren Müttern ausgingen, hat man über diese nicht wirklich was erfahren. Sie waren irgendwie nur Mittel zu Zweck der Dramatisierung. Ebenfalls Sophies beste Freundin war für mich einfach ein flacher Charakter und hat mir keine wirkliche Freundschaft zwischen ihnen gezeigt. Da wurden die Oma und die Hunde wirklich viel mehr in den Fokus gerückt.
Die Handlung spiegelt meine Zerissenheit über dieses Buch wider, da ich den langsamen Verlauf eigentlich gut fand. Keine Liebe auf den ersten Blick und auch die ein oder anderen Schwierigkeiten. Andererseits war die Geschichte schon vorhersehbar und an manchen Stellen unnötig lang und ausschweifend.
Der Schluss wiederum hat mich etwas enttäuscht. Ich finde, dass in ihm einfach so viel ungenutztes Potential steckte (gerade weil die Liebe nicht als Allheilmittel verkörpert wurde, sondern Konrad seine Entwicklung mit sich selbst ausgemacht hat) und stattdessen zu einem Briefwechsel gegriffen wurde, der meiner Ansicht nach nicht genug Emotionen überbringen konnte. Wäre die Handlung weiterhin eine erzählte Geschichte geblieben, so hätte man die Gefühl meiner Meinung nach viel mehr transportieren können. Die Briefe wurden von mir fast nur noch quergelesen bis ein völlig abrupter Schluss kam, der mich wie gesagt etwas enttäuschend war. Statt sich hier Zeit zu nehmen, was man im bisherigen Buch ja auch zu genüge getan hat, war es einfach zuende. Dies führt mich zum nächsten Punkt: Dem Schreibstil.
Die "Fehler" der Figuren und auch die Kritik an der Handlung waren für noch völlig in Ordnung. Jedoch hat mich der Schreibstil der Autorin - dies soll kein Angriff sein - einfach nicht angesprochen. Wie auch schon in der Leserunde erwähnt (mit lang ausgeführtem Beispiel) war er für mich oft sehr unstrukturiert und verwirrend. Die unangekündigten Rückblenden, Dialoge mit Hunden (welche ich einfach unnötig fand) und die Insider zwischen den Protagonisten, die ich oftmals einfach nicht verstanden habe, haben zu einem sehr gehemmten Lesefluss geführt. Ich musste wirklich Seiten nochmal nachlesen, weil ich das Gefühl hatte, dass ich zwischendurch etwas verpasst hatte. Es ist völlige Geschmackssache, aber mein Lieblingserzählstil war es nicht, auch weil er oft für mich gewollt lustig wirkte (Hundegespräche).
Wunderbar hingegen war für mich die Auswahl der Kapitelüberschriften, welche Musiktitel waren, die sehr gut zum jeweiligen Kapitel gepasst haben. Sie gaben dem Leser die Möglichkeit, die Atmosphäre des Buches noch mehr zu verinnerlichen.
Ingesamt kann ich sagen, dass dies für mich ein sehr zwiegespaltenes Buch ist, welches sehr viele gute Seiten hat, aber eben (meiner Meinung nach) auch verbesserungswürdige.Trotzdem würde ich es uneingeschränkt weiterempfehlen und empfinde es auch als lesenswert. Gerade als Sommerlektüre ist dies hier perfekt geeignet, da die warme, freudige Stimmung vollkommen transportiert wird. Die ganze Rezension verdeutlicht nur meine Meinung und meine Erfahrung und ist hoffentlich so verständlich formuliert, dass es nicht falsch verstanden wird. Auch zeichnet sie nur im Gröbsten das auf, was für Facetten dieses Buch noch zu bieten hat (Hundeliebe, Film- und Serienanspielungen usw.).
Mein Lieblingszitat (für welches allein ich die Autorin am liebsten umarmen würde):
"Menschen werden geboren, damit sie lernen wie man ein gutes Leben führt. Wie man andere liebt wie sich selbst. wie man anderen Glück schenkt und dabei selbst Glück empfindet. Wie man jeden Augenblick genießt und Freude daraus schöpft. Wie man vergisst und verzeiht.
Doch Hunde wissen vom ersten Atemzug an, wie man das macht, sie müssen es nicht erst lernen, folglich müssen sie nicht so lange in unserer Welt bleiben wie wir Menschen. Ihr Leben erfolgt im Galopp. Und genauso kurz und kurzweilig ist es."
(Kapitel 35 "Hallelujah"
- das für mich beste Kapitel des Buches.)
