Cover des Buches Das blutende Land (ISBN: 9783426444054)
Monkbergs avatar
Rezension zu Das blutende Land von Klaus N. Frick

Am Ende verlieren alle

von Monkberg vor 6 Jahren

Rezension

Monkbergs avatar
Monkbergvor 6 Jahren

Das Blutende Land ist nicht eigentlich eine Dystopie. Man muss schon sagen: leider. Der Roman von Klaus Frick zeigt vielmehr recht realistisch, was die Gier nach Macht bewirken kann. Die Faktoren, die zur Katastrophe führen, sind allerdings viele und die Mitstreiter, die ohne es zu ahnen in schöner Gemeinsamkeit gegeneinander arbeiten, zahlreich.

Darum verlangt die Lektüre über weite Strecken vielleicht mehr Geduld, als der Leser aufbringen möchte. Wer durchhält, wird jedoch belohnt.

Nein, auch das ist der falsche Ausdruck. Frick geht immer bis an die Schmerzgrenze. Seine Protagonisten werden schonungslos bloßgestellt. Da ist zum Beispiel jener jüngerer Sohn aus der Oberschicht mit dem entsprechenden Standesdünkel, der einen unbedeutenden Statthalter-Posten in der Provinz zugeteilt bekommt, auf dem er aller Wahrscheinlichkeit nichts anstellen kann – und der natürlich unbedingt eine gute Figur machen will, Bedeutung erlangen. Der darum ein leichtes Opfer der Einflüsterungen einer weiteren Figur dieses Romans wird, die von einer anderen Gruppe mit schwindender Macht ausgesandt wurde, um ihn von den wirklichen Vorgängen abzulenken. Das geht schief, in gleich mehrerer Hinsicht. Doch es führt hier zu weit, bis ins Detail auszuführen, hinter welchen Heiligen Gral alle Gruppen her sind, die das Land letztlich nur zum Bluten bringen.

Bluten und leiden werden in dem Krieg, der aus den Machenschaften verschiedener Beteiligter entsteht, hauptsächlich wieder die kleinen Leute. Menschen, die nichts getan haben, das ihr Leiden rechtfertig. Das im Übrigen ungeschönt dargestellt wird. Urteile werden gnadenlos vollstreckt, die Henker lassen ihren teils unschuldigen Opfern kein letztes Fitzelchen Würde, die Mörder und Vergewaltiger erfahren keinerlei Läuterung und die Schlachten sind, was sie heißen: Es ist ein Hauen und Stechen, Schreien, Blut, Gestank, dass man davon entsetzt ist.

Niemand kommt ungeschoren davon.

Nicht der junge Held des Romans, der zu Beginn des Romans aus Unwissenheit Unrecht begeht und in der Folge bitterbose am eigenen Leib erfährt, was Besessenheit wirklich bedeutet. Frick schreibt keine attraktiven Helden, denen die Frauen zu Füßen liegen. Hier wird keine Welt gerettet, wir erleben im Gegenteil einen Untergang, mit dem keiner der Protagonisten gerechnet hat, der aber das Ausmaß einer Lawine annimmt. Frick zeigt das alte Thema des Zauberlehrlings. Die Geister, die im Blutenden Land gerufen werden, nehmen an den Rufern Rache.

Am Ende ist nach dem Krieg eindeutig vor dem Krieg. Es gibt nur quasi Sieger, Menschen, die zu ihrem eigenen Erstaunen überlebt haben und nun wieder bei Null beginnen müssen – wie übrigens alle Überlebenden, auch realer Katastrophen.

Niemandem wird vom Autor etwas geschenkt.

Wer keinen der bekannten „echten“ Kriegsromane lesen möchte und keinen Bock auf die übliche „Junge-rettet-im-Alleingang-die-Welt“ High-Fantasy mehr hat, sollte unbedingt „Das Blutende Land“ lesen. Der Roman ist es wert.

Alle anderen seien hiermit gewarnt.

Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks