1989 Wahrheit oder Tod - Val McDermid
1989? Ist für mich schon lange her, die meisten von Euch waren wohl noch nicht geboren. Zusammen mit der Protagonistin Allie Burns habe ich eine unterhaltsame Zeitreise ins Jahr 1989 gemacht, die bei mir einige schöne, aber auch schreckliche Erinnerungen geweckt hat.
Allie ist eigentlich eine Investigativjournalistin, doch ihr übermächtiger Boss Wallace "Ace" Lockhart zwingt sie ins Newsmetier. Es ist die Zeit des Bombenanschlags auf eine PanAm Maschine, die über Lockerbie niederging und der damals als "Schwulenseuche" um sich greifenden HIV-Erkrankung. Eine Heilung bestand nicht, die medizinische Versorgung war katastrophal. Insbesondere wohl in Edinburgh, in der meist viele Schotten strandeten und starben. Ganz zu schweigen von der Diskreditierung homosexueller Männer. Hier erfährt Allie durch Freunde von Medikamentenforschungen, die in Ostdeutschland hinter verschlossenen Türen durchgeführt werden und wittert einen großen Skandal. Kurzerhand macht Allie sich auf den Weg nach Ostberlin.....
Was sie dort erlebt, ist nicht erfunden, sondern hat sich so oder so ähnlich zugetragen. Auch die ständige Bespitzelung durch Stasimitarbeiter und IMs sind realitätsnah geschildert. Mein leider allzu früh verstorbener Arbeitskollege war ein ehemals Betroffener.
Zu Beginn des Buchs gibt es einen spannenden Prolog, der sich auf Ace Wallace bezieht. Erst später im Buch kommen weitere historische Momente hinzu, die bis in den 2.Weltkrieg zurück reichen und ein Massaker an polnischen Juden und einer Dorfgemeinschaft schildern.
Neben dem oben erwähnten Flugzeugattentat wird kurz berichtet über ein furchtbares Geschehen bei einem englischen Fussballspiel mit über 90 Toten und dem Mauerfall im November 1989.
Allie erlebt so manch kleines und größeres Abenteuer und deckt gar ein großes Verbrechen auf. Leider fehlte es ein wenig an Spannung in manchen Bereichen. Demgegenüber waren die Schilderungen der absolut mangelhaften Gesundheitsvorsorge wie auch der Geschehnisse in Ostberlin absolut glaubhaft geschildert.
Mit Allie Burns hat die Val McDermid eine starke und sehr sympathische Persönlichkeit geschaffen, die ihren Weg geht und sich, ohne eine Überheldin zu sein, nicht aus der Bahn werfen lässt. Mit Rona hat sie eine starke Partnerin an ihrer Seite. Die weiteren Personen sind ebenfalls tiefgehend beschrieben. Der Schreibstil hat mir gut gefallen.
Die Autorin hat zuvor bereits "1979 Jägerin und Gejagte" geschrieben. Es sollen dann noch Geschichten aus 1999 bis 2019 zu Allie Burns kommen. Ich freue mich jetzt schon darauf.
Und das Beste zum Schluß für Musikfreaks:
Am Ende stellt Val McDermid noch 40 Songs aus der Zeit vor, die man sich beispielsweise bei Spotify anhören kann. Ich habs gehört.
Ich vergebe hier 4 von 5 Sternen.