Cover des Buches Selection – Der Erwählte (ISBN: 9783733500962)
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Rezension zu Selection – Der Erwählte von Kiera Cass

Vorhersehbarer Abschluss ohne Hintergedanken

von daydreamin vor 7 Jahren

Kurzmeinung: America und Maxon haben in diesem Teil wahrlich mehr Glück als Verstand. Ein enttäuschender und außerdem vorhersehbarer Abschluss der Reihe.

Rezension

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daydreaminvor 7 Jahren
Mir fällt es wirklich immer schwerer, die Buchreihe ernst zu nehmen. Als Dystopie betrachte ich die Geschichte rund um America und Maxon schon lange nicht mehr, aber in diesem Teil der Reihe wurden nun auch noch meine Hoffnungen auf eine unterhaltsame Schlammschlacht um Maxon und ein romantisches(!) Liebes-Happy-End für America enttäuscht.

Kurz vorab: Diese Rezension enthält Spoiler, da ich meinem Ärger einfach Luft machen muss. Wer keine Spoiler lesen will, kann gerne direkt zum Fazit springen. Ich werde jetzt hier anhand von einigen Punkten klarmachen, was mich so sehr gestört hat:

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1) MAXON
Ich fand ihn immer schon farblos und fad. Er ist stets höflich, zeigt aber nie Gefühle und Hobbys hat er schon mal gar keine. In diesem Band wird zum ersten Mal versucht ihm ein bisschen Charakter zu geben, indem er als heimlicher, aber leidenschaftlicher Fotograf dargestellt wird. Die Gründe für seine Leidenschaft kamen bei mir gar nicht an, ich hab es ihm einfach nicht abgenommen. Er bleibt also weiterhin ziemlich langweilig.
Hinzukommt nun noch eine sehr kitschige Seite. Als America ihre Familie besucht schreibt er ihr Briefe, in welchen er zum Ausdruck bringt, wie sehr er sie doch vermisst. Diese Briefe triefen nur so vor Schmalz, Kitsch und Klischee und sind kein Stück ehrlich oder romantisch.
Und als wäre das nicht genug, zeigt er gegen Ende des Buches noch seine deutliche Ähnlichkeit zu seinem Vater. Natürlich erfährt er irgendwann von Aspens und Americas vergangener Beziehung und fasst diese Tatsache eher schlecht auf. Obwohl er kurz vorher America seine Liebe gesteht und sie mit Kitsch überhäuft, ist er anschließend distanziert, kalt und einfach nur ekelhaft. Er rotzt ihr Dinge ins Gesicht, die auch durch ihr prekäres Geheimnis nicht gerechtfertigt werden können. Er unterstellt ihr Charakterzüge, bei denen ich mich an Americas Stelle gefragt hätte, ob er sie im Unterbewusstsein die ganze Zeit über verurteilt hat. Wie sollte es anders sein beteuert Maxon ihr aber nach gefühlt zwei Sekunden wieder seine Liebe und alles wird gut. Die ganze Zeit über stellt Maxon sich die Frage, ob er America noch vertrauen kann, dabei würde ich mich eher fragen, ob America Maxons Gefühlen vertrauen kann, wenn sein Bild von ihr dermaßen wackelig ist. Bei jedem kleinen Fehler, den sie begehen wird, wird sie meiner Meinung nach Angst haben müssen.

2) AMERICA
Auch sie verliert stark an Sympathie. Der erste Grund dafür ist ihre Arroganz im Bezug auf Aspen. Schon zu Beginn des Buches merkt der Leser ganz deutlich, dass sie sich schon für Maxon entschieden hat. Ich glaube zwar, dass Aspen das selbst erkannt und seinen Frieden damit geschlossen hat, doch in Ordnung finde ich das trotzdem nicht. America hält Aspen die ganze Zeit hin und es hätte mich auch nicht gewundert, wenn sie ihn ohne mit der Wimper zu zucken als Plan B genutzt hätte, hätte Maxon sie rausgeworfen. Die beiden haben miteinander die erste große Liebe erlebt, da wird Aspen ja wohl ein klärendes Gespräch erwarten dürfen?!

3) DIE INKONSEQUENZ DES KÖNIGS
Ganz ehrlich? Wenn jemand wie America öffentlich im Fernsehen gegen mich rebelliert und ich die Macht des Königs hätte, dann hätte ich sie ohne zu zögern aus dem Palast geworfen oder für einen "Unfall" gesorgt. Maxon wird doch sowieso die ganze Zeit über von ihm verprügelt und ist gehorsam, mehr als ein paar Wochen würde er garantiert nicht schmollen.

4) FEHLENDER ZICKENKRIEG
HALLO?! Es geht hier um den zukünftigen König! Wacht auf Mädels! Es geht um Reichtum, Einfluss, Macht, Sicherheit! Schon in den ersten Bänden war ich enttäuscht darüber, dass es zu wenige Intrigen gab. In "Der Erwählte" FREUNDEN SICH DIE VIER VERBLIEBENDEN AUCH NOCH AN! Was zur Hölle?! Ich hatte damit gerechnet, dass sich alle Gefühle angestaut haben und es in diesem Buch einen riesigen Knall zwischen den Mädchen gibt, stattdessen flechten sie sich gegenseitig kichernd die Haare und posieren für Fotos für ihre Freundschaftsbücher. Meine Güte...
Celeste, auf der meine Hoffnungen für die Schlammschlacht lagen, hat mich übrigens am meisten enttäuscht. Ausgerechnet sie leitet die Verwandlung "Von der Konkurrenz zur BFF" ein, indem sie America eines Abends ihre tiefsten Gefühle und Geheimnisse preisgibt (u.a. dass sie Maxon nicht will, sondern nur den Einfluss, wer hätte es gedacht?). WIE KANN SIE NUR SO DOOF SEIN?

