Kirk Wallace Johnson

 4,5 Sterne bei 6 Bewertungen
Autor*in von Der Federndieb.

Lebenslauf

Kirk Wallace Johnson liebt Fliegenfischen. Beruflich aber schreibt der engagierte Publizist für den New Yorker, die New York Times oder Washington Post. Mit seiner Stiftung »List Project« setzt er sich für Menschen im Irak ein – oder er steht mit der Angel hüfttief in einem Fluss und geht der Frage nach, wer die Köderfliege gebunden hat.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Kirk Wallace Johnson

Cover des Buches Der Federndieb (ISBN: 9783426301159)

Der Federndieb

 (6)
Erschienen am 02.08.2021

Neue Rezensionen zu Kirk Wallace Johnson

Cover des Buches Der Federndieb (ISBN: 9783426276846)
buchjunkies avatar

Rezension zu "Der Federndieb" von Kirk Wallace Johnson

Rätselhafter Diebstahl im Natirkundemuseum
buchjunkievor 5 Jahren

Kirk Wallace Johnson: Der Federndieb

Warum stiehlt ein Dieb aus der ornithologischen Abteilung des Britischen Naturkundemuseums unzählige Vogelbälge, darunter unschätzbar wertvolle Federkleider von Paradiesvögeln, einst gesammelt von Darwins Konkurrenten Alfred Russel Wallace?

Mehr als diese Frage braucht man nicht , um den Inhalt dieses Sachbuches kurz darzustellen, das sich liest wie ein Krimi.

Das Buch ist grossartig. Johnson geht in die Vergangenheit zurück, um die Leidenschaft für exotische Vögel und deren Federn verständlich zu machen. So fand man sie nicht nur bei Fliegenbindern, sondern auch an den Hüten der Damenwelt.

Im zweiten Abschnitt ist der Einbruch im Museum in Tring dran.

Und im dritten Abschnitt versucht Johnson der Wahrheit auf die Spur zu kommen.

Fliegenfischen, Fliegenbinden, Lachsfliegen aus den buntesten Federn zu binden- das war ein völlig unbekanntes Thema für mich.
Aber dieses unterhaltsame und angenehm zu lesende Sachbuch hat mir dazu neues Wissen vermittelt. 

Allein die Recherche von Johnson ist grossartig.
Ein besonderes Buch, das unterhält und informiert.

Cover des Buches Der Federndieb (ISBN: 9783426276846)
sommerleses avatar

Rezension zu "Der Federndieb" von Kirk Wallace Johnson

Interessanter Mix aus Evolutionstheorie, Artenschutz und Krimigeschichte
sommerlesevor 5 Jahren

Das Sachbuch "Der Federndieb" von Autor Kirk Wallace Johnson erschien am 1.10.2018 im Droemer Verlag.

Kirk Wallace Johnson ist Autor und leitet eine Stiftung für Opfer des Irak-Kriegs, sein Angler-Hobby hilft ihm gegen den beruflichen Stress. Zum Fischen von Lachsen benutzt er Köder-Fliegen und als er von einem Einbruch in die ornithologische Abteilung des Britischen Naturkundemuseums hört, bei dem etliche Vogelbälger von zum Teil ausgestorbenen Vögeln gestohlen werden, nimmt er die Ermittlungen auf. Die Sammlung der Vögel stammt vom Naturforscher Alfred Russel Wallace.


Dieses Buch ist als Sachbuch eingeordnet, es vermischt in Wahrheit aber Wissenschaft, Geschichte und Krimi. Das stellt mich vor eine schwierige Ausgangslage zur Bewertung.
Denn meiner Meinung nach hätte man bei einem Krimi aus der Handlung definitiv mehr machen können. Wer sich aber für die wissenschaftliche Abhandlung über Vogelbälger, fremde Vogelwelten und wunderschöne Vögel interessiert, liegt mit diesem Buch bestimmt richtig.


Fliegenfischer nutzen für den Fang von Lachsen oder Forellen kunstfertig gebundene Köder aus Vogelfedern, die dann auf der Wasseroberfläche schwimmen und Insekten vortäuschen.
Es gibt nur wenige Menschen, die diesen Blödsinn zu einer Kunstform geführt haben, die aus besonders seltenen Federn hergestellten Köder bringen in Insiderkreisen horrende Summen.

Johnson gibt einen ausführlichen Einblick in die Zeit der Abenteuerreisen im 19. Jahrhundert. Der Forscher Alfred Russel Wallace gilt als stiller Konkurrent zu Charles Darwin und entwickelte ebenfalls eine Evolutionstheorie. Man erlebt im Buch Wallace auf seinen Reisen und fühlt seinen Forschergeist, wenn er unbekannte Vögel aufspürt. Seine Sammlung umfasst viele Tiere und besonders imposant sind die Bälger der Paradiesvögel. Traurige Wahrheit ist jedoch, dass viele dieser Tiere ausgestorben sind. Daher ist für mich das beigefügte Bildmaterial ein echter Wehmutstropfen. Da haben die Damen von früher mit ihren opulenten Hutschmuck sicherlich ihren Teil dazu beigetragen.

Sehr ausführlich wird im Buch der Geschichte der Fliegenfischerei nachgegangen. Auch das ist mir ein echtes Gräuel. Statt herumfliegende lose Vogelfedern zu sammeln oder künstliche Köder zu verwenden, dienen sogar gestohlene Vogelbälge aus den Museen für diese irre Idee.

