Rosa Redlich - Freundschaft, Verrat, Liebe und das ganz große Glück
von Cappuccino-Mama
Kurzmeinung: Rosa Redlich, man muss sie einfach lieben - eine Frau mit Herz, die man vor allem Unheil beschützen will. Ein gefühlvoll geschriebenes Buch.
Rezension
Ein Wiederlesen mit Rosa Redlich, der Schneiderin aus Berlin – wie sehr hatte ich mich darauf gefreut, denn ich habe Rosa bereits vom ersten Band an in mein Herz geschlossen.
Das Cover:
Einfach bezaubernd – ein richtiges Rosa-Redlich-Cover – romantisch und dennoch auch modern.
Zwei Frauenhände, warm verpackt in wollweiße Armstulpen, legen sich um eine weiße Tasse – wohl eine typisch weibliche Angewohnheit, um sich die Hände zu wärmen oder die Wärme einfach nur zu genießen. Am auffälligsten an diesem Cover, das so viel Behaglichkeit ausstrahlt, sind wohl die Fingernägel der jungen Frau, denn hier hat jeder Nagel seine eigene Farbe – die Nägel der Zeigefinger wurden sonnengelb lackiert, die der Mittelfinger kirschrot, der Ringfinger petrolgrün und der kleine Finger in einem dunklen Lila – ein sehr schöner Farbtupfer auf dem sonst so ruhig wirkenden Bild.
Größtenteils ist das Bild recht hell, fast schon farblos gehalten, umso mehr kommen die Fingernägel als Farbtupfer zur Geltung. Selbst beim Buchtitel machte man sich bei der Umsetzung wohl so seine Gedanken: Während der Wortteil „Winter“ in einer eher „sachlichen“ Schriftart gestaltet ist, ist der Wortteil „wünsche“ in einer geschwungenen, etwas verschnörkelten Schrift gestaltet – sehr schön passend zur romantisch veranlagten Rosa.
Während das Cover wieder matt gehalten ist, wurden die gelben Textfelder mit dem Namen der Autorin und dem Buchtitel, wie schon bei den Vorgängerbüchern, glänzend gestaltet, ebenso wie die Fingernägel, die dadurch wie richtig lackiert wirken. Den gelben Buchrücken mit dem Bildausschnitt des Covers haben alle Rosa-Redlich-Bände gemeinsam, so dass die Bücher auch im Regal ein wunderschönes Gesamtbild vermitteln.
Die Handlung:
Rosa Redlich, die junge und kreative Damenschneiderin aus Berlin, ist in ihrem Element. Voll Begeisterung und Elan fertigt sie die Entwürfe für eine märchenhafte Kollektion an. Mit diesen Entwürfen möchte sie an einem internationalen Modewettbewerb teilnehmen. Doch das Warten auf die Entscheidung des Gremiums erweist sich als sehr quälend für Rosa.
Doch ein interessanter Auftrag wartet auf Rosa: Elisabeth, eine 80jährige Adlige, möchte dass Rosa ihr ein Hochzeitskleid schneidert, damit sie nach Jahrzehnten endlich ihre große Liebe Viktor heiraten kann.
Währenddessen sucht plötzlich Marlene, Rosas „beste Feindin“, ihre Nähe, will zu einer Freundin werden. Was steckt hinter diesem plötzlichen Wunsch nach einer Freundschaft? Doch auch Freundin Vicki kämpft gegen ihre Gefühle – sie trifft einen Musiker wieder und verfällt ins Schwärmen. Gefährdet die schwangere Vicki dadurch ihre Ehe und setzt ihr Glück aufs Spiel?
Meine Meinung:
Rosa Redlich, wie sie leibt und lebt. Sie wirkt nett und freundlich, sensibel, zart und zerbrechlich und doch ist Rosa eine starke Frau. Man möchte sie vor allem Bösen beschützen, das ihre heile Welt bedroht. Rosa glaubt stets an das Gute in jedem Menschen und man möchte ihr mitunter zurufen: „Rosa, nimm dich in Acht!...“. Doch Rosa ist mitunter etwas zu gutgläubig (fast schon kann man von Naivität sprechen), großmütig und einfach ein charakterstarkes Seelchen, das seinesgleichen sucht. Doch leider nutzen auch manche Personen Rosas Gutmütigkeit schamlos aus.
