Kirstine Reffstrup

 3,9 Sterne bei 9 Bewertungen
Autor*in von Ich, Unica und Ich, Unica.

Lebenslauf

Kirstine Reffstrup, geboren 1979, hat Abschlüsse von der Akademie der Schreibkunst in Bergen und der schwedischen Autorenschule Litterär Gestaltning in Göteborg. Sie lebte unter anderem in Berlin, wo "Ich, Unica" entstand. "Ich, Unica" wurde in Norwegen, Dänemark und Schweden veröffentlicht und für mehrere Literaturpreise nominiert, darunter der Montana-Preis. Das Buch wurde von der Dänischen Kunststiftung als eines der besten Bücher 2016 ausgezeichnet. 

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Kirstine Reffstrup

Cover des Buches Ich, Unica (ISBN: 9783746637662)

Ich, Unica

(7)
Erschienen am 17.05.2021
Cover des Buches Ich, Unica (ISBN: 9788797032749)

Ich, Unica

(2)
Erschienen am 16.09.2019

Neue Rezensionen zu Kirstine Reffstrup

Cover des Buches Ich, Unica (ISBN: 9783746637662)
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Rezension zu "Ich, Unica" von Kirstine Reffstrup

simone_richter
Gefühlsbetonte Künstlerfiktion

In ein Haus im französischen Dorf Ermenonville haben sich das Künstlerehepaar Unica und Hans zurückgezogen. Es ist das Jahr 1957. Hans erhält eines Tages einen Brief von einem Kunsthändler, der Hans Puppe in Menschengröße kaufen möchte. Hans hatte diese Puppe im Krieg geschaffen und verschieden fotografiert. Die Puppe existiert nicht mehr und so erschaffen sie beide diese Puppe neu. Dabei  kommen Erinnerungen an die vergangenen Jahre hoch, als Krieg herrschte, an die gescheiterte Ehe von Unica und ihr Kennenlernen.

Ich muss gestehen, ich kannte vorher nicht unbedingt die Zeichnerin und Autorin Unica Zürn (1916-1970) und ihren Partner, den Maler Hans Bellmer (1902-1975). Das Buch wurde mir aber ans Herz gelegt und ich lese gern über Künstler*innen und ihr Leben und Schaffen. Dieser autofiktionale Roman ist kurz und prägnant geschrieben mit viel Poesie. Es ist ein besonderer Schreibstil, der melancholisch daherkommt und viele Momentaufnahmen von den Gedanken Unicas preisgibt. Die Seiten sind teilweise nur zur Hälfte gefüllt. Das letzte Drittel wurde dann sehr exzentrisch, dafür wurden Realität und Fantasie miteinander verwoben. Zum Schluss gibt es noch ein Nachwort über Unica Zürn von Julia Korbik. Wer eine besondere Künstlerbiografie mit gefühliger Poesie und eigenen Interpretationen von schizoiden Zügen lesen möchte, kommt hier auf seine Kosten.

Cover des Buches Ich, Unica (ISBN: 9783746637662)
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Rezension zu "Ich, Unica" von Kirstine Reffstrup

JoBerlin
Feine Linien

Die deutsche Avantgarde-Schriftstellerin und Künstlerin Unica Zürn übernahm sowohl in ihrem Leben als auch in ihrer Kunst viele Rollen. Von der Nachwelt weitgehend vergessen und nur noch einer kleinen Zahl kenntnisreicher Bewunderer bekannt, rückt sie nun erneut - durch die im   Aufbau Taschenbuch Verlag erschienenen romanhaften Biografie der dänischen Autorin Kirstine Reffstrup - in den Blickwinkel des Interesses. Ihr Buch basiert auf Zürns Lebensdaten, ist aber als literarische Interpretation zu lesen in der  – wie in Zürns künstlerischer Arbeit – "unter dem Licht der Lampe winzige Details und unzählige Linien sichtbar werden". Eine ganz wesentliche Rolle in Unicas Leben spielt der Künstler Hans Bellmer, ihr Geliebter – ihm ist sie – wie in so vielen Künstlerbeziehungen - Muse, Modell, Sekretärin und Hausfrau. 

Die Autorin lässt ihre Protagonistin selbst erzählen, von Bellmers verdrehten Puppeninstallationen zum Beispiel - mit Bändern verschnürt wird auch Unica "Tied Up" ein Mitglied seiner "Dolls". Über Unicas eigene Kunst beziehungsweise über das Werden der Künstlerin erfahre ich jedoch wenig - abgehackt, im Telegrammstil, springen ihre Gedanken unruhig hin und her, eine zerrissene Frau wird sichtbar, aber …. konnten sie und Bellmer sich gegenseitig inspirieren, konnten sie sich in Zeiten des Exils in Frankreich Halt und Sinn geben? 

Das langsame (Ver)Sinken in die Schizophrenie wird von der Autorin gut dargestellt, jedoch wirken ihre Sätze stets ein wenig eitel. Mehr für sich als für Unica geschrieben, ergeht sie sich in ziselierten Gedankengängen der erkrankten Künstlerin. So ist das Buch mehr ein kunstvoll arrangiertes Aufarbeiten der Schriften Zürns, die ja durch frei assoziiertes, "automatisches Schreiben", ohne Eingreifen des kritischen Ich gekennzeichnet waren.

