Klaus-Jürgen Liedtke

 4,4 Sterne bei 9 Bewertungen
Autor*in von Die Ostsee, Nachkrieg und Die Trümmer von Ostpreußen und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Klaus-Jürgen Liedtke, geboren 1950 in Enge/Südtondern (Schleswig), studierte Skandinavistik, Germanistik und Amerikanistik, übersetzte zahlreiche Bücher vor allem aus dem Schwedischen und machte sich auch als Lyriker einen Namen. 2005 wurde er mit dem Paul-Celan-Preis und 2008 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. In der Anderen Bibliothek erschien von ihm: Die versunkene Welt. Ein ostpreußisches Dorf in Erzählungen der Leute (2008, Band 286).

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Klaus-Jürgen Liedtke

Cover des Buches Die Ostsee (ISBN: 9783869711751)

Die Ostsee

(1)
Erschienen am 07.09.2018
Cover des Buches Die versunkene Welt (ISBN: 9783821862156)

Die versunkene Welt

(1)
Erschienen am 01.10.2008

Neue Rezensionen zu Klaus-Jürgen Liedtke

Cover des Buches Schwärmer und Schnaken (ISBN: 9783945370292)
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Rezension zu "Schwärmer und Schnaken" von Harry Martinson

Gwhynwhyfar
Blick aufs Detail durch die schwedische Natur

«Das Gras fächelt im Wind. Der Wiesenkerbel wiegt sich, seine leichten Kronen schweben wie Tüll unter den Insektenwolken, und wohin man auch blickt, steht eine Staude, eine Rispe, sitzt eine sommerblitzende wilde Fliege, brummt eine schwerfällige, tollpatschige Hummel – gleich einem Ringer prallt sie gegen die schwankenden Stauden. Hier unten im Gras, in der Liliputwelt, erweckt die Hummel den Anschein eines gutmütigen, hungrigen Bären.»


Die Naturessays des schwedischen Literaturnobelpreisträgers Harry Martinson entstanden vor allem in den Dreißigerjahren. Diese 45 Texte sind eine Auswaswahl aus den Jahren von 1937-1963. Ein Leseerlebnis für Freunde des Nature Writing; vielen unterliegt ein düsterer Subtext. Politische Veränderung, Krieg und eine sich anbahnende Zerstörung der Natur schwingen mit. Harry Martinson zog zum Schreiben mit seiner Ehefrau in eine Hütte, mitten Wald gelegen, südlich von Stockholm, umgeben von Seen, bevölkert von Stechmücken, Schmetterlingen und Käfern. Präzise beschreibt er, was er sieht, vermischt dies mit sicheren biologischen Kenntnissen. 


«Eisginster, ja. Feuergoldenes, zitronensaures Blendwerk und Spott, während die Kälte in den Wäldern knarrt und die Luft in entgegengesetzter Richtung wie eiskalte, wochenalte Wintermagermilch erscheint, ungenießbar wie der Schnee, nährstoffarm wie der Winter und mit einem todesstummen hohen Ton erklingend wie ein Vibrato von Eisnadeln. Hilflose Feuerpracht und Kälte. Februar.»


Ob er sich nun der Beobachtung von Tieren Pflanzen, dem Himmel, dem Wetter oder den Jahreszeiten widmet, Harry Martinson entwickelt eine eigene Tonalität, eine eigene Sprache. Luftschlachten werden um Blüten geschlagen, Insekten im «rüttelnden Flug von Kampffliegern» umschrieben. Natur bedeutet Erblühen von Leben, verblassen und am Ende folgt der Tod unausweichlich – Fressen und gefressen werden: ein Schlachtfeld besetzt von Jagdfliegern, Raubfliegen und Larvenmördern. Ein ewiges Spiel im Naturkreislauf, das er wortgewaltig zu beschreiben vermag. Die Wiese, das «Konditoreischloss der Natur mit tausend Türmchen», in der die Lauerjäger sitzen, «heuchlerisch, als wollten sie den Anschein erwecken, sie hätten gerade die Postille gelesen ... aber bewachen insgeheim jede Bewegung unter den übrigen Gästen der Konditorei». Es gibt wundervolle Worterfindungen, ein Blick auf das Detail, auf das soziale Gemenge einer Microwelt. Interessant ist auch das Nachwort von Klaus-Jürgen Liedtke, der vor einer Herausforderung beim Übersetzen stand. Wer Spaß an außergewöhnlichen Naturbeschreibungen hat, dem werden diese Essays gefallen.



«... kann man Stunden opfern und doch meinen, es sei kein Opfer gewesen.»


Harry Martinson (1904–1978), Sohn eines ehemaligen Kapitäns und bankrotten Ladeninhabers, wuchs in Jämshög in Blekinge auf und verlor seinen Vater im Alter von sechs Jahren. Während die Mutter nach Kalifornien auswanderte, wurden Martinson und seine Geschwister als «Verdingkinder» von Jahr zu Jahr reihum auf Bauernhöfe gegeben. 16-jährig heuerte Martinson als Matrose an, 1927 kehrte er lungenkrank nach Schweden zurück. Sein erster Gedichtband »Das Geisterschiff« erschien 1929. Im selben Jahr heiratete er Helga Maria Swartz, die 1933 als Moa Martinson ihr literarisches Debüt gab. Martinson hatte mit Gedichten, Romanen und Reisebeschreibungen vor allem Erfolg bei der jüngeren Generation. Er ließ sich bei Stockholm nieder, doch der Nomadentrieb blieb ihm erhalten – immer wieder ging er auf Wanderschaft. In den späten 1930er Jahren verfasste er drei eigensinnige Bände mit Texten über die Natur. 1974 erhielt er, gemeinsam mit Eyvind Johnson, als Mitglied der Schwedischen Akademie den Nobelpreis für Literatur. Trotz großer Beliebtheit beim Publikum waren etliche seiner Werke umstritten. Martinson, bekennender Buddhist, beging schließlich während eines Krankenhausaufenthalts Suizid mithilfe einer Schere.


