Garlef, der Sohn eines germanischen Stammeshäuptlings, wachst in den Zeiten nach der Varus-Schlacht in seinem Heimatdorf auf. Sein Name bedeutet "Speersohn", eigentlich soll er ein Kämpfer sein, aber er fühlt sich dazu nicht berufen. Einem anderen Menschen weh zu tun oder ihn gar zu töten, stößt ihn so ab, dass er lieber bereit ist, selbst Schmerzen, Schläge und Verachtung zu erleiden, als anderen weh zu tun. Der einzige, der ihn versteht, ist der römische Sklave, den sein Vater als Beute von der Varusschlacht mitgebracht hat. Gaius wird Garlefs wichtigster Mensch in seinem Leben, dem er alle Fragen stellen kann, der ihn in seinen Überzeugungen bestärkt und ihm die Sprache des Feindes - Latein - lehrt. Aber als die Römer Garlefs Heimatdorf überfallen und niederbrennen, gerät er wieder zwischen die Fronten und wird nach Rom verschleppt. Hier lernt er die unkonventionelle Mina kenne, eine Frau, die so gar nicht dem typischen Ideal einer römischen Frau entspricht. Sie ist gebildet und will ihr Leben selbstbestimmt leben. Aber auch sie erfährt auf brutale Weise, dass die gesellschaftlichen Regeln ohne Rücksicht durchgesetzt werden.
Dieser historische Roman beschreibt in eindringlicher Weise, welche brutalen und aus heutiger Sicht auch menschenverachtetende gesellschaftlichen Zwänge im alten Rom herrschten. Frauen hatten keinerlei Rechte und blieben zeitlebens unter der Herrschaft des Hausvorstehers. Sklaven und Frauen waren ein Besitz, und jeder Besitzer konnte sich dafür entscheiden, wie er sein Hab und Gut behandeln wollte. Die Autorin beschreibt sehr gut, in welcher Zerrissenheit und Bedrängnis alle lebten, die ihren Grundsätzen treu bleiben wollten. Ein beeindruckendes Einblick in das antike Rom. Absolute Leseempfehlung!
Die Geschichte von Garlef und Mina wird in "Die Frau des Bleityrannen" fortgesetzt.