Rezension zu "Die Zeit ist kaputt" von Klaus Kordon
Klaus Kordon wirft in seiner Biografie Kästners einen sehr differenzierten Blick auf den Schriftsteller und seine Lebensgeschichte. Für mich war es im Jahr des 125. Geburtstages eines meiner Lieblingsautoren die Gelegenheit einmal mehr in dessen Biografie einzutauchen.
Kordon beginnt mit dem Blick auf Kästners Kindheit und Jugend. In dieser Zeit entsteht die enge Beziehung Kästners zu seiner Mutter, die zeitlebens die Beziehungen zu Frauen beeinflussen wird. Kästner blieb zeitlebens ein richtiges Muttersöhnchen und die Beziehung zu seinem Vater hatte erst spät überhaupt die Chance zu wachsen und sich zu entwickeln. Kein Wunder ist auch, dass die Mutterfigur und die Beziehung des Sohnes zu seiner Mutter Grundlage für viele seiner Figuren sein wird, denkt man an „Emil und die Detektive“ oder auch „das fliegende Klassenzimmer“.
Im weiteren Verlauf der Biografie geht Kordon dann auch auf das schriftstellerische und journalistische Wirken Kästners ein. Anschaulich beschrieben werden nicht nur die Art Kästners zu arbeiten, sondern auch die Freundschaften zu bekannten Persönlichkeiten der Weimarer Republik. Während der Diktatur der Nationalsozialisten emigrierte Kästner trotz der Bedrohungen, denen er ausgesetzt war, nicht, da er seine alten Eltern, vor allem seine Mutter, nicht alleine zurücklassen wollte. Trotz dieses scheinbar einleuchtenden Argumentes sowie den Willen Kästners, die Diktatur Hitlers aus erster Hand zu beobachten wird von Kordon zwar überzeugend dargelegt, doch ist Kästner für sein Bleiben immer wieder kritisiert worden. Ich stelle mir auch bei der Lektüre immer wieder die Frage, wie er die Bedrohung auch seelisch durchstehen konnte.
Am Ende schlägt Kordon den Bogen zum Wirken Kästners in der jungen Bundesrepublik und sein Handeln, um die junge Demokratie zu unterstützen. Insgesamt fügen die in die Biografie eingewebten politischen und gesellschaftlichen Hintergründe und Informationen die Puzzleteile zu einem guten Gesamtbild zusammen. Vor allem weist Kordon darauf hin, dass es wichtig ist, nicht nur den Kinderbuchautoren Kästner zu sehen, sondern vor allem auch den sozialkritischen Dichter, Schriftsteller und Journalisten zu entdecken.
Für mich war es ein wunderbarer Blick auf das Leben Kästners, die Lektüre des Buches kann ich sehr empfehlen.