Cover des Buches Ostfriesenfalle (ISBN: 9783596180837)
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Rezension zu Ostfriesenfalle von Klaus-Peter Wolf

Nordsee ist Mordsee

von Babscha vor 10 Jahren

Rezension

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Babschavor 10 Jahren

Was ist denn das für eine „Fellinitruppe“ rund um die leicht gebrochen daher kommende Hauptkommissarin A. K. Klaasen, die an der beschaulichen Nordseeküste verzweifelt, fast schon manisch versucht, die Fäden zusammen- und die Zügel in der Hand zu halten bei ihrem Versuch, Licht ins Dunkel zu bringen um das Geheimnis toter und plötzlich wieder auftauchender Figuren, dubioser Wissenschaftler mit ganz eigenartigen Machenschaften und Lucabrasis, die alles, was ihrem Auftrag im Weg steht, in die Luft jagen oder sonst wie um die Ecke bringen? Ihr Chef ein magenkranker entscheidungsschwacher Angsthase, ihr Mitarbeiter und Lebensgefährte Weller eine cholerische, vorschnell agierende Handgranate auf zwei Beinen mit dem Abzugsstift zwischen den Zähnen, der sich mit jedem, der ihm quer kommt, körperlich anlegt und sich auch nicht scheut, auf Dienstbesprechungen der Auricher Kriminalwache unleidlichen Kollegen seine Meinung einfach über den Einsatz seiner Fäuste zu vermitteln. Und der Rest der Gang ist auch nicht besser.
Tja, und die story selbst ist für einen guten Krimi auch irgendwie zu flach und vorhersehbar und insgesamt viel zu lang geraten. Nach gutem Start, streckenweise ganz überzeugendem Schreibstil und durchaus gelungenen Pointen und Wortwitz auf den Nebenkriegsschauplätzen gerät die eigentliche Geschichte, sofern sie für sich überhaupt einen zumindest rudimentären Anspruch auf Ernsthaftigkeit reklamiert, irgendwann leider zur Persiflage ihrer selbst und zur Lachnummer. Das ist hier leider aber nicht gekonnt gemacht im Sinne eines offensichtlichen, augenzwinkernden „sich selbst auf den Arm nehmen“, sondern durch Humor mit der Brechstange bei gleichzeitigen hanebüchenen, unglaubhaften Wendungen im Fortgang der Dinge, die der Autor durch unangenehme Brutalität und Gefühllosigkeit in seinen Schilderungen und über immer mal wieder eingestreute Leichen aufzupeppen versucht. Krönung des Ganzen ist die Figur einer verschüchterten, leicht übergewichtigen Alleinerziehenden mit kleiner Tochter, die das Pech hat, mit dem Bösen im falschen Moment zu kollidieren, darauf hin einiges erleiden muss und irgendwann mittels Selbsterkenntnis ihrer Stärken zum geifernden Racheengel mutiert, der unbeirrt in einer one-woman-show den ganzen Laden aufmischt und auseinander nimmt. Das ist streckenweise schon so (unfreiwillig?) komisch, dass es allein einen Sonderstern wert ist und die Figur der emsigen Kommissarin irgendwie an die Wand spielt. Gerade zu dieser Hauptfigur in ihrer bewusst schwierigen Charakterisierung als Mensch mit Schwächen wie Du und ich konnte ich irgendwie überhaupt keinen Zugang finden, geschweige denn Sympathien entwickeln.
Mein erster und wahrscheinlich letzter Kontakt zu der Buchreihe mit bisher wohl bereits acht publizierten Bänden. Kann man nichts machen.

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