Klaus Brinkbäumer

 4,5 Sterne bei 36 Bewertungen
Autor*in von Im Wahn, Der Traum vom Leben und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Seit dreißig Jahren ist Klaus Brinkbäumer (geb. 1967) den USA eng verbunden. Seit seinem Studium an der University of California, Santa Barbara, war er regelmäßig dort und verfolgte fasziniert und kritisch das politische und kulturelle Leben. 2007 wurde sein Lebenstraum wahr und er ging als Korrespondent des SPIEGEL nach New York. So erlebte er die berühmten Krisenjahre und die Jahre Obamas hautnah mit. Von 2015 bis 2018 war Klaus Brinkbäumer Chefredakteur des SPIEGEL und Herausgeber von SPIEGEL ONLINE. Er gewann u. a. den Egon-Erwin-Kisch-Preis, den Henri-Nannen- Preis, den Deutschen Reporterpreis und wurde 2016 Chefredakteur des Jahres. 2018 verlegte Klaus Brinkbäumer seinen Lebensschwerpunkt erneut in die USA, von wo aus er nun als Journalist für ZEIT, Filmemacher und Buchautor tätig ist. Zu seinen Büchern der letzten Jahre zählen  »Der Traum vom Leben – Eine afrikanische Odyssee«, »Die letzte Reise – Der Fall Christoph Columbus« (mit Clemens Höges) und »Nachruf auf Amerika«. 2019 wurde er in den Stiftungsrat des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels berufen.

Quelle: Verlag / vlb

Neue Bücher

Cover des Buches Zeit der Abschiede (ISBN: 9783406830006)

Zeit der Abschiede

(4)
Neu erschienen am 11.09.2025 als Gebundenes Buch bei C.H.Beck.

Alle Bücher von Klaus Brinkbäumer

Cover des Buches Im Wahn (ISBN: 9783406756399)

Im Wahn

(11)
Erschienen am 17.11.2020
Cover des Buches Der Traum vom Leben (ISBN: 9783596170869)

Der Traum vom Leben

(11)
Erschienen am 01.07.2008
Cover des Buches Die letzte Reise (ISBN: 9783442153657)

Die letzte Reise

(5)
Erschienen am 20.03.2006
Cover des Buches Zeit der Abschiede (ISBN: 9783406830006)

Zeit der Abschiede

(4)
Erschienen am 11.09.2025
Cover des Buches 70 - DER SPIEGEL 1947–2017 - (ISBN: 9783421047700)

70 - DER SPIEGEL 1947–2017 -

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Erschienen am 11.01.2017
Cover des Buches Der amerikanische Albtraum (ISBN: 9783103977332)

Der amerikanische Albtraum

(0)
Erscheint am 25.03.2026

Neue Rezensionen zu Klaus Brinkbäumer

Cover des Buches Zeit der Abschiede (ISBN: 9783406830006)
Eternal-Hopes avatar

Rezension zu "Zeit der Abschiede" von Klaus Brinkbäumer

Eternal-Hope
Von der Weisheit, die in der Trauer liegt

Klaus Brinkbäumer, Jahrgang 1967, kann in seinem Leben auf so einige Erfolge und Segnungen zurückblicken: eine jahrzehntelange erfolgreiche Karriere als Journalist, mehrere Jahre als Chefredakteur des Spiegels und danach als Programmdirektor des MDR, eine erwachsene Tochter aus einer früheren Ehe und einen kleinen Sohn aus der aktuellen Ehe mit Samiha Shafy, mit der er vor einiger Zeit ein Buch über Hundertjährige veröffentlicht hat. Sein Lebensstil ist privilegiert und materiell abgesichert, er pendelt in den im Buch beschriebenen Jahren zwischen New York - wo er mit seiner Familie in einer Wohnung in Manhattan mit toller Aussicht lebt - und Deutschland. 

Außerdem war ihm das nicht selbstverständliche Glück vergönnt, seine beiden Eltern lange in seinem Leben zu haben und erst in den eigenen 50ern zu verlieren, als beide schon ein relativ hohes Alter erreicht hatten. Doch der Verlust der Eltern, nochmal mehr beider innerhalb der Zeitspanne von wenigen Jahren, ist für jeden Menschen ein existenzieller Einschnitt und oft auch eine tiefe Krise.

