Kirsten Liese

 5 Sterne bei 2 Bewertungen
Autor*in von Celibidache und Wagnerheldinnen.

Lebenslauf

KIRSTEN LIESE, Jahrgang 1964, lebt in Berlin. Sie studierte Schulmusik und Germanistik in Berlin, es folgten das Volontariat bei einer Tageszeitung und mehrere Hospitanzen beim Rundfunk. Seit 1994 arbeitet sie als freie Journalistin und Autorin mit den Schwerpunkten Oper, Konzert und Kino für zahlreiche Hörfunkredaktionen der ARD sowie für Tageszeitungen, Fachzeitschriften und Online-Publikationen. Sie ist außerdem Herausgeberin von Notenausgaben im Bärenreiter Verlag, Kassel, und im Doblinger Verlag, Wien. Im Jahr 2007 erschien ihr Buch Elisabeth Schwarzkopf. Vom Blumenmädchen zur Marschallin. 2009 erschien es auch in revidierter englischer Lizenzausgabe bei Amadeus Press, New York.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Kirsten Liese

Cover des Buches Celibidache (ISBN: 9783945961285)

Celibidache

(1)
Erschienen am 28.10.2022
Cover des Buches Wagnerheldinnen (ISBN: 9783945961230)

Wagnerheldinnen

(1)
Erschienen am 28.10.2021

Neue Rezensionen zu Kirsten Liese

Cover des Buches Celibidache (ISBN: 9783945961285)
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Rezension zu "Celibidache" von Kirsten Liese

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Starker Charakter - starkes Buch

Es gibt sicher nicht viele, die beim Namen Celibidache in Verzückung geraten. Nicht, weil es nicht so viele Gründe gibt, sondern weil der Name fast schon in Vergessenheit geraten ist. Er war einer der Dirigenten, die dem Status des Stardirigenten – ein heutzutage viel zu inflationär gehandeltes und vor allem verwendetes Wort – fast schon eine neue Dimension verlieh.

1945 lagen Deutschland und Europa in Trümmern. Und das in jeder Hinsicht. Die Kultur musste nach den Jahren des Kampfes gegen Verleumdung, Verschleppung und Missachtung nun immer noch kämpfen. Es war die Zeit, in der die Kultur der Ablenkung diente. Die berühmten Berliner Philharmoniker standen vorerst ohne (Star-)Dirigenten da. Furtwängler, der Mann am Pult, musste sich eingehenden Prüfungen durch die Siegermächte unterziehen. Schließlich dirigierte er unter der braunen Flagge mit mehr als nur Duldung durch die Führungsriege.

Sergiu Celibidache sprang – salopp gesagt – in die drohende Lücke und füllte sie mit einer nie da gewesenen Hingabe. Er sah es nicht als Chance sich selbst zu profilieren – dafür möchte und verehrte er den großen Furtwängler viel zu sehr. Aber er machte sich das Pult zu Eigen. Mit ihm blieben die Philharmoniker nicht nur am Leben, sie alle zusammen unter dem Taktstock des jungen Rumänen legten die Grundlage für eine fortlaufende Karriere. Als Furtwängler starb, stimmte man jedoch für Karajan als neuen Maestro.

Celibidache ging und tingelte durch die Welt. Wo immer er auftrat, feierte man seine Art Musik zu interpretieren. Als er als gereifter Dirigent die Münchner Philharmoniker übernahm, schuf der Großes. Sein Orchester war in aller Munde. Er formte es, und bis heute zehrt es von seiner Strahlkraft.

Kirsten Liese lässt in ihrem Buch, das nicht nur Klassikfans und Orchesterliebhaber begeistern wird, Wegbegleiter zu Wort kommen, die das vielfältige Bild des Dirigenten vervollkommnen. Celi, wie er genannt wurde, wie er sich auch gern nennen ließ, war kein einfach einzuordnender Charakter. Das liegt aber wohl an der Wahl der Profession – wenn es denn so was überhaupt gibt. Despotisch im Sinne von seinen eigenen Vorstellungen vom Musikerlebnis so nah wie möglich zu kommen. Offen und empathisch gegenüber denen, die das gleiche Ziel verfolgten. Musiker und Dirigent auf Augenhöhe, doch niemals die Hackordnung aus den Augen verlieren. Die leidenschaftlichen Interviews mit Musikern, die mit Celi musizierten oder von seinen Erfahrungen anderweitig profitierten, lesen sich wie eine unterhaltsame Biographie, die man nicht so schnell beiseite legen möchte. Wer Celi nur noch als beleibten, im Sitzen dirigierenden, weißhäuptigen Taktgeber kennt, erfährt auf jeder Seite mehr und mehr von einem Mann, der von der Leidenschaft nach dem perfekten Musikerlebnis getrieben war. Dass sich links und rechts des Weges Opfer auftürmen, ist bis heute nicht zu vermeiden. Doch das, was bis heute von Celis Wirken noch erlebbar ist, war ihm ein Graus. So widersprüchlich kann nur ein wahres Genie sein.

