Buchinhalt:
Nachdem Garlef und Mina vom Schicksal brutal getrennt wurden, scheint es keine Hoffnung mehr für die zarte Liebe zu geben, die die beiden einst verband. Garlef wurde in die Sklaverei verschleppt und Mina sieht sich ebenfalls gefangen – gefangen in einer glücklosen Ehe mit dem brutalen Quintus, der ihr das Leben zur Hölle macht. Eines Tages treffen Mina und Garlef im fernen Judäa wieder aufeinander und es gibt für beide nur noch einen Plan: die Flucht. Beseelt von dem, was ein junger Rabbi in Jerusalem predigt, wagen die beiden schließlich einen äußeren wie inneren Neuanfang….
Persönlicher Eindruck:
Im zweiten Teil der Dilogie um die Liebe zwischen dem Germanen Garlef und der Römerin Mina macht sich der Leser von Rom auf in die Provinz Judäa. Das Leben der damaligen Zeit beschreibt Autorin Winkelmann authentisch und bildhaft und auch der christliche Aspekt kommt schließlich ins Spiel.
Mina als weibliche Hauptfigur sieht sich konfrontiert mit einem Leben an der Seite des tyrannischen Quintus, einem ebenso brutalen wie rücksichtslosen Zeitgenossen, der über Leichen geht. Die Hoffnung, ihre große Liebe Garlef wiederzusehen, schwindet von Tag zu Tag und Mina sieht keine Möglichkeit, aus diesem Käfig auszubrechen
Garlef, seinerseits in die Sklaverei verkauft, leidet ebenfalls. Sein Traum, nach Germanien zurückzukehren, schwindet Stunde für Stunde. Als er mehr oder minder durch Zufall im weit entlegenen Judäa wieder auf Mina trifft, keimt der Hoffnungsfunke schließlich erneut. Hier hat mir gut gefallen, wie die Autorin die Emotionen der beteiligten Figuren einfängt und bildhaft macht: Mina blüht sprichwörtlich auf und beginnt, sich endlich gegen ihren tyrannischen Ehemann aufzulehnen.
Hinzu kommt, dass neben der Haupthandlung letztendlich doch noch dem christlichen Aspekt eine tragende Rolle in der Handlung eingeräumt wird: Garlef und Mina werden Stück für Stück hineingesogen in die Ereignisse rund um Jesu Einzug in Jerusalem, seine Gefangennahme, Kreuzigung und Auferstehung. Dennoch bleiben die christlichen Passagen leider nur eine Randerscheinung. Schade, hier hätte man noch mehr herausholen können.
Garlefs und Minas Bekehrung sowie der Missionsauftrag spielen sich mehr oder minder im letzten Viertel ab und waren für meinen Geschmack fast ein bisschen zu überstürzt. Garlefs Rebellion gegen seine beginnende Christianisierung jedoch war glaubhaft und bewegend, seine Erkenntnis, wer der „Waldmann“ war, der ihm damals als Kind den Weg aus den Sümpfen wies, war einerseits ein befriedigender Abschluss, andererseits auch ein bisschen seltsam dahingehend, dass Jesus aus Nazareth zu der Zeit ebenfalls noch ein Kind war und dennoch vor Garlef als Erwachsener erschien. So ganz befriedigt war ich damit jedenfalls nicht. Natürlich „erkennt“ Garlef in dem Rabbi aus Nazareth seinen Waldmann, aber dann doch innerlich, also seine Botschaft! So, wie Frau Winkelmann es beschreibt, will er jedoch Stimme und Gestalt erkannt haben und das mindert die Glaubwürdigkeit dann in meinen Augen wieder erheblich.
Insgesamt ist es ein spannender Roman aus dem alten Rom mit feinen christlichen Zügen, aber auch an vielen Stellen zu konstruiert und am Ende mit ein paar Zufällen zu viel, das Happy End betreffend. Gerade bei der verwendeten Sprache hätte Frau Winkelmann ein bisschen mehr darauf achten sollen, nicht zu sehr in den heutigen Sprachgebrauch abzudriften. Ausdrücke wie z.B. „ausgeflippt“ passen einfach nicht in einen Antiken-Roman. Die Provinz Judäa hieß zudem zu dieser Zeit noch nicht de facto "Israel", zumindest nannten die Römer das Land nicht so.
Ansonsten bietet das Buch solide, gute und spannende Unterhaltung, mir hat es gut gefallen.