Aber da ist ja noch ihre beste Freundin und Mitbewohnerin Vicki. Sie passt auf Rosa auf, und das ist auch bitter nötig. Und wenn es nötig ist, und Rosa sich wieder einmal entmutigt hängenlässt, ermutigt Vicki ihre Freundin, baut sie wieder auf – wenn es sein muss auch mit den berühmten Tritt in den Allerwertesten. In der Regel ist Vicki die vernünftig denkende, die Realistin in der Freundschaft und Rosa die Träumerin und Romantikerin. Doch diesmal spielen wohl bei Vicki die (Schwangerschafts-)Hormone verrückt, denn die schwärmt plötzlich für ihren alten Bekannten, einen Musiker, und Rosa muss sehen, wie sie Vicki auf den Boden der Tatsachen zurückbringt – eine große Herausforderung für die harmoniesüchtige Rosa. Etwas befremdlich mag es wirken, dass Vicki zwar glücklich mit Daniel verheiratet ist, die beiden jedoch getrennte Wohnungen haben. Doch ein gemeinsames „Nest“ ist glücklicherweise bereits am entstehen.
Basti, Rosas Freund, ist ein richtiger Traummann, der weiß, was er an seiner Freundin hat. Doch (leider) ist Rosa auch keine Heilige und es schmerzt Basti noch immer zutiefst, dass sich Rosa in der Vergangenheit, wenn auch nur kurzzeitig, einem anderen Mann zugewandt hatte. Doch Rosa bereut diesen Fehltritt von ganzem Herzen. So tut es Rosa weh, dass die seelischen Wunden bei Basti noch nicht ganz verheilt sind. Doch Basti und Rosa gehören einfach untrennbar zusammen.
Basti gibt es nur im Doppelpack. Julia, Bastis Tochter, ist ein süßes, kleines Mädchen, das Rosa über alles liebt. Und Rosa wiederum liebt die Kleine so sehr, wie eine Mutter ihr Kind nicht mehr lieben könnte. Es wäre doch wirklich zu schade, würden Basti und Rosa sich trennen.
Marlene machte Rosa schon in der Vergangenheit das Leben schwer. Rosa ist skeptisch, dass Marlene plötzlich ihre Nähe sucht. Doch (viel zu) schnell, vertraut Rosa Marlene, ist diese doch eine Art Ziehtochter von Rosas Chefin Margret. Ich stand Marlene sehr skeptisch gegenüber. Was steckt hinter Marlenes plötzlichen Bedürfnis, sich mit Rosa anzufreunden. Zu allem Übel war Marlene einst die Freundin von Basti, und Basti scheint Marlene noch immer zu mögen. Nein, Marlene war mir alles andere als sympathisch! Aber ein kleines bisschen tat sie mir auch leid, denn über ihr eigenes Verhalten schien sie selbst recht unglücklich zu sein, und mit sich selbst war sie sicherlich nicht im Reinen. Doch verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen ist nun mal alles andere als einfach.
Elisabeth und Viktor, die sich seit Jahrzehnten lieben, denen aber das Schicksal immer wieder Steine in den Weg gelegt hat, wollen im hohen Alter ihren großen Traum verwirklichen und endlich den Schritt vor den Traualtar wagen – eine wunderschöne Liebesgeschichte, die das Herz berührt. Man fiebert mit den beiden alten Leuten mit, hofft, dass alles reibungslos über die Bühne geht – schließlich sind die sympathischen Brautleute schon sehr betagt, da kann ein Traum schnell wie eine Seifenblase zerplatzen.
Nik ist der Enkel von Elisabeth und Viktor. Der sympathische, junge Mann lebt mit einer Behinderung: Er ist schwerhörig. Und dann verlieben sich Nik und Marlene ineinander. Ich gebe es zu – ich war mehr als skeptisch, ob die Liebe der beiden eine Chance haben würde. Und so hoffte ich für Nik, dass er keine Enttäuschung erleben muss. Aber Liebe kann ja auch Berge versetzen und Menschen positiv verändern – und genau das hoffte ich für Marlene.
