Rezension zu Je schneller ich gehe, desto kleiner bin ich von Kjersti Annesdatter Skomsvold
Rezension zu "Je schneller ich gehe, desto kleiner bin ich" von Kjersti Annesdatter Skomsvold
von Daphne1962
Rezension
Daphne1962vor 12 Jahren
Ein wundervoller Debütroman einer jungen norwegischen Schriftstellerin. Das wäre ein Roman, für die Aktion „wir lesen Debütautoren“. Dieses kurzweilige Buch über die alte Mathea Martinsen, die am Standtrand von Oslo lebt und gerade ihren Mann verloren hat, erinnert mich ein wenig an „Elling“ von Ambjörnssen. Mathea ist alt, arm und einsam, auch sehr schrullig und scheut sich unter Menschen zu gehen. Lässt aber nichts unversucht Kontakte zu knüpfen. Allerdings erschrickt sie es eher, wenn jemand mit ihr spricht, dass sie gleich die Flucht antritt. So lebt sie dort in ihrer Wohnung mit ihrem Strickzeug und dem Fernseher und philosophiert über Epsilon, als wäre er noch gegenwärtig. Ihr ganzes Leben hat sie mit ihrem Mann verbracht, auf ihn gewartet und ihm Ohrwärmer gestrickt. Sie hat keine Kinder, keine Arbeit, keine Freunde. Nun, da Epsilon nicht mehr da ist, hält sie das Leben nicht mehr für lebenswert, sie will sterben. Sie hofft, das der Tod sie nicht übersieht, wie sonst alle Menschen, denen sie begegnet. Sehr anrührend liest sich diese Geschichte von der alleine gebliebenen Mathea, wie sie sogar bei der Auskunft nach ihrer eigenen Telefonnummer fragt. „Manchmal schlafe ich und wache davon auf, dass das Telefon klingelt. Ich traue mich nicht, ranzugehen, aber Epsilon sagt, ich muss, denn es könnte wichtig sein. Doch dann stellt sicher heraus, dass ich es nur geträumt habe.“ Kjersti A. Skomsvold schreibt in kurzen und knappen Sätzen, man muss sich schon über einiges Gedanken machen, da vieles unvollendet ist. Aber gerade das macht das Buch aus, man liest es intensiver. Ein lohnenswertes Buch.