5) DAS TREFFEN MIT DEN REBELLEN
Ich wiederhole: Wie doof kann man sein? Maxon und America schleichen sich nachts aus dem Palast, um in irgendeiner Hintergasse auf zwei Nordrebellen zu treffen, welche mit ihnen die zukünftige Herrschaft Maxons planen wollen. Natürlich geht dabei etwas schief. Ein paar Kapitel später tauchen gerade die beiden Nordrebellen zur Verlobungsfeier im Palast auf. Als Gäste. Einfach so. WHAT? Wenn sie doch sogar zu einem offiziellen Empfang geladen werden, was hindert Maxon daran, sie nur eines Nachmittags zum Kaffee einzuladen? Wenn er ihre Namen auf der Gästeliste erklären kann, dann sicher auch einen Kaffeeklatsch.

6) AMERICAS ROLLE BEIM TREFFEN MIT DEN REBELLEN
Natürlich eskaliert die Situation und America wird von Südrebellen angeschossen. Natürlich können weder Maxon noch Aspen sie beschützen und sie rennt davon. Nachts. Alleine. Verletzt. Orientierungslos. Ein Mädchen spricht sie dann an und will ihr helfen, verspricht ihr Medikamente und Essen, wenn sie sich im Gegenzug prostituiert. Ooookay. Das beste ist aber, dass America kurze Zeit später gefunden wird und das Mädchen sofort mit in den Palast nimmt und ihr Arbeit verspricht. DUMM!!! Ich war so wütend beim Lesen. Woher will America wissen, dass das Mädchen sie wirklich nicht erkannt hat und keine Rebellin ist? Nicht einmal Aspen und Maxon zögern und nehmen die Unbekannte einfach mit. Ich dachte, dümmer geht es nicht mehr. Hätte das Buch ganz plötzlich mit einem Amoklauf im Palast und dem Tod der gesamten Elite und Königsfamilie geendet, ich hätte es nicht mal schlimm oder verwunderlich gefunden.

7) AUFLÖSUNG? KEIN STÜCK!
Okay, America und Maxon heiraten. Das war absolut vorhersehbar. Maxon wird König. Auch damit hat man rechnen können. Doch die Probleme sind ja nicht plötzlich weg. Die Südrebellen werden nicht nur gegen den König Clarkson, sondern auch gegen seinen Sohn Maxon einen Groll hegen. Sie wollen doch angeblich nur zerstören und hetzen und tyrannisieren, solange nicht sie an der Macht sind. Hier gab es echt GAR KEINE Auflösung.
Es ist ein absoluter Witz diese Buchreihe als Dystopie zu bezeichnen oder sogar mit "Die Tribute von Panem" vergleichen zu wollen. Von der aktuellen Politik in Illeá hat der Leser zwar eine grobe Idee, aber es gibt ABSOLUT NULL Informationen zu anderen Ländern, ihren Systemen, Beziehungen und dem gesamten Weltaufbau. Die Geschichte wird kurz angerissen, indem Phrasen wie "dritter und vierter Weltkrieg" und "das war mal die chinesische Mauer, ist jetzt aber ganz zerstört" eingeworfen werden. Ganz ehrlich? Diese lieblos hingeklatschten und absolut unlogischen Erwähnungen ohne vernünftige Erklärungen haben mich nur noch wütender gemacht, als wenn gar nicht auf die Geschichte eingegangen wäre.
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Puuuuh. Genug mit der Kritik. Was ich ganz gut fand, war Aspen. Der reift sichtlich, wird sympathischer und professioneller. Ich bin froh, dass er sich von America lösen konnte. Auch Americas Familie war ganz nett. Warum ich trotz der ganzen Kritik außerhalb 2 Sterne vergebe, ist der Spannungsbogen. Ich habe echt keine Ahnung warum, aber ich war wirklich immer gespannt, was als nächstes passiert. Die Charaktere waren enttäuschend und meine Wünsche nach etwas mehr Dystopie oder etwas mehr Zickenkrieg wurden beide nicht erfüllt. Trotzdem habe ich mich irgendwie unterhalten gefühlt und habe weitergelesen. Warum auch immer.

Fazit

Ich habe so viel mehr erwartet. Maxon und America verlieren beide an Sympathie und rutschen in meinen Augen ganz tief ab. Die Handlungen sind unüberlegt und dämlich, die Konsequenzen nicht einmal halb so schlimm, wie sie eigentlich hätten sein müssen. Mich stört es total, dass America immer mit einem blauen Auge davonkommt bei all dem, was sie sich in Band 3 der Selection-Reihe leistet. Der Spannungsbogen war irgendwie super, ich habe trotz aller Enttäuschungen immer weiter gelesen und kann es auch nicht richtig erklären. Es reicht gerade mal so für 2 Sterne, aber den Hype um die gesamte Reihe kann ich rein gar nicht nachvollziehen. Obwohl ich die zwei Folgebände auch noch auf dem eReader habe, weiß ich noch nicht, ob ich sie wirklich lesen werde. Erstmal brauche ich auf jeden Fall eine Pause!
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