Cover des Buches Wo du auch bist (ISBN: 9781503949942)
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Rezension zu Wo du auch bist von Kerstin Bätz

Tolle Kulisse und super Sprachstil, aber das Potential ging in falsche Richtung..

von Antje_Melanie_Schneider vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Toller Sprachstil und eine mystische Kulisse! Doch das Grusel-Potential wurde leider nicht vollständig in die Beelitzer Heilstätten gelegt..

Rezension

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Antje_Melanie_Schneidervor 8 Jahren

Die Story: die unheimlichen Beelitzer Heilstätten und eine Protagonistin mit Verfolgungswahn

Sonja Talbot heißt die vierzigjährige Protagonistin, die als Archivarin in den Beelitzer Heilstätten für Ordnung sorgen soll. Dabei flüchtet sie vor ihrer eigenen Vergangenheit in Nürnberg: vor ihrem Mann Kai, der sie geschlagen hat. Immer wieder hört Sonja Talbot Geräusche, liest eine rätselhafte Liebesgeschichte aus dem zweiten Weltkrieg und hat das Gefühl, verfolgt zu werden. Bildet sie sich das alles nur ein, oder könnte sogar Kai ihr bis nach Berlin gefolgt sein?

Eine mysteriöse Kulisse, die Gänsehaut verursacht

Von Anfang an hat es die Autorin Kerstin Bätz geschafft, eine Szenerie vor dem geistigen Auge zu erschaffen, die Gänsehaut verursacht. Es ist mystisch, unheimlich und man weiß nicht, ob das Buch vielleicht sogar paranormale Züge annehmen wird. Türen, die sich über Nacht wieder öffnen, Gegenstände, die sich bewegen. Gruselig! Besonders gelungen finde ich auch die Spannung, die sich gleich zu Beginn ergibt, da der Protagonistin gesagt wird, sie dürfe nicht in den Keller gehen. So etwas macht den Leser natürlich neugierig.

Die anfängliche Spannung hat bei mir zwischenzeitlich ein wenig nachgelassen, da die Protagonistin Sonja immer wieder nur „fast“ in den Keller geht und immer und immer wieder das Gefühl hat verfolgt zu werden und es sich eine Weile lang ein bisschen im Kreis dreht. Zudem wusste ich manchmal nicht hin mit meinen Eindrücken, da eine alte Liebesgeschiebe aus dem zweiten Weltkrieg für eine verzauberte, romantische Nostalgie sorgte, während das Gefühl der Protagonistin verfolgt zu werden, nachdenkliches Unwohlsein verursachte.

Der fabelhafte Schreibstil hat mich verzaubert

Der Schreibstil der Autorin ist wirklich sehr lebendig und faszinierend. Die Wortfindung, die Vergleiche und die Metaphern haben mich sehr beeindruckt, sodass ich das ein oder andere Mal richtig dachte: wow, was für eine geniale Wortfindung. Super! Das hat mir tatsächlich am Besten an dem Buch gefallen. Dafür also Hut ab!

Die Figuren und deren Motive

Obwohl die Protagonistin 40 Jahre alt ist, hatte ich damit so meine Probleme. Ich habe immer den Eindruck gehabt, sie wäre jünger. Vielleicht lag es daran, dass gleich am Anfang ihre Mutter angerufen hat und sich um ihr Mädchen Gedanken gemacht hat, oder daran, dass sowohl der Hausmeister als auch der Hauswirt »junge Frau« zu ihr sagten.

Sowohl die Handlungen von Sonja Talbot, aber insbesondere auch der Nebendarsteller waren mir nicht immer ganz klar, was mich im Grunde nicht weiter gestört hat. Schließlich kann man auch im realen Leben viele Handlungen von Menschen nicht nachvollziehen, da man sie immer zu sehr mit sich selbst vergleicht. Das Einzige was ich mir gewünscht hätte, wäre noch ein Stück weit mehr Erklärungen und Ursachen für die Aktionen zu erläutern.

Zudem spielt der Roman 2013 und dennoch hatte ich besonders zu Beginn lange Zeit das Gefühl, als wären es vergangene Zeiten. Vielleicht lag das an der zerbröckelten Kulisse der Beelitzer Heilstätten… Es hatte auf jeden Fall etwas nostalgisches, was sicherlich von der Autorin auch so beabsichtigt war.

Fazit: Nostalgischer Liebesroman und Thriller in einem Paket

Die Geschichte beinhaltet letztendlich zwei Geschichten, was nicht schlecht ist, aber mich ein bisschen gestört hat. Die Kulisse der Beelitzer Heilstätten und die Art der mystischen Wortfindung hatten für mich sehr hohes Potential. Allerdings hat die Autorin dann mehr oder minder zwei unabhängige Geschichten in eine gepackt. Mir wäre es lieber gewesen, hätte die Autorin noch mehr aus der Mystik der Heilstätten eine Gruselgeschichte geschmiedet, anstatt dann doch, mit einem meiner Meinung nach recht durchschnittlichen Ende abzuschließen. Aber das ist Geschmacksache.

Das Buch hat mich trotzdem nett unterhalten und aufgrund der tollen Sprache, kann ich es dennoch weiterempfehlen.


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