Rezension zu Sunset von Klaus Modick
Rezension zu "Sunset" von Klaus Modick
von Ein LovelyBooks-Nutzer
Rezension
✗
Ein LovelyBooks-Nutzervor 11 Jahren
Manche Bücher sind wie Alkohol. Es gibt dicke Wälzer, die keinen oder kaum einen Eindruck hinterlassen, dann aber auch kleine, hochprozentige, die richtig reinhauen. So auch dieses vergleichsweise schmale Buch (191 Seiten) von Klaus Modick, das mehr Gehalt als 154382 derzeitige Bestseller hat. Wie so oft bei dem Autoren spielt die Handlung auf zwei Zeitebenen, der Gegenwart des Jahres 1956, an dem Tag, an dem Lion Feuchtwanger das Telegramm erhält, das ihn über den Tod seines Freundes Bertolt Brecht informiert, und in rückblickartig geschilderten Stationen dieser Schriftstellerfreundschaft, die über dreißig Jahre anhielt. Wichtige Stationen waren die Münchener Räterepublik, vor allem aber das gemeinsame Schicksal des Exils. Viele bekannte Namen tauchen im gemeinsamen Bekanntenkreis auf. Eingewoben in diese Darstellung sind Schaffensprozesse des Entstehens von Büchern und Selbstreflexionen des Autoren (Feuchtwanger von Modick in den Mund gelegt) über den Sinn des Schreibens: "Aber vielleicht ist Schreiben zu allen Zeiten, in allen Lagen, gefährlich gewesen und wird es immer sein, weil eine Persönlichkeit hinter den Worten steht, die sich gegen Dummheit und Brutalität der Welt auflehnt. Ja, Schreiben ist verdächtig wie eine Geheimsprache, ein Zeichengeben unter Eingeweihten" (S. 138). Wie hohl ist dagegen vieles, was heute auf dem Literaturmarkt angepriesen wird. Aber vielleicht haben wir auch nur das Glück, in weniger bewegten Zeiten zu leben?