In diesem Buch gelingt es dem Autor, die Zeit des persönlichen Abschieds von den beiden sterbenden Eltern in einen größeren Rahmen einzubetten, in "sieben Jahre des Loslassens und Wiederfindens", wie es im Untertitel passend heißt. Es geht nicht nur um den Abschied von alten Eltern, sondern auch um das eigene Älter-Werden, um die Coronazeit und um das Loslassen vermeintlicher Gewissheiten von immer mehr Wohlstand und Sicherheit in den westlich geprägten Ländern.

Das Buch beginnt mit dem Tod der Mutter und dem Bedauern und Unverständnis des Sohnes darüber, dass der Vater diese alleine über die Schwelle begleitet und seinen Sohn nicht verständigt hat, um sich in den letzten Stunden von der Mutter zu verabschieden, obwohl dies aus Sicht des Sohnes leicht möglich gewesen wäre. Etwas, womit er noch länger zu hadern haben wird im Verlauf des Buches. Darauffolgend wird dann in bruchstückhafter und nicht chronologischer Form von den sieben Jahren der Abschiede erzählt: der Zeitspanne zwischen 2018 und 2024, im Leben des Autors und in der Welt. Dementsprechend beginnen auch viele Absätze nach folgendem Muster: "Es ist der 17. Februar 2019, im zweiten Jahr der Abschiede,..." (S. 19).

Der große Thema des Buches ist natürlich der Abschied von den beiden alten Eltern, zuerst von der Mutter, später vom Vater, doch es geht insgesamt noch um viel mehr: um die Weisheit des mittleren Lebensalters und die reifende Erkenntnis, dass vieles zu Ende geht und nie wieder kommt, dass wir selten wissen, wann etwas zum letzten Mal geschieht, und dass niemand von uns am Ende von Tod, Trauer und Schicksalsschlägen verschont bleiben wird im Leben. Eingebettet ist dieses Thema in die globale Situation und insbesondere in die Zeit der Coronapandemie, die bekanntlich in diese Zeit fiel. Diese Pandemie mit all den damit verbundenen Aspekten ist ebenfalls ein großes Thema in diesem Buch - somit empfehle ich die Lektüre dieses Buches nur jenen, die bereit sind, sich neben dem Thema Trauer und alte Eltern auch mit dieser Zeit noch einmal innerlich auseinanderzusetzen. 

Es ist ein stilles, weises, tiefgründiges und nachdenklich machendes Buch eines gereiften Menschen, der in seinem Leben schon einiges erlebt und erfahren hat und nun insbesondere hervorgerufen durch das Sterben und den Tod der alten Eltern die Gelegenheit nutzt, seine Gedanken über Tod und Vergänglichkeit in Worte zu fassen. Ich habe mir während des Lesens einige treffende Zitate notiert, die ich hier teilen möchte: 

"Trauer nimmt die Trauernden gefangen und verunsichert die Nichttrauernden, weshalb sie aus deren Sicht gezähmt und überwunden werden sollte." (S. 11)

"Die Erschütterung unserer Welt hatten wir doch gerade noch für ungefähr 2035 erwartet, mit etwas Glück für 2040, das lag an der scheinbaren Langsamkeit der Klimakrise, am scheinbar unzerstörbaren Westen. Unsere Eltern, im Krieg geboren, dann aber die Nachkriegsgeneration und die Generation Wiederaufbau, hatten uns Stabilität garantiert. Und jetzt müssen wir uns von viel zu vielem verabschieden, zu schnell. Geborgene Jahrzehnte enden." (S. 33)

"Dass wir zurückkommen werden, das sagen wir, aber ich musste lange genug leben, ehe ich es verstanden, wirklich verstand, fühlte und wusste: Dinge enden, verstreichen, zerbrechen, und dann sind sie vorbei, und vielleicht kommen neue Dinge, vielleicht aber folgt bloß Leere. Erwachsensein heißt zu verstehen, dass nichts bleibt und nichts wiederkehrt; heißt, mehrere Gefühle zugleich zu erleben, das Glück und die Trauer; heißt, all das zugleich auszuhalten, auszubalancieren und weiterzugehen." (S. 43)

"Die Welt und mein Leben sind voll von Geschichten und Dingen, die niemand jemals hatte kommen sehen. Und doch glaubte ich, das Leben planen und gestalten zu können, glaubten wir das nicht alle?" (S. 51)