Diese seltenen Angelköder sind der Aufhänger für die Krimigeschichtes des Buches.

Sehr gut gefallen hat mir die spürbare Begeisterung für die Schönheit der Natur, die durch das gierige und ausbeuterische Verhalten der Menschen gefährdet ist.
Der Schreibstil lässt sich gut lesen, es erfordert aber einige Konzentration und die Fotos im Bildteil geben einen ungefähren Eindruck der Köderfliegen und der wunderschönen Paradiesvögel wieder.


Der Federndieb ist ein informatives Sachbuch, aber auch eine Warnung an die Menschheit, sich verantwortungsvoll der Tierwelt anzunehmen und sie zu schützen.

Cover des Buches Der Federndieb (ISBN: 9783426276846)
Dr_Ms avatar

Rezension zu "Der Federndieb" von Kirk Wallace Johnson

"Dies ist ein sehr ungewöhnliches Verbrechen"
Dr_Mvor 5 Jahren

In die ehemalige Villa von Lord Lionel Walter Rothschild wurde 2009 eingebrochen. Sie liegt in einem Londoner Vorort. Entgegen der Familientradition hatte der etwas schlichte Rothschild-Spross Walter keine Ambitionen in der Finanzwelt. Er wollte schon mit sieben Jahren ein Museum gründen und setzte dies später wie wild in die Tat um. Jedenfalls bis ihm die Familie den Geldhahn zudrehte. Nebenbei wurde Lord Walter auch noch erpresst. Und so musste er die meisten Bestandteile seiner Sammlungen (die umfangreichste, die je ein einzelner Mensch zusammengetragen hatte) später wieder verkaufen. Heute beherbergt die Villa das Britische Naturkundemuseum.

Zunächst wurde der Einbruch gar nicht bemerkt, ebenso wenig der Umfang der Beute. Tatsächlich nämlich waren große Bestände von Vogelbälgern verschwunden. Wer klaut denn so etwas? Die Polizei stand vor einem Rätsel. Es gab zwar mal eine Zeit, in der eine Unze Schmuckfedern mehr wert war als eine Unze Gold, aber diese Periode, in der ganze Vogelbestände für die Damenmode ausgerottet wurden, war längst vorbei. Auf die Fliegenfischerei kam die Polizei zunächst nicht.

Für den Lachs- oder Forellenfang benutzen Fliegenfischer kunstvoll gebundene Köder aus Vogelfedern, die den Fischen vorgaukeln sollen, Insekten befänden sich an der Wasseroberfläche. Menschlicher Irrsinn und der Wahn, andere unbedingt übertreffen zu müssen, machte das Fliegenbinden zu einer Kunstform, die nur Wenige perfekt beherrschen. Vielleicht auch, weil sich nur eine relativ kleine Zahl von Menschen dafür wirklich interessiert und diese Subkultur ein recht abgeschlossener Bereich ist. Um besonders schöne Fliegen zu binden, braucht es angeblich besonders schöne Federn, die nur geschützte Vögel besitzen. Insider bezahlen dafür Unsummen.

Nur durch einen glücklichen Zufall ging der Dieb, der US-Amerikaner Edwin Rist, der Polizei ins Netz. Er war einer der Stars der Fliegenbinderei und lebte und studierte gerade in London als ihm die Federn ausgingen. Nach einer Observation des Britischen Naturkundemuseums beschloss er, dort einzubrechen und sich mit neuem Material zu versorgen. Die toten Vögel lagen seiner Meinung nach da sowieso nur sinnlos herum. Natürlich ist das ein Irrtum, dem nur dumme Zeitgenossen unterliegen. Bis heute sind Teile des Diebesgutes nicht wieder aufgetaucht. Der materielle und ideelle Schaden ist enorm.

Dennoch ging Rist nicht in den Knast, was er einer cleveren Strategie seines Verteidigers und einem der unsäglichen psychologischen Gutachter zu verdanken hat, der ihm Autismus bescheinigte. Einzelheiten findet man im Buch.

Nun hätte ich niemals gedacht, dass man aus diesem Geschehen ein umfangreiches und spannendes Buch machen kann. Kirk Wallace Johnson ist auch Fliegenfischer. Und als er von diesem Fall hörte, beschloss er, der Sache nachzugehen. Das Resultat liegt mit diesem ungewöhnlichen Buch vor. Für einen Erstling liest es sich geradezu hervorragend. Johnson gelang es, diesen ungewöhnlichen Kriminalfall mit der Geschichte der Vogelbälger zusammenzubringen, die bis zu Alfred Russel Wallace zurückreicht. Wallace war ein zunächst sehr unglücklich agierender und dann auch noch vom Pech verfolgter englischer Naturforscher, der erst sehr spät zu Anerkennung kam, eigentlich aber neben Darwin zu den Ideengebern der Evolutionstheorie zählt. Er brachte Darwin dazu seine Theorie vorzeitig zu veröffentlichen. Wallace hatte in einem Brief an Darwin nachweislich die Grundidee der Evolutionstheorie dargelegt, später aber nie auf seiner Miturheberschaft bestanden.

Man kann viel aus diesem Buch lernen: über die Zeit und die Personen, in der die Sammlungen entstanden, die Rist bestahl, über Fliegenfischerei und menschliche Abgründe, wenn es um knappe Güter geht und über diesen sehr ungewöhnlichen Kriminalfall.

Ein überraschend gutes und hervorragend geschriebenes Buch.

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