Das Buch ist nicht in allen Aspekten gelungen, jedoch konnte es mich für das Werk Zürns und auch Bellmers interessieren – viele Stunden habe ich mich mit den beiden Künstlern beschäftigt. Wer also Anregung zur eigenen Recherche möchte, kann mit diesem Buch mehr als zufrieden sein und findet durch "Ich, Unica" einen guten ersten Weg zu dieser außergewöhnlichen Künstlerin.

 

Cover des Buches Ich, Unica (ISBN: 9783746637662)
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Rezension zu "Ich, Unica" von Kirstine Reffstrup

Lia48
Ein außergewöhnliches Buch über außergewöhnliche Künstler

INHALT:
Ermenonville, 1957: Unica Zürn und Hans Bellmer beziehen mit Gepäck und diversen Zeichenmappen ein relativ abgeschiedenes Haus in einem französischen Dorf. Sie suchen die Ruhe, um ihrer Kunst nachgehen zu können, und entfernen sich dabei physisch nie weit voneinander. Hans zeichnet oben im Dachgeschoss und Unica sitzt unten an ihrem Schreibtisch und schaut aus dem Fenster. Sie war einmal in der Werbeabteilung der UFA Filmstudios angestellt gewesen. Zuletzt schrieb sie Erzählungen für Zeitungen und Zeitschriften, dichtete und zeichnete außerdem. Doch gearbeitet hat sie nun schon länger nicht mehr.
Als Hans eines Tages den Auftrag erhält, eine Puppe in Lebensgröße zu erschaffen, steht ihm Unica zur Seite. Doch bei beiden kommen dabei Erinnerungen an die vergangenen Jahre auf, als Hans mit der Arbeit seiner ersten Puppe begann, als Krieg herrschte, als danach alles in Schutt und Asche lag, an die gescheiterte Ehe von Unica und schließlich ihr Kennenlernen... 


MEINUNG:
Ich muss zugeben, ich hatte vor dem Buch von Unica Zürn und Hans Bellmer nicht viel gehört, lese aber gerne Bücher über Kunst und Künstler*innen. Vielleicht wäre es gar nicht schlecht gewesen, mich vor dem Roman über die Beiden zu informieren. Jedoch lasse ich mich auch gerne überraschen, was hier auf jeden Fall funktioniert hat.

Von Anfang an war ich von dem besonderen Schreibstil angetan, welcher zunächst relativ außergewöhnlich erscheint. Es folgen viele kurze, prägnante Sätze nacheinander mit leicht poetischer Sprache. Diese wirkten insgesamt eher düster und sehr melancholisch. Für mich passte das wunderbar zu den eigenwilligen Künstlern.

Der Roman erfasst viele Momentaufnahmen und springt dabei mit den Gedanken Unicas und mit dem Leben von Hans immer wieder vor und zurück in der Zeit. Vieles wird nur grob angeschnitten, sodass es dem Leser überlassen bleibt, sich den Rest selbst auszumalen.
 Die Kapitel sind dabei sehr kurz. Viele Seiten sind nur bis zur Hälfte gefüllt.

Unica wirkte auf mich sehr unnahbar, distanziert und kühl, was vermutlich durch den Schreibstil, und dadurch, dass sie nicht viel von sich preisgibt, bewusst herbeigeführt wurde, um ihren Charakter zu unterstreichen.
 „(...) sie frage sich wirklich, wie ich so nah an ihr vorbeigehen und zugleich so weit weg sein konnte. Ich sei immer irgendwo anders, unerreichbar (...).“

Das letzte Drittel des Buches war mir persönlich im Gegensatz zu den vorherigen Seiten und dem wunderschönen Schreibstil, doch etwas zu schrill. Es wirkte wie ein Stilbruch. Fans von Nothomb könnten hier auf ihre Kosten kommen. Es sei gesagt, man sollte offen dafür sein, dass sich Realität und Fantasie miteinander vermischen. Das ist sicherlich Geschmackssache – mir war es hier etwas zu übertrieben.
Doch das Nachwort konnte mich definitiv besänftigen. Hier wird die Biografie von Unica Zürn beleuchtet und ich durfte viele interessante Dinge über sie erfahren.
Mit diesem Hintergrundwissen hat für mich auch das letzte Drittel des Buches besser gepasst. Man könnte sagen, die Autorin hat auf künstlerische Art und Weise, Seiten von Unica in den Roman eingearbeitet und hat damit letztendlich selbst eine Art Kunstwerk erschaffen. Eigentlich ziemlich raffiniert!

Schade fand ich, dass im Roman kaum bis gar nicht zur Sprache kommt, was genau Unica in ihrem Leben geschrieben und gezeichnet hat.
Im Nachwort wird angeprangert, dass sie als Künstlerin im Schatten von Hans stand und ihr als Individualistin in der Männer-dominierenden Welt, kaum Beachtung in der Kunstwelt geschenkt wurde. Leider wurde die künstlerische Tätigkeit von Unica im Roman kaum zum Ausdruck gebracht, da diese zu wenig und nicht detailreich genug thematisiert wurde, meiner Meinung nach.

Trotzdem hat mich das Buch dazu angehalten, mich danach selbst noch über Unica und Hans im Internet zu informieren und Werke von ihnen zu betrachten. Besonders die Bilder von Hans Bellmer, was er da mit den Körpern gemacht hat, empfinde ich schon als sehr speziell. Aber über Kunst lässt sich ja bekanntlich streiten! 😉

FAZIT: Ein außergewöhnliches Buch über außergewöhnliche Künstler. 4/5 Sterne!

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