Wieder einmal war ich regelrecht verzaubert vom hervorragenden Zusammenhalt in Rosas Freundeskreis. Hier findet Rosa Trost, Halt und Geborgenheit – fast wirkt Rosas Lebensmittelpunkt Wedding wie eine Insel inmitten der Großstadt Berlin. Auf die Freunde an ihrer Seite kann Rosa sich voll und ganz verlassen, z.B. auf Vicki, ihre beste Freundin, die selbst so ganz anders als Rosa wirkt, aber eine Frau mit Herz ist. Aber auch Margret, die Chefin, die Rosas Talent fördert, ihr immer wieder Mut zuspricht, wenn sie resignieren möchte, sowie die netten Kolleginnen, Rosas Schwester Lila, die Oma und nicht zuletzt Basti mit Juli. Kerstin Hohlfeld schafft es auch hier brillant, diese Stimmung zu vermitteln – man wünscht sich, die sympathischen Protagonisten persönlich kennenzulernen und einfach nur dazuzugehören. Rosa ist eine so tolle Person und ich fühle mich ihr fast schon seelenverwandt und gerne wäre ich etwas mehr wie die großmütige Rosa.
Und letztendlich steht auch noch ein Familienzuwachs ins Haus – Princess, eine junge Hundedame sorgt für jede Menge Wirbel in der Mädels-WG. Eine tolle Idee der Autorin, ein Tier Einzug halten zu lassen, denn Tiere sind nicht nur im wahren Leben, sondern auch in Büchern eine Bereicherung und lockern die Handlung zusätzlich ganz schön auf.
Kurze Rückblicke ermöglichen es den Lesern, Einblick in das bisherige Geschehen zu erhalten. In GLÜCKSKEKSSOMMER erlebt Rosa eine schwere Enttäuschung, findet aber dafür unverhofft eine sehr gute Freundin. Im HERBSTTAGEBUCH stößt Rosa auf die Liebes- und Lebensgeschichte von Vickis Vorfahrin Augusta von Liesen. Jedes der Bücher besticht durch seinen ganz eigenen Charme – während im ersten Buch Rosas Familie, Geheimnisse und Freundschaft eine große Rolle spielen, erinnert die Fortsetzung mitunter streckenweise gar an einen historischen Roman. Auch in WINTERWÜNSCHE spielt die Vergangenheit und die deutsche Geschichte eine wichtige Rolle.
Mit Wehmut habe ich das Buch geschlossen, folgt nun doch nur noch ein weiteres Buch dieser Jahreszeiten-Buchserie und nun fehlt lediglich noch der Frühlingsteil. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt – vielleicht lässt sich die Autorin ja doch noch erweichen und hängt noch das ein oder andere Buch an – wünschen würde ich mir das.auf jeden Fall.
Eines möchte ich jetzt nicht vorenthalten: Der Text auf der Rückseite des Buches bringt es hervorragend auf den Punkt, um was es in diesem Buch geht:
„Ein heiter-besinnlicher Roman über Glück und Geduld, Verrat und Verzeihen und den Sieg der Liebe.“
...ist das nicht wunderschön?
Fazit:
Ein bezauberndes, warmherzig und gefühlvoll, aber dennoch humorvoll geschriebenes Buch mit Tiefgang, das emotional berührt und (nicht nur) in der kalten Winterzeit das Herz erwärmt – und das nicht zuletzt wegen der charakterstarken Rosa, einer Frau mit HERZ, die man einfach lieben MUSS. Definitiv zählen die Rosa-Redlich-Bücher zu meinen Lieblingsbüchern, denn sie vermitteln viel Geborgenheit, Liebe und Wärme, zeigen was echte Freundschaft ist und dass man an sich selbst glauben muss. Jede Leserin wird sich wünschen, seine eigene Rosa Redlich im Leben zu finden. Von mir erhält auch dieser Teil der Serie wieder eine absolute Leseempfehlung und somit 5 Sterne.