Nur eine dunkle und bittere Dystopie oder vielleicht bald die knallharte menschenfeindliche Realität!?
von Frechdachs
Kurzmeinung: Wenn du nur mit einer dunklen Dystopie rechnest und plötzlich den Spiegel der Gesellschaft vorgehalten bekommst
Rezension
Der Autor Klaus Heimann skizziert in seinem Buch "Blessed Islands" eine sehr unwirtliche Welt, bei der es kurz und knapp ums menschliche Überleben geht.
Die Menschheit hat sprichwörtlich den Planeten mit Vollgas gegen die Wand gefahren und gegen den Klimawandel den Kürzeren gezogen.
Alle Menschen?
Einige wenige, die "Blessed People", konnten sich auf gut abgeschirmte und besonders gesicherte Orte, den "Blessed Islands", retten und fühlen sich deshalb ein Stück weit wie auf den Inseln der Glückseligen.
Die "Dark People" hingegen haben den Schwarzen Peter in der Hand und kämpfen mit den unwirtlichen Bedingungen tagtäglich ums Überleben.
Kann diese zwiegespaltene Konstellation dann für ewig halten?
Mehr möchte ich persönlich nicht zur eigentlichen Story spoilern sondern ermuntere hier zum Lesen des Werkes.
Ich persönlich fühlte mich dann sehr schnell mittendrin in der Story. Die Charakteren sind gut nachvollziehbar wie auch die Story richtig packend erzählt ist.
Ab und an brauche auch ich mal etwas länger aber hier zog mich die Story so schnell in den Bann. Gleichzeitig entstanden bei mir dann zusätzlich die Bilder zum Gelesenen im Kopf - der Kopfkinoprojektor lief quasi parallel an und ratterte bis zum Schluss hin durch.
Gleich eingangs des Buches wurde ich leider mit der harten Realität konfrontiert und dachte mir dann sofort, dass das im Buch beschriebene Szenario auf den Müllhalden der Dark People überhaupt nicht weit hergeholt ist sondern bereits heute existiert.
Ein kleines Beispiel gefällig?
Unser Elektroschrott landet mitunter in Ghana in der Hauptstadt Accra. Im Slum Agbogbloshie wird dort der Schrott abgelagert und die Reste unseres Wohlstandsmülls entsprechend unter sehr fragwürdigen Bedingungen weiter verwertet. Unter menschenunwürdigen und sehr toxischen Umständen werden dort dem Elektroschrott noch die letzten verwertbaren Rohstoffe abgewonnen, so beispielsweise Gold, Coltan oder Kupfer. Das diese Rohstoffgewinnung nicht im Einklang mit Mensch und Natur passiert sollte jedem klar sein.
Aber ich schweife zu sehr ab.
Zurück zum Buch und zur Storyline selbst.
Die Handlung trägt ganz klar dystopische Züge ist aber von der harten Realität heute nicht soweit entfernt, dass man sich denkt dies sei ein reines ausgedachtes fiktionales Zukunftsszenario. So könnte man es sicherlich sehen, wenn man die Augen vor der Realität verschließt.
Dem Autor gelingt es meiner Meinung nach, uns in den wohlstandsbetonten, hedonistischen westlichen Demokratien, sehr schön den Spiegel vorzuhalten.
Sind wir dann vielleicht mit den Blessed Islands gemeint?
Wir schotten uns beispielsweise gegen Migranten dann ja in ähnlicher Art und Weise ab.
Wenn man das Buch dann nicht nur als reine fiktionale Dystopie sieht und auch liest sondern mit den aktuellen Entwicklungen in der realen Welt vergleicht und beginnt zwischen den Zeilen zu lesen bleibt einem hier und da sprichwörtlich die Spucke weg.
Eine kleine Kostprobe gefällig aus dem Buch - dann folgt hier eine passende Textpassage dazu.
"Habt ihr mal durchgerechnet, was es bedeuten würde, allen Menschen den Lebensstandard eines Blessed Island zuzubilligen? Die Ressourcen der Erde geben das nicht her! Fünfzehn Milliarden sind wir heute. Außer Resten von Wäldern am Amazonas und in der Taiga ist alles abgeholzt. Die Tiere in den Naturschutzgebieten und Wildparks sind aufgefressen. Der Mensch verbraucht seine Umwelt selbst dann, wenn er sich damit zugrunde richtet. Das Heute ist ihm wichtiger, als seine Pläne für das Morgen. Es gibt nichts mehr zu verteilen! Die Blessed Islands sind ökonomisch so austariert, dass sie in sich bestehen können. Eine Wiedervereinigung? Undenkbar! Das bringt die Menschheit als Ganzes um!“
Das Buch, liest man es aufmerksam, spart daher auch nicht an berechtigter Gesellschaftskritik. Es spitzt klar hier und da auch zu, aber das gehört bei diesem Genre dann einfach mit dazu.
Summa summarum trifft hier der Autor Klaus Heimann genau meinen Nerv und skizziert hier ein Welt, die unheimlich dystopisch erscheint aber erschreckendermaßen nicht so weit von unserer Realität bzw. nahen/fernen Zukunft entfernt ist.
Möge die Weltbevölkerung die Mahnungen in diesem Buches sehr ernst nehmen und die Herausforderungen des Klimawandels annehmen, um unseren wunderschönen Planeten Erde noch zu retten.
Schließen möchte ich meine Rezension mit einem starken Zitat der berühmten Primatenforscherin Jane Goodall zum Thema Klima-, Arten- und Umweltschutz.
"Wir sind bestimmt die intelligenteste Kreatur, die je auf diesem Planeten herumgelaufen ist. Aber wie kommt es, dass wir die Zerstörung unseres einzigen Lebensraumes erlauben? Ich habe den Eindruck, dass wir die Weisheit verloren haben, die Weisheit, die Menschen, die heute eine Entscheidung treffen, fragen lässt, welche Folgen dies für nachfolgende Generationen hat."
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