"Kein erwachsener Mensch führt ein Leben ohne Brüche und ohne Wendungen, ohne all die Fehlentscheidungen und Zufälle, die uns hierhin lenken und dorthin werfen; manchmal, für die Glücklichen, kommen die Schläge spät, doch sie kommen. Die meisten Menschen möchten sich das eigene Leben als lineare Geschichte des Aufstiegs, der Addition von Wissen, Liebe, Geld und Ruhm erzählen, ich wollte das auch, doch dann kommt die Ahnung, dass das Leben so nicht bleiben wird. Nicht ist. Niemals war. Oder bestenfalls am Anfang, in der Jugend, so gewesen sein wird." (S. 81)

"Vom Land der Gesunden und dem Land der Kranken spricht auch Christopher Hitchens, und irgendwann kommt der Moment der Deportation für jeden. Danach: Sehnsucht nach der einstiegen Heimat und keine Chance auf Rückkehr." (S. 107)

"Es ist ganz egal, es spielt keine Rolle, wer in einem Leben zuletzt angerufen hat, wer der letzte Besucher war, der letzte Freund oder der letzte Gegner, der Abschied ist immer eine einsame Angelegenheit." (S. 124)

Insgesamt ist es ein Buch, das mich persönlich sehr berührt hat und in dem viel Tiefgründigkeit und Weisheit zu finden ist und das ich jenen, die sich mit den Themen Tod, Sterben, Vergänglichkeit und alte Eltern auseinandersetzen möchten, ans Herz legen kann. Ich empfehle, sich für dieses Buch Zeit zu lassen, sich darauf einzulassen, den Worten Raum zum Wirken zu geben und sie, am besten in einem Notizbuch, mit den eigenen Gedanken, Gefühlen und Erfahrungen zu diesen Themen zu verbinden. Danke an den Autor für dieses ehrliche, persönliche Buch!

Cover des Buches Zeit der Abschiede (ISBN: 9783406830006)
M

Rezension zu "Zeit der Abschiede" von Klaus Brinkbäumer

M.Lehmann-Pape
Echt, ernst, berührend, wichtig und tröstend

Es geht, im großen Rahmen, um sieben Jahr der Abschiede. Am Ende des Abschieds vom eigenen, „alten Ich“, durch Verlust hin zum „neuen Ich“ des Autors. Abschiede im persönlichen Leben. Einerseits in seinem äußeren Leben. Das Ende seiner Zeit beim „Spiegel“, der Gang nach New York, die Rückkehr. 2017-2024.

 

Aber es geht, vor allem, und das ist, was in diesem Buch zeitlos, wichtig, immens berührend ist und was bei Lesern und Leserinnen, selbst wenn sie nicht in dieser Phase des Lebens sich befinden, Widerhall finden wird, es geht vor allem um menschliche Abscheide, Tod und Trauer, sich im gereiften Alter als Waise wiederzufinden. Und all das, was so direkt, persönlich an Trauer um wichtige Menschen im Leben steht, versteht Klaus Brinkbäumer auch, auf Abschiede von ganzen Zeiten und Welten („Zeitenwenden“) hin auszudeuten.

 

Denn in diese „Abschieds-Veränderungszeit“ seines Lebens, der berufliche Neuanfang, die Geburt seines Sohnes, dass „sich selbst mitverändern“ durch diese äußeren Veränderungen, all das hat auch mit existenziellen Abschieden im Erleben des Todes seiner Eltern zu tun.

 

Am 3. Oktober 2022 stirbt seine Mutter.

 

„Meine Mutter ist tot.

Die Ehefrau meines Vaters ist tot.

Wir trauern beide.

Wir trauern nicht gegeneinander“.

 

Und am 29. Juni 2024 stirbt sein Vater.

 

Aber nicht nur der Tod an sich steht im Raum. Auch die Zeit des weniger Werdens der Eltern, die Zeit, all das abgegeben zu müssen, was ein Leben lang, trotz mancher Reibung und Distanz, Rückhalt, Heimat, inneres „zu Hause“ war.

 

Und es ist eine Lebenszeit, die jeden betrifft. Zeiten, in denen nicht wenige alte Beziehungen sich verändern, verlustig gehen, in der, aktuell, ganze Lebenswelten ins Wanken geraten, Sicherheiten und planbare Zukunft plötzlich schwankender Boden werden.

