Cover des Buches Der Vintage-Guide für einsame Herzen (ISBN: 9783442481088)
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Rezension zu Der Vintage-Guide für einsame Herzen von Kirsty Greenwood

Die alten Tugenden...

von Damarel vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Natürlich sehr vorhersehbar und manchmal etwas übertrieben, was die Hauptfigur angeht, aber insgesamt ein amüsanter und flotter Lesespaß.

Rezension

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Damarelvor 7 Jahren
Auch mit Ende Zwanzig ist Jessica Beam immer noch die Stimmungsbombe auf jeder Party und denkt auch nicht daran, etwas zu ändern. Wozu auch? Sie lebt mit ihrer besten Freundin zusammen und gemeinsam betreiben sie einen erfolgreichen Blog, dem jetzt sogar ein Buchvertrag winkt!
Bis genau Jessicas Feierlaune die elegante Party ihres zukünftigen Verlags sprengt und sie den begehrtesten Junggesellen Londons mit äußerst kreativen Schimpfnamen bedenkt.
Von diesem Moment an verliert Jessica nicht nur ihren Vertrag und ihre angeblich beste Freundin, sie merkt auch, dass sie nie wirklich etwas hatte. Keine echten Freunde, kein Geld, kein zu Hause.
Völlig auf sich gestellt bleibt ihr nur, bei ihrer schrägen Großmutter Unterschlupf zu suchen. Eigentlich wollte Jessica nur kurz bleiben, aber Matilda Beam und ihre schräge 50er-Jahre-Welt sollen sich als die Chance ihres Lebens erweisen. Oma Beam ist nämlich eine ehemalige Bestseller-Autorin und will es der Welt noch einmal richtig beweisen: Auch im digitalen Zeitalter kann man Männer immer noch am besten mit den alten Tugenden und Spitzentüten-BHs verführen! Und um den Beweis dieser Theorie antreten zu können, fehlt ihr nur noch Jessica und ein geeignetes, männliches Versuchskaninchen...

Kirsty Greenwood legt mit "Der Vintage Guide für einsame Herzen" ein absolut locker-flockiges Sommerlesevergnügen hin, das sich im Nu wegliest.
Natürlich ist die ganze Geschichte äußerst vorhersehbar und viele Wendungen kann man schon aus 10km Entfernung kommen sehen, aber einem Liebesroman tut dies ja keinen wirklichen Abbruch.
Und auch die schrägen Heldinnen dieser Geschichte sind so kunterbunt und liebevoll beschrieben, dass man sie vor dem inneren Auge richtig lebendig werden sieht. Auch wenn die Autorin es mit der Art und den Eskapaden der Hauptfigur manchmal etwas zu gut meint und übers Ziel hinausschießt, kann man mit Jessica immer mitfühlen und sie bleibt sympathisch. Was mich lediglich wirklich gestört hat, war die vor allem Anfang sehr präsente Gossensprache der Heldin. Auch wenn es ein Stilmittel sein sollte, um ihre Entwicklung zu zeigen, jemanden als "Schwanzschnitzel" zu titulieren, ist dann doch etwas zu viel des Guten.
Die Liebesgeschichte an sich ist auch wirklich herzig erzählt, ohne je in den üblichen Frauenromankitsch abzugleiten oder zu sehr in den Mittelpunkt zu rücken und zum einzigen Lebenszweck zu verkommen.
Und auch der Held kommt nicht als Wonderboy-Pappaufsteller daher. Natürlich wird auch hier gewissen Klischees der Liebesromanwelt treu geblieben und es ergibt sich nicht wirklich etwas Neues, aber Spaß macht Leo Frost als Held trotzdem. Und, was für mich ein ganz großes Plus ist bei Liebesromanen: Man kann durchaus verstehen, warum Jessica sich seinem Charme nicht entziehen kann.
Auch die anderen Figuren sind mehr als schmückendes Beiwerk, jeder Geschichte der Nebenfiguren wird adäquate Aufmerksamkeit entwickelt und man fühlt und leidet mit allen mit, die da so in Jessicas Leben ihr Unwesen treiben.
Und zwischendurch wird auch ein kleines Familiengeheimnis gelüftet, dass fast noch so etwas wie Tiefe in den Sommerroman bringt. Einerseits doch ein wenig kitschig, was man da ganz zum Schluss über Jessicas Vater erfährt, dann auch wieder tragisch, was ihre Mutter angeht, aber immerhin eine Wendung, die ich so nicht habe kommen sehen.
Besonders gefallen hat mir die witzige Art und Weise, wie Großmutter Beams Ratschläge aus den 50ern in die Neuzeit übertragen worden und Jessica nach und nach gewisse Erkenntnisse macht. Hoch lebe die Emanzipation, aber trotzdem haben manche alten Weisheiten doch ihren Sinn. ;)

Für die teilweise arge Vorhersehbarkeit samt üblichen Klischees und der manchmal zu übertriebenen Art der Hauptfigur ziehe ich jeweils einen halben Stern ab. Dennoch bleibt "Der Vintage Guide für einsame Herzen" ein kleines Lesehighlight für mich. Genau das richtige Buch für einen Nachmittag im Park oder den Sommerurlaub.
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