https://literaturblog-sabine-ibing.blogspot.com/p/harry-martinson-schwarmer-und-schnaken.html

Cover des Buches Die Ostsee (ISBN: 9783869711751)

Rezension zu "Die Ostsee" von Klaus-Jürgen Liedtke

Ein LovelyBooks-Nutzer
2000 Jahre Ostsee

Beschreibung:
Das große literarische Standardwerk zur Ostsee: 128 Texte aus 2000 Jahren über Städte und Inseln, Reisen, Handel, Kriege, Liebe und Leben am und auf dem Meer. Autorinnen und Autoren aus 2000 Jahren erzählen und berichten von Reisen an Land und übers Meer, von Hansestädten und Dünenlandschaften, Geschichten und Geschichte, Schlachten und Schicksalen, florierendem Handel und Strandspaziergängen. Ein einzigartiges Buchprojekt über die Ostsee und alle angrenzenden Länder.


Der Herausgeber:
Klaus-Jürgen Liedtke ist freier Schriftsteller und Übersetzer aus dem Schwedischen und Dänischen. Er erhielt zahlreiche Stipendien und renommierte Preise, wie drei Preise der Schwedischen Akademie und den Paul-Celan-Preis 2005. Im Jahr 2008 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen. Seit 2010 gibt er die mehrsprachige virtuelle Ostseebibliothek Baltic Sea Library heraus. Im März 2018 erschien der autobiografische Roman Nachkrieg und die Trümmer von Ostpreußen in der Anderen Bibliothek.

Meine Meinung:
128 Texte werden in dem außergewöhnlichen Band vereint. Sie alle haben etwas gemeinsam: Die Ostsee - das Baltische Meer, das zum Träumen einlädt, an dem sich natürlich auch Historisches abspielt, das von Liebe, Krieg, Reisen und Emotionen erzählt. Die Berichte und Geschichten lassen den Leser an 2000 Jahren teilhaben, die durch alle Facetten dieses Lebensraumes führen. Städte werden besucht, Kriege ausgefochten, Landschaften vor dem geistigen Auge geformt und die ewige Liebe zum Meer gepriesen.

Vielfältig und abwechslungsreich ist das Buch gestaltet. Nicht nur Erzählungen, sondern auch Gedichte und Romanauszüge zum Beispiel, aber noch vieles mehr, machen es zu etwas Besonderem.

Ankunft und Aufbruch, Wahre und erfundene Reisen, Historien und Schlachten, Hart am Wasser, Städte am Meer, Provinzen, Inseln und Peripherien sind die Hauptthemen, in denen sich die einzelnen Texte jeweils finden.
Dabei tauchen aus dem Meer der Geschichten berühmte Namen wie Bertold Brecht, Selma Lagerlöf, Fjodor Dostojewski, Theodor Fontane oder Thomas Mann auf. Aber auch unbekanntere Stimmen finden Gehör.
Man reist durch die Zeit bis in Heute und überwindet so manche Grenze, bekommt Fernweh und erlebt Schlachten, die vieles für immer veränderten.

Viele Erst- und Neuübersetzungen sind ebenfalls in dem länderübergreifenden Projekt enthalten.

Ich finde die Gestaltung auch sehr ansprechend. Das Buch besitzt ein großes Format mit geprägtem Einband und Halbschlaufe. Es ist zweifarbig im Druck.
Zu den wechselnden Hauptthemen gesellt sich am Anfang des entsprechenden Abschnitts eine Karte, auf der man nicht nur durch den Titel, sondern auch durch diese selbst schon fasziniert auf die nun kommende Thematik gespannt ist.

Im Anhang finden sich außerdem noch die biographischen Bezüge zu den Autoren und Autorinnen.

Für alle Ostseeliebhaber und Leser der gehobenen Literatur.

5 Sterne.

Cover des Buches Harte Zeiten (ISBN: 9783423143509)

Rezension zu "Harte Zeiten" von Karl August Tavaststjerna

Ein LovelyBooks-Nutzer
Sprachlich und inhaltlich überzeugend

Das Lokalkolorit des finnischen Autors Karl August Tavaststjerna wurde im Rahmen des Gastauftritts Finnlands bei der Frankfurter Buchmesse 2014 neu aufgelegt. Der Text selbst wurde bereits im 19. Jahrhundert dem Publikum öffentlich gemacht, hat aber bis heute nichts von seiner Aktualität und Anziehungskraft verloren. Wortgewaltig und mit dem besonderen Blick für den Menschen schildert Tavaststjerna die Geschichte um den Bauern Kalle Pihl, der in den Hungerjahren Finnlands (1867/1868) mit Zähigkeit, Durchhaltevermögen und nicht ganz legalen Mitteln versucht, sich und seine Familie über die Runden zu bringen. Dabei gerät er in Konflikt mit Kalle Lehtimaa, einem anderen Bauern, der Pihl um dessen Stärke und Lebenswitz beneidet und versucht, ihm seine Erfolge streitig zu machen. Doch neben diesen beiden Figuren entwirft "Harte Zeiten" ein Potpourri an Gestalten, adligen und bäuerlichen, und zeigt ihren Weg während der letzten Hungersnot, die Europa seitdem gesehen hat. Sehr lesenswert und überaus informativ, bietet der Text einen Einblick in die Gesellschaft eines Landes, dass dem Mitteleuropäer vielleicht hier und da noch Rätsel aufgibt. Will man Finnland (besser) verstehen, muss man "Harte Zeiten" lesen.

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