Rezension zu "Los Angeles. Portrait of a City" von Kevin Starr
Schon der Anflug auf LAX - L.A.s Megaairport ist nicht nur der sechstgrößte Flughafen global gesehen sondern auch der drittgrößte der USA - ist kein gewöhnlicher. Weit vor dem Ziel senkt sich die Maschine durch die Wolkendecke herab. Bereits jetzt, 20 Minuten vor der Landung, breitet Los Angeles am Boden seine Randbezirke aus. Eine leise Vorahnung der unfassbaren Größe schleicht sich an. Mit nahendem Ziel im Westen der Stadt rücken Häuser und Straßen näher zusammen, die zentrum-nahen Stadtteile sind enger, aber am Maßstab einer Metropole gemessen, erstaunlich großzügig. Markant sind die Schnellstraßen. Freeways, Highways und Interstates durchziehen L.A. wie Adern einen robusten Körper. Spätestens wenn die Skyline Downtowns und der millionenfach genutzte, verfluchte, von den ständigen Erdbeben gezeichnete Highway 101 sichtbar wird, ist Los Angeles' Größe verstehbar.
Die im Kölner Kunstbuchverlag Taschen erschienene Stadtportrait-Reihe stellt neben den bereits erschienen Ausgaben über London, New York, Berlin und Paris in seinem fünften Band die amerikanische Westküstenmetropole vor. Klangvolle Namen wie Hollywood, Bel Air, Studio City oder Wilshire zieren nur ein paar der zahlreichen Stadtteile, die irgendwann zu Los Angeles zusammengewachsen sind, aber längst nicht alles Nobel- und Szeneviertel sind. Der Band zeichnet die Entwicklung dieser Megametropole von den frühesten Tagen bis in ihre heutige Form ausführlich nach. Es ist erstaunlich, wie informativ und unterhaltsam dies in gleichem Maße gelingt. Das Material hat einiges zu bieten. Bereits nach dem Aufschlagen entfaltet sich vor dem Betrachter eine kartenähnliche Skizze des 1894er Los Angeles. Auf den Folgeseiten sind Entwicklungsgeschichte, Kultur und Bedeutung nachgezeichnet, so dass ein umfassender Eindruck dieser so außergewöhnlichen Stadt entsteht. Über insgesamt sieben Kapitel erstrecken sich mehr als 570 Seiten dieses im positiven Sinne wahrhaften Schmökers (im Format 25 x 34 cm).
Das Buch macht was her. Wie viele Publikationen des Verlages ist auch dieser Band hervorragend verarbeitet, optisch toll gestaltet und auffällig, weil Format und Umfang den Schinken von kleinformatigen Bildbänden abheben. Doch nicht nur äußerlich weiß das L.A.-Konterfei in Buchform zu überzeugen. Jedes Kapitel führt mit üppigem Text in die behandelte Ära ein. Auf die Textseiten folgt der Bildteil. Obwohl diese Abbildungen als Herzstücke des Bandes den größten und aussagekräftigsten Teil einnehmen, ist der Wert der Textteile nicht zu unterschätzen. Dieser rahmt das zu Sehende, vermittelt die wichtigsten Basisinformationen, um den Weg der Stadt nachvollziehen zu können. Beginnend in den Gründertagen 1862, verfolgt der Band die Historie der Stadtentwicklung über den Bevölkerungszuwachs Anfang des 20. Jahrhunderts, bis zur Weltwirtschaftskrise und dem Boom der Nachkriegsjahre. Wie wichtig die Filmindustrie ist, die sich in den 1920er Jahren fest an der Westküste etablierte, behandelt ebenso ein Kapitel wie die negativen Aspekte - ohne die positiven Entwicklungen außen vor zu lassen - einer rasant wachsenden Metropole, zwischen den Jahren 1965 bis heute, denen sich die abschließenden zwei Kapitel widmen. Erstaunlich ist, dass über die gesamte Spannweite dieser Epochen stets aussagekräftiges Bildmaterial gereicht wird. Ob dies nun Skizzen, Zeichnungen, Pläne von öffentlichen Verkehrsmitteln, Schwarzweiß- oder Farbfotografien sind; wer die Stadtarchive und sonstige Aufbewahrungsstätten so akribisch durchgewühlt hat, um die Zusammenstellung auf den Buchseiten zu ermöglichen, hat eine große Aufgabe gemeistert.
Rest lesen unter:
http://splashbooks.de/php/rezensionen/rezension/20743/portrait_of_a_city___los_angeles