Hatte mich „Ein Jahr in Prag“ als weitere Neuerscheinung dieser Reihe sehr überzeugt, war die Kalifornien-Ausgabe von Kerstin Zilm eher enttäuschend. Klar ist, dass Zilm einen Traum lebt. Als Korrespondentin in Los Angeles ist sie immer am Nabel des Geschehens und es überrascht nicht, dass ihr Jahr direkt mit der Oscar-Verleihung anfängt. Interview mit Richard Gere? Check! Haus am Strand? Check! Lange Autofahrten vorbei an den Buchten mit der Chance, Wale und Delfine zu sehen? Check! Es ist möglicherweise auch der Neid, der aus mir spricht, aber ich hätte mir gewünscht, über ein etwas reflektiertes Bild des Lebens in der Metropole berichtet zu bekommen. Zilm scheint es eher darauf abgesehen zu haben, die positiven Vorzüge ihres kalifornischen Lebens wiederzugeben und diese sind natürlich nicht zu verachten. Ich hatte während der Lektüre das Gefühl, als würde etwas verschwiegen werden. Was ist mit der hohen Luftverschmutzung, mit den hohen Mieten? Wie geht man mit der immer währenden Fröhlichkeit im Showbiz um? Wie lernt man neue Leute kennen? Während ihres Jahres in Kalifornien halten sich Zilms Bekanntschaften eher zurück, mir fehlte die Gesellschaft und Geselligkeit, die von den neu gewonnen Freunden und Bekannten im fremden Land geprägt wird. Das Jahr in Kalifornien klingt toll, doch müsste ich mich entscheiden, würde meine Wahl dann doch eher auf Prag fallen.
Ein Jahr in...