Cover des Buches Mädchenmeute (ISBN: 9783499247460)
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Rezension zu Mädchenmeute von Kirsten Fuchs

Mädchen und Hunde und die Geister der anderen

von franzzi vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Absurd. Anrührend. Furchtbar. Wunderbar. Sieben Mädchen auf einem ungewöhnlichen Roadtrip in Freiheit, Freundschaft&Großwerden.

Rezension

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franzzivor 8 Jahren
"Mir wurde flau vor Augen, blind im Bauch, schwach in den Knien und total mutlos im Nacken."

So schreibt Kirsten Fuchs. So lässt sie ihre junge Erzählerin Charlotte diese ungewöhnliche, abstruse wie wunderbare Geschichte erzählen. Die "Mädchenmeute". Die glorreichen Sieben. Die sehr unterschiedlichen Teenies lernen sich bei einem Survival-Fun-Feriencamp in einem verlassenen Pionier-Lager kennen. Aber da sind sie nur kurz. Denn die Campleiterin ist ziemlich chaotisch, das Camp selbst ziemlich ungenießbar. Und so beschließen Bea, Charlotte, Rieke, Antonia, Yvette, Freigunda und Anuschka abzuhauen. Ihr eigenes Survival-Camp zu machen. Im Wald. Ohne Erwachsene. Und ohne Erwachsenen was zu sagen. Das ist doch Freiheit. Oder?

Die Mädchen lernen sich während des Abenteuers, das sie ins sächsische Erzgebirge führt, erst näher kennen. Und es knirscht und kracht gewaltig, denn die Sieben wären unter normalen Umständen niemals Freunde geworden - so unterschiedlich wie sie sind. Aber irgendwas will die Autorin ja zu erzählen haben und so wirft sie verwöhnte Prinzessin, Außenseiterfamilienmitglied, Scheidungskind mit Vorstrafen, Durchschnittskind mit Ängsten und und und zusammen. Es gibt alte und neue Rätsel zu knacken für die Hobby-Rätselknackerin Charlotte. Es gilt den Wald zu überleben und die anderen.

"Normalerweise beruhigte mich der Wald. Alles wuchs zum Licht, fiel um bei Mangel oder Einschlag und war im Vergammeln nicht unzufriedener als im Wachsen. Und das beruhigte mich sehr."

Sie wachsen, diese Gerade-noch-so-Kinder, in diesem Sommer. Denn auf dem Weg gabeln sie auch noch ein paar Hunde auf, um die sie sich kümmern. Sie treffen auch erzgebirgische Geistergeschichten und deren Erscheinungen. Sie verletzen sich außen und innen, sie bilden Grüppchen und brechen Regeln und lernen, dass oft die Fragen wichtiger sind als die Antworten. Das alles ist grandios erzählt. Zumindest wird das jeder so empfinden, der den Sound der Lesebühnen mag. Denn der klingt Kirsten Fuchs nach. Die Sprachspielliebe. Die Erfindung neuer Verben, um die Adjektive loszuwerden. Aber auch die drastischen Momente. Das Aushalten der offenen Enden.

Nur eine Tugend der Slammer hätte dem Buch noch gut getan: Es kürzer sagen. Vor allem im Mittelteil staut sich die abflachende Handlung auf, da entwickelt sich kaum etwas, da droht das Leserhirn immer mal wieder abzuschweifen. Über diese übertriebene Langsamkeit täuscht auch die Sprache nicht hinweg.
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