Vor diesem Buch fühlte ich mich oft nicht verstanden. Ich hasse das ständige Online sein und Freunde taten mir leid, wenn sie ewig auf Antworten auf WhatsApp warten mussten. Mich nerv(t)en die ständigen Nachrichten, welche eigentlich nicht nötig wären und bei einem Gespräch für einen viel schöneren Austausch gesorgt hätten. Auch wenn ich die genauen Sorgen und Ärgernisse des Autors nicht immer nachvollziehen konnte, verstand ich schon, in welche Richtung er seine Sorgen und Überforderungen geht. Mir geht es ähnlich, obwohl ich bei weitem jünger und versierter in der neuen Technologie bin. In dieser Rezi sind auch viele von meinen Gedanken. Das Buch lädt ein, zu sein, zu spüren und in sich hineinzuhorchen.
Die digitale Welt wird zunehmend wichtiger als die reale. Die Informationsflut überfordert uns und wir haben weniger Zeit und Geduld für andere. Ich merke selbst, wie ich manchmal nicht einmal mehr Energie für echte Kommunikation habe. Ich will endlich mal meine Ruhe! *bsst* Handy vibriert …
Dieses Gefühl konnte der Autor sehr gut verbalisieren und ich fühlte mich verstanden. Nichts geht mehr ohne. Fahrradfahren mit Handy, Wäsche zusammen legen mit telefonieren und Konzert mit Kamera … Der Autor hinterfragt prägnant, ob das Gehirn überhaupt für so viele Reize ausgelegt ist.
Meine Rezensionen sind auch ein Tropfen in die Informationsflut. Kein Internet mehr? Kester Schlenz meint, nein. Wir sollten aber auf "Push- Technologie" verzichten, in dem wir Infos in uns hinein drücken, sondern eher "Pull-Technologie" nutzen. Das heisst, Infos besorgen für z.B. Fahrkartenpläne oder ein bestimmtes Rezept.
"Resonanz ist, wenn die Welt antwortet, obwohl man gar nicht bemerkt hat, dass man gefragt hat. Man kann nicht entscheiden, dass ein Bild einen berührt."
"Der allgegenwärtige Optimierungsdruck, die Angst vor Statusverlust und das zunehmende Tempo lassen uns immer mehr tun, aber immer weniger empfinden."
Diese beiden Absätze des Buches haben mich nachhaltig berührt. Ich musste sie jeweils mehrmals lesen und noch jetzt schüttle ich den Kopf, während ich trotzdem am Nicken bin. Zwei so kurze Sätze mit so viel Tiefe. Ich merke, wie mein Handy ständig vibriert, ich aber weder Resonanz noch Erfüllung in dieser Kommunikation erfahre, sondern sie mich einfach nur nervt.
Das Buch hat mir geholfen, das zu verstehen, was ich schon lange fühle und ich nicht in Worte fassen konnte.
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