Cover des Buches Wagnerheldinnen (ISBN: 9783945961230)
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Rezension zu "Wagnerheldinnen" von Kirsten Liese

aus-erlesen
Die Wucht der wagnerianischen Weiblichkeit

Es gibt wohl keinen Menschen auf der Welt, der von sich behauptet am Abend in die Oper zu gehen, um Wagner zu genießen. Am frühen Abend sehr wohl, aber ab 20 Uhr. Da ist man ja nicht vor 2 Uhr in der Nacht im Bett! Wagners Opern sind kolossal. Brachial, sie hauen einen um. Und sie sind sehr laaaang. Am Komponisten scheiden sich die Geister. Über die Musik – und da sind sich Publikum und Kritiker einig – kann man nicht streiten. Über seine Gesinnung muss man diskutieren. Als Antisemit – zu Recht! – verschrien, als Komponist verehrt. Weltweit treffen sich Wagnerianer, um dem Meister zu huldigen. 

Oft werden darüber hinaus die wahren Helden vergessen. Die Darsteller. Sie stehen stundenlang auf der Bühne, spielen Stücke, die eine Zeitlang als unspielbar galten. Sie strapazieren ihre Stimmen bis zur Belastungsgrenze, dass man meint, dass sie es verdient hätten abzugsfrei in Frührente gehen zu dürfen. Kirsten Liese setzt den Wagnerheldinnen mit diesem Buch ein Denkmal. Frauen, die wohl niemals eine Talentshow von innen gesehen haben. Weil sie es einfach nicht nötig haben, sich von quäkigen Stimmen vorführen zu lassen. Wer Wagner singt, hat naturgegebenes Talent und … hat es geschafft! Und sollte bei seinen Leisten bleiben. 

Der Intendant der Metropolitan Opera in New York Rudolf Bing verlängerte 1953 den Vertrag mit Helen Traubel nicht, weil sie in den Jahren zuvor Operetten sang. Als Wagnerheldin, bleiben wir bei der von Kirsten Liese eingeführten Bezeichnung, steht man rund um die Uhr unter Beobachtung. Denn fällt die Erstbesetzung aus, ist es fast unmöglich adäquaten Ersatz zu finden. Nicht jede, der laut singen kann, kann Wagner.

Viele der Portraitierten hat die Autorin kennengelernt. In ihren kurzen Portraits, oder besser Huldigungen, vermittelt sie anschaulich deren besondere Gabe und den Geist der Zeit. Seit mehr als anderthalb Jahrhunderten bläst Wagners musikalisches Genie dem Publikum entgegen. Immer wieder gab es Widrigkeiten. Die Sporanistin Marie Louise Dustmann-Meyer sollte um 1860 herum die Isolde spielen. Der männliche Part, Alois Ander hustete sich mehr von Auftritt zu Auftritt, so dass nach siebzig Proben die Aufführung endgültig abgesagt wurde. Unaufführbar lautete das Urteil. Wagner selbst war von der Sopranistin sehr angetan. 

Viele derartige Anekdoten machen dieses Buch auch für Nicht-Wagnerianer zu einem lesenswerten Buch, das vielleicht den einen oder anderen Unentschlossenen dazu verleitet seinem Sitzfleisch einen echten Ohrenschmaus zu gönnen. Zwei Pausen Minimum inklusive. Mit diesem Buch werden diese Namen bald schon wieder in aller Munde sein: Frida Leider, Martha Mödl, Dame Gwyneth Jones, Nina Stemme. Auch als Zusatzlektüre zum Programmheft sehr zu empfehlen. 


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