Cover des Buches Seidenfessel (ISBN: 9783548282657)
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Rezension zu Seidenfessel von Kira Maeda

Fesselnde Erotik oder entfesselnd unerotisch?

von Wortteufel vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Schon fast vergessen, es war so naja! Man kann es lesen, man muss es nicht & sich dann auch hinterher nicht ob der fehlenden Handlung ärgern

Rezension

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Wortteufelvor 9 Jahren

Was ist geschehen?

Isabelle Lérands Halbbruder ist verschwunden. Seine Spur führt die junge Frau nach Japan, genauer gesagt nach Tokio. Hier hofft sie ihren Halbbruder Shin zu finden und muss rasch feststellen, dass dieser offensichtlich in die Machenschaften der japanischen Mafia, der Yakuza, verwickelt ist. Um die Spur ihres Bruders nicht zu verlieren, gibt sie sich als Reporterin aus. Doch ihre Tarnung fliegt auf und Isabelle wird von dem Yakusa Toshi geknippt. Anstatt sie kurzerhand aus dem Weg zu räumen, bietet Toshi ihr einen Deal an: Isabelle bekommt die Informationen über den Verbleib ihres Bruders, wenn sie einen Monat lang die Aufgaben erfüllt, die Toshi ihr stellt. Doch Toshi hat nicht irgendwelche Aufgaben im Sinn - es sind erotische Aufgaben, denen Isabelle sich stellen muss, oder Toshi verrät sie an die Mitglieder seines Clans. Um ihrem Bruder zu helfen willigt Isabelle ein und verstrickt sich zusehends in ihrer ungewöhnlichen Beziehung zu Toshi.

Was ist davon zu halten?

Zugegeben, nach all dem Tohuwabohi um Shades of Grey hatte ich meine Zweifel, ob ich "Seidenfessel" von Kira Maeda tatsächlich lesen sollte und ob mich nicht nur ein weiterer schlechter Abklatsch eines ohnehin schon schlechten Originals erwartete. Die Wahrheit ist jedoch, dass BDSM (offensichtlich) ein s-e-h-r dehnbarer Begriff ist. Wer sich vor ihm fürchtet, hat noch lange keinen Grund vor Maedas erotischem Roman "Seidenfessel" Angst zu haben, denn alles, was den Leser tatsächlich erwartet, ist eine kleine Einführung in die Kunst des Shibari. Dabei handelt es sich um eine erotische Fesselkunst aus Japan. Eine Gerte schleicht sich nur ein einziges Mal ins Geschehen und auch ansonsten wartet Kira Maeda nicht unbedingt mit allerlei BDSM-Praktiken auf - im Großen und Ganzen sind ihre Figuren noch recht brav.

Das allein macht das Buch nicht schlecht, könnte aber für den ein oder anderen recht enttäuschend sein, denn hinter der vollmundigen Titulierung "ein BDSM-Roman" könnte auch sehr viel mehr stecken, als am Ende tatsächlich drin ist. Tatsächlich sind die erotischen Aufgaben, die Toshi seiner Gefangenen Isabelle stellt eher dürftig und standen meist weit hinter meinen Erwartungen zurück.

Alles in allem handelt es sich bei "Seidenfessel" vor allem um eines: Beste Lektüre für Zwischendurch - leicht und schnell zu lesen. Nett, aber ohne unnötigen Tiefgang. An erotischen Szenen mangelt es nicht und diese dürfen auch zu Recht anregend genannt werden. In dieser Hinsicht versteht die Autorin ihr Handwerk, wenn es ihr auch nicht gelingt, tatsächlich den Sprung hin zu einem BDSM-Roman zu schaffen, so bleibt die knisternde Erotik, die vom Genre erwartet wird doch nicht aus.

Der Plot lässt sehr zu wünschen übrig. Wie in erotischen Romanen leider oft üblich, stolpert die Protagonistin von einer erotischen Szene in die nächste. Deren Relevanz für die Handlung sind - welch Überraschung - leider oft gleich null und sie tragen auch nicht dazu bei, die (innige) Beziehung, die sich zwischen Toshi und Isabelle entwickelt, zu durchdringen und zu verstehen. Tatsächlich bleibt die Beziehung der Protagonisten bis zum Schluss kaum nachvollziehbar und gipfelt zur Krönung im absoluten Happy End. Auch mit der Logik hapert es stellenweise sehr und der verschollene Bruder ist phasenweise ganz und gar vergessen.

Erzählerische Schwächen unterstreichen den Eindruck, der Leser habe keinen Roman, sondern eine recht gut gelungene Fanfiction vor sich. Entsprechend schnell ist der gesamte Text dann auch gelesen und wahrscheinlich auch wieder vergessen.

Fazit:

Ich gestehe Kira Maeda zu, dass es sehr viele schlechtere erotische Romane gibt und wer auf eine allzu komplexe Rahmenhandlung im Interesse ausgedehnter erotischer Szenen verzichten möchte, kommt mit "Seidenfessel" voll und ganz auf seine Kosten. Grundsätzlich gilt: Kann man lesen - muss man aber nicht! Es gibt lesenswertere Bücher des Genres.

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