Inhalt:
Sophie glaubt an einen Fluch, der ihr die erste Liebe verwehrt. Obwohl sie kein Wort versteht, sieht sie sich mit ihrer Oma ständig brasilianische Telenovelas im Fernsehen an. Ihren Rauhaardackel Whiskey liebt sie über alles, hasst aber Katzen und Ponys, dennoch würde sie am liebsten mit dem Zirkus durchbrennen. Weihnachten feiert Sophie im Hochsommer, und auch noch mit achtzehn klettert sie auf Spieltürme hinauf. Sie bringt die Menschen um sich herum am liebsten auf die Palme, aber am besten: zum Lachen und aus sich heraus. Genauso wie Konrad, der sich von ihrer Verrücktheit und ihrem Nichtangepasstsein beeindrucken und anstecken lässt. Weil sie ihn aus seinem Schneckenhaus herauslockt. Weil sie ihn in ihre eigene Welt zieht. Weil er dann seine verkorkste Familie vergessen kann. Weil er sich neben Sophie so schrecklich normal fühlen kann - und gleichzeitig so herrlich verrückt. Oder ist es ihm letztendlich doch wichtiger, was die anderen von ihm denken?
Meine Meinung:
**Enthält Spoiler**
Zu Anfang möchte ich erstmal sagen, dass dieses Buch der Inbegriff von Zwiespielt war - eigentlich alle Bereiche betreffend.
Die Autorin hat versucht eine Geschichte und Charaktere zu erschaffen, die nicht 0815 sind und trotzdem völliger Durschnitt - das ist zumindest für mich passiert und meiner Meinung auch sehr gut gelungen.
Konrad ist ein durch sein Elternhaus gesprägter Junge, welcher sich anderen Menschen nicht sehr öffnet und für mich trotzdem der Sympathieträger war. Er war die meiste Zeit wirklich unglaublich niedlich und hat die größte Entwicklung durchgemacht. Auch in Szenen, in welchen er unsympathisch oder konfus handelte, war es für mich immer verständlich, wieso er dies tut. Er ist kurz gesagt ein junger Erwachsener, der in seinem Alter eine viel zu große Last/Verantwortung tragen muss und sich durch eine neue Bekanntschaft endlich aufraffen kann.
Sophie ist eben diese Stütze und ein etwas verrücktes, offenes Mädchen, das selbst ebenfalls (wenn auch auf andere Weise) von ihrer Familiengeschichte eingeschränkt ist. Die meiste Zeit ist sie sehr gut gelaunt und hat dennoch sehr viel Liebe übrig. Leider ist sie es aber, die mir oft auf die Nerven ging und mich zum Augenrollen brachte, da sie in völlig unangemessenen Augenblicken Witze reißen musste oder Ähnliches. Dieser "Humor", den ich aber manchmal nur als belangloses Gefasel ausmachen konnte, war wirklich anstrengend. Schade fand ich dies vor allem in der Kussszene, als sehr viel unnötig geredet wurde und man den Kuss fast überlesen hat.
Die Harmonie zwischen den beiden Charakteren war meistens wirklich großartig - auf ihre eigene Art. Unbeholfen und doch realistisch, da sie nicht überstürzt war und alle Stadien der Fremd-Freunde-Liebe Entwicklung langsam und bedacht durchgegangen sind. Beide sind zwar völlig durchschnittlich und doch in ihrer eigenen Weise total besonders, so dass eine Identifikation mit ihnen schon stattfinden kann (kein muskulöser Macho und keine schüchterne, graue Maus).
Ein weiterer Kritikpunkt meinerseits ist das Alter der Protagonisten, denn die 18 Jahre habe ich beiden in keinem Moment abgekauft. Ein etwas jüngeres Alter wäre realistischer und verständlicher gewesen, denn selbst ich als 21 Jährige habe mich oft viel zu alt für bestimmte Szenen gefühlt. Natürlich ist nicht jeder Mensch mit 18 erwachsen oder gleich und natürlich haben die beiden nach dem "Ein Sommer wie mit 12"- Prinzip gelebt, doch bin ich der Überzeugung, dass die Beiden sich auch ohne dieses Abkommen nicht anders Verhalten hätten (Im Nachhinein war es schließlich nur ein künstlich gestelltes Hindernis für eine schnell entwickelnde Liebesbeziehung).
