Inger lebt im Kreise ihrer Familie im Dorf Gutturä und ihre einzige Sorge könnte es sein, dass sie bald in das Alter kommt, in dem die Leute im Sorf sich für gewöhnlich einen Ehemann suchen, wenn man von gelegentlichen Trollüberfällen auf das Dorf absieht. Als jedoch mehrere, merkwürdige Leute ins Dorf kommen, den Leuten ihre Schutzgeister wegnehmen und diese sich zunehmend merkwürdig verhalten, macht Inger sich auf den Weg, um ihr Dorf zu retten ... und lernt dabei allerhand über Freundschaft und überlieferte Vorurteile.
Ich lese ja einige Bücher pro Jahr und oft stoße ich dabei auf ein paar Bücher, die mich wirklich überraschen. "Inger Bengtsonsdotter" ist so ein Fall, denn während der Klappentext nur "gut" klingt (und für meinen Geschmack sogar etwas viel verrät), ist schon auf den ersten Seiten zu erkennen, dass sich hinter diesem Büchlein eine wirklich lesenswerte Geschichte versteckt. Dabei ist auch der Schreibstil der Autorin erwähnenswert, der sich etwas 'märchenhaft' liest und öfter auf wörtliche Rede verzichtet, was sich jedoch absolut gut liest und das Buch angenehm von anderen aus dem Genre unterscheidet.
Die Geschichte selbst ist zwar vom Grundmotiv her eher klassisch (der Kampf des "Guten" gegen das "Böse"), überzeugt jedoch mit allerhand originellen Ideen, liebevoll gezeichneten Charakteren und einer ordentlichen Spannungskurve. Jüngere Leser lernen zudem noch etwas über Grundwerte wie Freundschaft und über den Umgang mit Vorurteilen, von denen sich herausstellt, dass oft gar nichts dran ist ...
Außerdem schafft Kira Silberstern den nur selten gelingenden Spagat zwischen Literatur für jüngere und "reiferer" Erzählung für Erwachsene. Trotz der märchenhaften Welt und Erzählweise wirkt hier nichts naiv, platt oder weichgespült, was "Inger Bentsonsdotter" zu einem Buch für jede Altersgruppe macht.
Gut gefiel mir zudem, wie die Autorin hiermit anschaulich zeigt, dass man keine 800 Seiten benötigt, um eine spannende Geschichte zu erzählen. Der geringe Seitenumfang wirkt sich nicht ansatzweise negativ auf den Inhalt der Geschichte aus.
Für mich war "Inger Bengtsonsdotter" ein Buch, das zu lesen sich durchweg gelohnt hat. 5 Sterne.