Rezension zu Rolandsrache von Kirsten Riedt
Rezension zu "Rolandsrache" von Kirsten Riedt
von mabuerele
Rezension
mabuerelevor 11 Jahren
Anna ist die Tochter eines Bildhauers. Bisher durfte sie immer in der Werkstatt mithelfen. Doch seit ihr Vater einen neuen Auftrag hat, darf sie nicht einmal wissen, woran ihr Vater und Claas, der Geselle, arbeiten. Der Ratsherr Hemeling verlangt Stillschweigen über den Auftrag. Da werden die beiden Männer vor der Werkstatt überfallen. Die Täter versuchen, das angefangene Werk zu zerstören. Annas Vater überlebt den Überfall nicht. Weil die Büttel durch Untätigkeit glänzen, versucht Anna, die Mörder ihres Vaters zu finden. Um das Werk beenden zu können, heiratet sie Claas. Als er ihr gesteht, dass er im Wirtshaus vielleicht über den Auftrag geredet und damit Schuld an den Überfall hat, zieht sie sich von ihm zurück. Die gemeinsame Arbeit bleibt, aber sie schlafen in getrennten Räumen. Die Autorin hat einen spannenden historischen Kriminalroman geschrieben. Es gelingt ihr, den Spannungsbogen über die gesamte Zeit zu halten. Nach und nach scheiden mehrere mögliche Täter aus, bis nur einer übrig bleibt. Doch das Wissen darüber bringt Anna erneut in Gefahr. Die Protagonisten wurden ausreichend charakterisiert. Anna ist eine intelligente, selbstbewusste Frau. Sie steht mitten im Leben ihrer Zeit. Doch sie bleibt ein Mensch mit Fehlern und Schwächen. Gerade zu ihrem Verhalten gegenüber Claas hätte ich ihr ab und an gern die Meinung gesagt. Claas mag Anna. Doch er fühlt sich schuldig. Deshalb beugt er sich Annas Willen. Trotzdem tut er alles, um Anna vor Übel zu bewahren. Beide waren mir sympathisch. Auch Annas Mutter, die nach dem Zusammenbruch auf Grund des Todes ihres Ehemannes wieder ins Leben findet und sich einer neuen Aufgabe stellt, gehört zu den positiven Charakteren. Die negativen herauszufinden, bleibt dem zukünftigen Leser vorbehalten. Der Roman zeugt von exakter Recherche der historischen Fakten. Die Beschreibung der Stadt Bremen und des Lebens um 1400 hat mir sehr gut gefallen. Es war anschaulich genug, um immer ein Bild vor Augen haben zu können. Gleichzeitig gelang es der Autorin, mir den Kampf der Stadt Bremen um Freiheit und eigenes Marktrecht zu vermitteln. Die Argumente von Gegnern und Befürwortern wurden geschickt in die Handlung integriert. Das Buch lässt sich zügig lesen und hatte mich schnell in seinen Bann gezogen. Der Schriftstil ist dem Thema angemessen. Einige plattdeutsche Einschübe sorgen für Authentizität. Da sie kurz gehalten sind und trotz der Mundart in verständlichen Deutsch geschrieben, stören sie den Lesefluss nicht. Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Ich werde es gern weiterempfehlen.