Bei »Lose« handelt es sich um eine Kurzgeschichtensammlung, in der vom Autor Klaus Ebner jeweils neun Geschichten in fünf Kapitel gepackt wurden: Uferlos, Haltlos, Atemlos, Schwerelos und Selbstlos.
Die Zuordnung erfolgte eher »lose«; in Uferlos scheint die Physik aufgehoben, hier hat der Autor einige seiner fantastischsten Geschichten untergebracht. Etwa die Erzählung vom »Trinker«, der mit seinem selbst gebastelten Trinkhalm erst an Gemüse, Bäumen, Laternen und Hausdächern übt, bevor er den Mond vom Himmel trinkt.
In Haltlos scheinen die Grenzen aufgehoben. In diesem Kapitel findet sich auch mein Favorit »Die Reisende«, in dem eine junge Frau durch das Internet von Firma zu Firma reist und sich eine Pause im Büro des Protagonisten gönnt, um sich an seinem Schokoladevorrat zu stärken, bevor sie wieder in die Tiefen des WWW abtaucht.
In Atemlos geht es auffallend häufig um Schmerz, Verlust und Tod. Das Kapitel kulminiert in der Geschichte »Der Geier«, in der ein Mensch bei vollem Bewusstsein von einem Geier verzehrt wird, bis er endlich im Tod Erlösung findet.
In Schwerelos und Selbstlos sind die eher persönlichen Geschichten untergebracht, wie etwa »Die Straßenbahn«, in der ein Obdachloser mehr über den verschwundenen Vater zu wissen scheint, als der eigene Sohn.
Bei allen Geschichten beweist der Autor eine schier grenzenlose Fantasie und überrascht mit ebenso erheiternden wie skurrilen, manchmal fast schon befremdlichen Ideen. Die Texte bestechen aber nicht nur durch ihre Originalität, sie unterhalten auch, belustigen, berühren, fesseln, verstören, erschrecken und vor allem: Sie regen zum Nachdenken an! Aus diesem Grund habe ich manche Texte mehrfach gelesen und bei jeder Lektüre neue Details entdeckt, die mir beim ersten Mal nicht aufgefallen waren. Wie auch in den anderen Werken Ebners begeisterte mich seine elaborierte Sprache, die niemals übertrieben wirkt und immer angenehm zu lesen bleibt.
Absolute Leseempfehlung!