 

Wobei einfach am eigenen Leben mit den eigenen Eltern das alles wie ein Brennglas im Leben steht.

 

Nach Kindheit, Jugend und dem sich Stellen auf eigene Füße gibt es diese Jahre, Jahrzehnte, wenn man Glück hat, in denen die Eltern, die alte Heimat wie unveränderlich im Raum steht. Die Zeichen der vergehenden Zeit nur langsam, im Alltag kaum sichtbar, ins Leben treten.

 

Bis dann tatsächlich das Alter, Gebrechlichkeit, ernste Erkrankungen, Sterben und Tod im Leben stehen. Und der Mensch merkt: Alle das Planen, sich auf die eigenen Kräfte verlassen, äußere Ziel anstreben, reüssieren, all das machtlos ist gegen dieses erschütternde Geschehen.

 

Wie Brinkbäumer davon sich erzählt, die letzten Zeiten gerade mit dem Vater schildert, das Gefühl, plötzlich im alten Elternhaus allein am Schreibtisch des Vaters zu sitzen. Unfassbar zunächst. Und noch nicht ganz alleine, denn noch atmet das Gemäuer ja die Präsenz der Eltern, stehen die Schuhe da, sind die Schränke noch voll, stehen die vertrauten Möbel überall.

 

Dieses Buch berührt existenziell. Weil es nicht dazu anhält, Brinkbäumers Gefühle und Gedanken als „Fremder“ zu lesen, sondern weil es eigene Gefühle, eigene Trauer intensiv fühlbar macht.

 

„Dass unsere Sicherheit bricht, die Stabilität“. Die Stabilität des eigenen „kleinen Lebens“ mit den wichtigen, vertrauten Menschen. Waise werden. Aber auch die Stabilität der Welt, die viele in der Kindheit so gegeben hingenommen hat.

 

Ein zutiefst echtes, menschliches Buch und jede Seite lesenswert.

Cover des Buches Zeit der Abschiede (ISBN: 9783406830006)
dielesejules avatar

Rezension zu "Zeit der Abschiede" von Klaus Brinkbäumer

dielesejule
Beeindruckendes Buch über den Abschied

. K. Brinkbäumer beschäftigt sich in seinem Buch, ausgehend vom Tod seiner Mutter, mit vielen Facetten des Abschiedes, die sein Leben prägen. Er widmet sich persönlichen Abschieden (Tod, Freundschaften, Umzug, Arbeitsplatz), politischen (u.a. Ruth Bader Ginsburg) und gesellschaftlichen (Coronazeit) und bezieht sich immer wieder auf großartige Parallelen in der Literatur (Homo Faber, Montauk). Dabei kommen auch Abschiede zur Sprache, derer man sich oft gar nicht bewusst ist.

Manchmal passt ein Buch perfekt zum eigenen Lebensabschnitt, und das ist hier definitiv der Fall. Das Buch fällt in eine Zeit, in der ich viele Gedanken des Autors extrem gut nachvollziehen kann. Und deshalb fühlen sich manche Passagen an, als habe sie der Autor eigentlich nur für mich geschrieben. Dann aber stelle ich fest (und das ist gut!): Es geht tatsächlich vielen Menschen ähnlich, das hier ist nun mal das Leben, z.B.: 🗨️ „Wie sehr es aber schmerzt, das zu verlieren, was Identität ist, Heimat seit 25 Jahren, und wie sehr es schmerzt, wenn kein „danke“, kein „mach’s gut“ mehr gesagt wird, weil kein ehrliches Wort mehr fällt, weil alles Vertrauen durch gewollte oder hilflose Kälte ersetzt ist- kennen dies nicht alle, die am einen Tag noch dazugehörten und am nächsten nicht mehr?“

Mir gefällt der Sprung zwischen den Jahren der Abschiede, die genaue Beleuchtung von Gegebenheiten und der ehrliche Umgang mit Gefühlen, die in Abschiedssituationen entstehen. Wie kostbar gute Freundschaften sind, wie schlimm Einsamkeit und wie bedrohlich die Gefährdung der eigenen Gesundheit sich anfühlen- das alles stellt Klaus Brinkmann sprachlich sehr differenziert und treffend dar.

 Ein großartiges Buch über ein Thema, mit dem es sich wirklich zu beschäftigen lohnt.

„Heute ist das Leben stabiler, aber die Abschiede fühlen sich wie Abschiede an.“

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