Zu den Nebencharakteren kann ich tatsächlich nicht viel sagen. Auch wen Konrads und Sophies inbesondere von ihren Müttern ausgingen, hat man über diese nicht wirklich was erfahren. Sie waren irgendwie nur Mittel zu Zweck der Dramatisierung. Ebenfalls Sophies beste Freundin war für mich einfach ein flacher Charakter und hat mir keine wirkliche Freundschaft zwischen ihnen gezeigt. Da wurden die Oma und die Hunde wirklich viel mehr in den Fokus gerückt.
Die Handlung spiegelt meine Zerissenheit über dieses Buch wider, da ich den langsamen Verlauf eigentlich gut fand. Keine Liebe auf den ersten Blick und auch die ein oder anderen Schwierigkeiten. Andererseits war die Geschichte schon vorhersehbar und an manchen Stellen unnötig lang und ausschweifend.
Der Schluss wiederum hat mich etwas enttäuscht. Ich finde, dass in ihm einfach so viel ungenutztes Potential steckte (gerade weil die Liebe nicht als Allheilmittel verkörpert wurde, sondern Konrad seine Entwicklung mit sich selbst ausgemacht hat) und stattdessen zu einem Briefwechsel gegriffen wurde, der meiner Ansicht nach nicht genug Emotionen überbringen konnte. Wäre die Handlung weiterhin eine erzählte Geschichte geblieben, so hätte man die Gefühl meiner Meinung nach viel mehr transportieren können. Die Briefe wurden von mir fast nur noch quergelesen bis ein völlig abrupter Schluss kam, der mich wie gesagt etwas enttäuschend war. Statt sich hier Zeit zu nehmen, was man im bisherigen Buch ja auch zu genüge getan hat, war es einfach zuende. Dies führt mich zum nächsten Punkt: Dem Schreibstil.
Die "Fehler" der Figuren und auch die Kritik an der Handlung waren für noch völlig in Ordnung. Jedoch hat mich der Schreibstil der Autorin - dies soll kein Angriff sein - einfach nicht angesprochen. Wie auch schon in der Leserunde erwähnt (mit lang ausgeführtem Beispiel) war er für mich oft sehr unstrukturiert und verwirrend. Die unangekündigten Rückblenden, Dialoge mit Hunden (welche ich einfach unnötig fand) und die Insider zwischen den Protagonisten, die ich oftmals einfach nicht verstanden habe, haben zu einem sehr gehemmten Lesefluss geführt. Ich musste wirklich Seiten nochmal nachlesen, weil ich das Gefühl hatte, dass ich zwischendurch etwas verpasst hatte. Es ist völlige Geschmackssache, aber mein Lieblingserzählstil war es nicht, auch weil er oft für mich gewollt lustig wirkte (Hundegespräche).
Wunderbar hingegen war für mich die Auswahl der Kapitelüberschriften, welche Musiktitel waren, die sehr gut zum jeweiligen Kapitel gepasst haben. Sie gaben dem Leser die Möglichkeit, die Atmosphäre des Buches noch mehr zu verinnerlichen.
Ingesamt kann ich sagen, dass dies für mich ein sehr zwiegespaltenes Buch ist, welches sehr viele gute Seiten hat, aber eben (meiner Meinung nach) auch verbesserungswürdige.Trotzdem würde ich es uneingeschränkt weiterempfehlen und empfinde es auch als lesenswert. Gerade als Sommerlektüre ist dies hier perfekt geeignet, da die warme, freudige Stimmung vollkommen transportiert wird. Die ganze Rezension verdeutlicht nur meine Meinung und meine Erfahrung und ist hoffentlich so verständlich formuliert, dass es nicht falsch verstanden wird. Auch zeichnet sie nur im Gröbsten das auf, was für Facetten dieses Buch noch zu bieten hat (Hundeliebe, Film- und Serienanspielungen usw.).
Mein Lieblingszitat (für welches allein ich die Autorin am liebsten umarmen würde):
"Menschen werden geboren, damit sie lernen wie man ein gutes Leben führt. Wie man andere liebt wie sich selbst. wie man anderen Glück schenkt und dabei selbst Glück empfindet. Wie man jeden Augenblick genießt und Freude daraus schöpft. Wie man vergisst und verzeiht.
Doch Hunde wissen vom ersten Atemzug an, wie man das macht, sie müssen es nicht erst lernen, folglich müssen sie nicht so lange in unserer Welt bleiben wie wir Menschen. Ihr Leben erfolgt im Galopp. Und genauso kurz und kurzweilig ist es."
(Kapitel 35 "Hallelujah"
- das für mich beste Kapitel des Buches.)