Die Jugendbücher von Kira Gembri, die im Arena-Verlag erschienen sind, habe ich allesamt verschlungen. Daher stand für mich fest, dass ich auch ihren Erwachsenenroman lesen werde. Sie wagt sich zusammen mit ihrer Co-Autorin Lena König auf neues literarisches Terrain. Im Großen und Ganzen klappt das auch ganz gut, dennoch hat das Buch ein paar Schwächen, die in den Folgebänden hoffentlich ausgemerzt werden.

Die größte Schwäche ist für mich der Zeitablauf. Liria wird entführt - zeigt dabei allerdings nur geringfügig Angst, das hätte man sicherlich deutlicher ausführen können - und verliert bei den Thokori relativ schnell jegliche Furcht, die einmal da gewesen sein könnte. Sie wird weniger wie eine Gefangene behandelt und ist innerhalb eines Mondlaufs als vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft integriert. Das geht mir einfach zu schnell von Entführung über Akzeptanz, vorsichtiges Herantasten und Kennenlernen des fremden Volkes bis hin zur Gefährtin des Clanführers. Es fehlen schlichtweg ein paar Zwischenschritte, die Lirias Entwicklung von der schüchternen, jungfräulichen Novizin hin zur selbstbewussten, offenen jungen Frau nachvollziehbarer machen.

Ansonsten kann ich nicht großartig meckern. Der Schreibstil ist - wie von Kira Gembri gewohnt - sehr gut: locker, modern, auf den Punkt gebracht. Dass sie mit einer Co-Autorin zusammenarbeitet, tut dem keinen Abbruch. Man merkt gar nicht, dass das Buch von zwei verschiedenen Personen geschrieben wurde. Hut ab! Als Leser findet man schnell in die Geschichte rein. Direkt zu Beginn geht die Geschichte ohne langatmigen Prolog los, der Leser ist sofort im Geschehen. Das gefällt mir wirklich gut. Durch die Kürze des Buches und die damit einhergehende komprimierte und zum Teil oberflächliche Entwicklung gibt es dennoch "nur" drei Sterne.