Deutscher Businessmann als Axt im Chrysanthemenwald
von Ein LovelyBooks-Nutzer
Rezension
Ich habe dieses Buch entdeckt und sofort gekauft, weil Japan eines meiner Traum-Urlaubziele ist, das ich in ein paar Jahren wahrmachen möchte, und mich sowieso im Allgemeinen die Kultur, die Menschen etc. interessieren. Der 279 Seiten umfassende Reiseführer war nun immer mal wieder zwischendurch meine Lektüre, gerade wenn ich nicht viel Zeit zum Lesen zur Verfügung hatte, da er in kurze, verständliche und humoristisch geschriebene Kapitel unterteilt ist, sodass man das Buch auch leichter mal unterbrechen und wieder weglegen kann, als wenn man bei einem Roman über der Geschichte bleiben möchte um nicht zu vergessen worum es ging.
Vom Aufbau her sind die kurzen Kapitel immer so gestaltet, dass der fiktive Protagonist, (Egon Hoffmann, Flensburger Chemiker auf Businessreise in Japan) in eine alltägliche Situation gerät, diese mal besser, mal schlechter meistert, und immer mit einer Portion Situationskomik um ein Minenfeld aus Fettnäpfchen und Kulturschocks herumschlittert. Nachdem die Situation eines Kapitels geschildert wurde, folgen Erläuterungen dazu unter der Überschrift „was ist diesmal schiefgelaufen“ in der erklärt wird, was Herr Hoffmann durch sein Benehmen unbewusst angerichtet oder ausgedrückt hat, und danach unter „was können Sie besser machen“ allgemeine Tipps und Anregungen Fehler zu vermeiden, nicht allzu sehr aufzufallen (als man es als Europäer ohnehin schon tut) und daraus zu lernen. Zudem ist durch einen grau hinterlegten Kasten am Ende der Seiten oftmals noch ein Beispiel aus der Geschichte Japans, aktuellen Geschehnissen oder zur genaueren Erläuterung eingefügt.
Durch diesen Aufbau: Schilderung der Situation -> Erläuterung was schief lief -> Anleitung zum Besser-machen kann man jedes Kapitel schnell abarbeiten, die leichte und humoristische Schreibweise lässt die Seiten nur so verfliegen. Trotzdem ist das Buch mit Fakten gespickt, deren Wahrheitsgehalt ich manchmal ungläubig grinsend hinterfragt habe, doch durch meinen Freund (der Glückspilz, der schon einmal einige Zeit in Japan war und die Fettnäpfchen und Gepflogenheiten etwas kennt) bestätigt bekam.
Die verschiedenen Kapitel/Erlebnisse des Hoffmann-san glänzen schon durch geniale spaßversprechende Kaitelüberschriften wie beispielsweise: Herr Hoffmann...
...verwechselt Namen,
...geht baden,
…und die Sache mit der Toilette,
…lässt die Schuhe an,
...sucht einen Mülleimer,
...in der Mädchen-Zone
Natürlich kann man auch Kapitel überspringen, wenn ein gewisses Thema interessanter erscheint als andere, da es ja keinen Geschichtsablauf gibt, dem man folgen muss.
Augenzwinkernd leuchtet immer zwischen den Zeilen, dass es eigentlich unmöglich ist nach Japan zu reisen, ohne sich mindestens ein einmal zu blamieren, doch dank eines gewissen Exotenbonus den man als augenscheinlicher gaikokujin wohl doch genießt auch über vieles hinweggesehen wird, schließlich lernt man am besten aus Fehlern und es stärkt das Verständnis für die Kulturen.
Im Vorwort wird jedoch gewissermaßen vorgewarnt, dass unser Herr Hoffmann ein sicheres Gespür dafür hat, „sich geradezu kriminell unangemessen zu verhalten", doch es gewiss nicht jedem so gehen muss.
Ich denke ich kann das Buch ohne Bedenken schonmal jedem empfehlen, der sich mit den dortigen Gepflogenheiten, den Menschen und Japan allgemein beschäftigen möchte und eventuell auch einmal auf diese wunderbare Insel zu fliegen gedenkt und daher einen guten Reiseführer sucht, der nicht allzu trocken nur graue Fakten hinklatscht sondern sich richtig schön lesen liest.