Cover des Buches Teufelsbrut (ISBN: 9783738005660)
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Rezension zu Teufelsbrut von Kirsten Klein

düsteres Zeitzeugnis

von minori vor 9 Jahren

Rezension

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minorivor 9 Jahren

1669, Bärenbrück nahe Tübingen: Es herrscht Frieden und die Einwohner des fiktiven Städtchens überwiegend Handwerker und Bauern, könnten in Ruhe leben. Wäre da nicht die Angst und der Aberglaube vor dem Teufel. Die Kirche heizt das aufgebrachte Klima mit ihren Forderungen nach gläubigen und moralisch aufrichtigen Menschen an. Besonders akut erscheint die Gefahr, dass der Teufel von unmündigen kleinen Kindern Besitz ergreift. Marie scheint besonders gefährdet: Die fünfjährige berichtet von Erlebnissen mit dem Teufel, die gerne nachts stattfinden und teilweise sehr abstrus wirken. Woher soll dieses kleine Halbwaisenkind diese Geschichten kennen, wenn sie sie nicht erlebt hat? Der Pfarrer unterstützt von anderen rechtschaffenden Bürgern nimmt sich der Sache an.

Der Autorin Kirsten Klein hat mit der Geschichte eine Art Psychogramm der Gesellschaft geschaffen. Bärenbrück mausert sich zu einem Ort, in dem Beschuldigungen und Verleumdungen eine Heimat finden. Jeder beobachtet seinen Nachbarn, ja sogar die Freunde und die Familie wird argwöhnisch beäugt, der Teufel treibt sein Unwesen. Der Autorin gelingt es, die düstere Stimmung rund um Angst und Vorurteile in ihrem historischen Roman einzufangen und den Leser in eine vergangene Zeit zu entführen, die aber durchaus aktuelle Bezüge aufweist.

Tief bewegt hat mich die Geschichte um die Kinderhexen, sodass ich immer wieder Lesepausen einlegen musste, um wieder zu Atem zu kommen. Auch wenn es eine sich um eine fiktive Geschichte handelt, ist es durchaus vorstellbar, dass solche Geschehnisse passierten.

Sprachlich weist das Buch leider einige Schwächen auf, moderne Begriffe holten mich öfter aus meiner Zeitreise zurück. Aber trotzdem gelingt es der Autorin den Leser zu fesseln und bei der Stange zu halten. Trotz des schwierigen Themas, das mir immer wieder sehr nahe gegangen ist.

Detailliert werden nicht nur die Protagonisten beschrieben, sondern auch das Umfeld und die Umwelt. Emotional aufwühlend gelang es der Autorin ein klasse Werk abzuliefern, das zwar keine leichte Kost darstellt, dafür aber zum Nachdenken anregt und Liebhaber historischer Romane bestimmt gut unterhält.

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